Nachthimmel, so dunkel und weit. Verschwimmen von Raum und Zeit. Doch irgendwo und -wann dort oben, über all unseren Köpfen erhaben thronen, so viele Planeten und Sterne, und erhellen die Zukunft aus ihrer edlen Ferne.
Die Faszination des Menschen für den Weltraum mit all seinen Gestirnen ist wohl genauso alt wie er selbst. Bereits in der Stein- und vor allem in der Bronzezeit wurde ein reger Gestirnskult betrieben, innerhalb dessen Fruchtbarkeits- und Totenrituale durchgeführt wurden. Die Astrologie und Astronomie – letztere gilt als älteste Wissenschaft überhaupt – sind somit eng verbunden mit dem Menschsein an sich und der Frage danach, was es bedeutet, ein kleiner Teil in einem großen Ganzen zu sein. Bereits im alten Ägypten und im Reich der Mesopotamier halfen die Sterne und Planeten bei der Berechnung und Einteilung von Zeit, welche sich bis heute nach den Gestirnen richten.
Mit Aristoteles, einem griechischen Universalgelehrten und Schüler des berühmten Platon, nahm die Astrologie, die Kunde vom schicksalhaften Wirken der Gestirne auf Mensch, Gesellschaft und irdischer Natur, ihre klassische Form an. Dafür sammelte und systematisierte der griechische Wissenschaftler astrologische Schriften mit ihren Ansätze und zugehörigem Gedankengut aus der ganzen bekannten Welt – vor allem aber aus Babylon, Ägypten und seiner Heimat.
Ein wichtiger Name, der ebenfalls in der Geschichte der Astrologie nicht fehlen darf, ist der des Claudius Ptolomäus. Der Grieche sollte mit seinen Werken zu Astronomie, Geographie und eben Astrologie noch viele Jahrhunderte das Weltbild der Menschheit prägen. Die Berichte seiner vergeblichen Bestrebungen, rationale und physikalische Grundlagen für die Astrologie zu finden, galten bis in die Frühe Neuzeit als Standardwerke und wurden nicht hinterfragt. Der Antrieb hinter Claudius‘ Schaffen war ein Bedürfnis, was die meisten auch heute noch kennen, durch das Wissen über die Zukunft sein Schicksal gefasster annehmen und besser mit ihm umgehen zu können.
Im späten 15. Jahrhundert und bis 1600 besaß die Astrologie im volkstümlichen Leben der Menschen einen hohen Stellenwert. Man glaubte an das astrologische System des Zeitherrschens: Jede Stunde, jeder Wochentag, jedes Quartal und Jahr waren einem Planeten unterworfen und von seinen Energien beherrscht. Das alltägliche Leben sowie berufliche Tätigkeiten wurden nach diesem System ausgerichtet und ihre Ergeb- und Ereignisse von den Planeten determiniert. Zugrunde liegt diesem Konzept der Parallelismus von Himmel und Erde und die Einheit von Mensch und Kosmos. Der Mensch war somit einer kosmischen Willkür ausgesetzt und nicht Herr oder Herrin über sein eigenes Leben. Auch die Kirche machte sich diesen Glauben ab dem 16. Jahrhundert verstärkt zu nutzte. Himmelserscheinungen wie z. B. Kometen wurden als göttliche Zeichen interpretiert, die entweder als Ermahnung zum christlichen Leben oder als Vorboten des Weltuntergangs fungierten.
Erst mit Johannes Kepler, dem Lieblingsastrologen des böhmischen Feldherrenss und Herzog zu Mecklenburg Wallenstein (welcher noch so viele andere Amtsbezeichnungen und Titel besaß, die hier einfach noch mindestens eine Seite einnehmen würden), änderte sich die Sicht auf die Beziehung zwischen Gestirnen und Menschen. Er stellte das Theorem auf, dass Himmel und Erde in einer symbiotischen Harmonie existieren würden und der Mensch die Energien der Sterne und Planeten für sein eigenes schöpferisches Tun und seine Werke nutzen und lenken könne. Damit gewann der Mensch aus Keplers Sicht wieder an Eigenverantwortlichkeit in Bezug auf sein Leben und war nicht mehr Spielball astronomischer, unerklärlicher Mächte.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert verlor die Astrologie an Einfluss auf Gesellschaft und Wissenschaft. Gründe hierfür lagen in dem Fortschritt der Astronomie, welche mit der Entdeckung der Gravitation und der kosmischen Natur von Kometen einen großen Sprung gemacht hatte, sowie der ideologische Wandel, der sich mit der Industrialisierung in der Bevölkerung vollzog. Erst um 1900 rückte die Astrologie wieder mehr in den Interessenfokus der Menschen. Es bildete sich die pseudowissenschaftliche Disziplin der statistischen Astrologie, welche astrologische Grundaussagen auf Basis umfangreicher und exakter Methoden versuchte, zu überprüfen. Dies leider vergeblich.
In heutiger Zeit und basierend auf dem Ansatz des beginnenden 20. Jahrhunderts entstand die symbolische Astrologie, welche auch mich in vielerlei Hinsicht begeistert. Planeten und Sternzeichen gelten hier als symbolischer Ausdruck psychischer Verhaltensweisen und ihre Bedeutung wird in Bezug auf das Subjekt interpretiert. Im Fokus steht der Mensch als Individuum und nicht die Menschheit als Ganzes. Gestirne, welche bei unserer Geburt den Himmel zierten, der Mondzyklus und die Laufbahnen der Planeten werden heutzutage als Merkzeichen genutzt, welche mithilfe von Analogieschlüssen Vermutungen über mögliche Anlagen und Tendenzen des einzelnen oder einer Lebensphase äußern. Es geht hier viel darum, unentdecktes Potenzial zu entfachen und Selbstakzeptanz zu üben. Für mich persönlich ist demnach Astrologie auch ein Mittel, um mich besser kennenzulernen, mentale Hindernisse zu überwinden und Kraft aus dem zu schöpfen, was bereits in mir angelegt ist. Und weil es mir selbst so guttut, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, möchte ich auch euch in Zukunft daran teilhaben lassen. Unter der neuen Rubrik #astrolo-me findet ihr in nächster Zeit mehr Beiträge zu dem Thema und ich nehme euch mit auf meine persönliche Reise in das Feld der Astro-Wissenschaft.
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