Momentan ist eine komische Zeit – die einen werfen all ihre Vorsätze über Bord wegen Corona, andere setzen sich neue Ziele und führen neue Routinen ein mit derselben Begründung. Und ich? – Ich bin irgendwo dazwischen und versuche irgendwie, an dem festzuhalten, was ich auch schon vor Corona gemacht habe, bin aber gleichzeitig recht unmotiviert, was neue sportliche, ernährungstechnische, spirituelle und weiß Covid-19 was noch für Gewohnheiten zu etablieren. Ich bleibe also bei meinen Standards von ein bisschen Sport, einer ausgewogen ungesunden Ernährung und einem kleinen Hang zu keltischen Festbräuchen. Das einzige, worüber ich mir mal wieder ein bisschen Gedanken gemacht habe, ist das Thema Nachhaltigkeit.
So stellte ich mir mal wieder die Frage, welcher Bereich meines Lebens noch eine kleine Sustainabilty-Spritze gebrauchen könnte, die mir aber gleichzeitig als äußerst bequeme Person nicht wehtäte. Bei den sich auftuenden Möglichkeiten fielen damit Dinge wie ein Einkauf im Unverpackt-Laden aufgrund meiner Faulheit weg und der Besuch eines Bio-Marktes aufgrund meines schmalen Portmonees. Jedoch habe ich drei kleine Veränderungen in meinem Leben getroffen, die teilweise sogar gar nicht von mir verlangten, das Bett zu verlassen oder zu viel Geld auszugeben, und trotzdem mein Leben ein bisschen nachhaltiger gemacht haben.
1. Ich bin zu einer grünen Bank gewechselt.
Für alle Scherzkekse: Nein, ich habe mein Bett nicht gegen ein hölzernes Gestell mit grüner Lackierung, das vermehrt in der Nähe von Rasenflächen und Parkanlagen vorkommt, eingetauscht. Ich habe schlichtweg die Institution gewechselt, die mein Geld in Form eines Kontos verwahrt und damit einen weiteren Schritt in Richtung „nachhaltiger leben“ gemacht. Während gemeine Banken (ja, die Zweideutigkeit des Adjektivs ist mir bewusst) das Geld, was sie von ihren Kunden bekommen nämlich, u. a. in Kohlekraft oder Genfood stecken, ist dies bei grünen Banken nicht so. Diese investieren in nachhaltige Projekte von Bio-Landwirtschaft bis Ökostrom, was mir persönlich mehr zusagt als perfekte, aber gehaltlose Karotten und brauner Strom aus fossilen Brennstoffen. Demnach eine Entscheidung, die ich nicht bereue und für die ich nicht mal das Bett verlassen musste.
2. Ich habe ein Schild mit „Keine Werbung bitte“ an meinen Briefkasten gehängt.
Eine so einfach, aber irgendwie oftmals übersehene Möglichkeit, seinen Alltag nachhaltiger zu gestalten, ist es, einfach keine blöden Werbeflyer und sonstigen Briefkastenmüll mehr zu bekommen. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch die nervige Friemelei, wenn es darum geht, einen verkeilten, halb zerdrückten Flyer für die zwielichtige Pizzeria nebenan aus dem Briefkasten zu zerren oder auch den Aufwand einer akkuraten Mülltrennung bei der Kollektion an Supermarktprospekten, die labbrig in einem dünnen Plastikpräservativ kommen. Nachdem ich es dann auch endlich mal geschafft hatte, mit o.g. Hinweiszettel und Klebeband runter zu den Briefkästen zu marschieren und die Aufforderung zur Unterlassung anzubringen, war ich dann auch sehr zufrieden mit meinem Werk und ruhte mich mit triumphierenden Gewissen in meinem Bett aus.
3. Ich habe Kokosöl als Haarmaske entdeckt.
Früher war ich das totale Verpackungsopfer, wenn es um Kosmetikprodukte ging. Ich musst gefühlt jedes Duschgel, jede Bodylotion und auch jede Haarmaske ausprobieren, die nur hübsch verpackt im Drogerieregal stand. Heutzutage versuche ich, so wenig Produkte wie möglich zu kaufen, was u. a. beinhaltet, dass ich keinen ganzen Vorratsschrank an Kosmetika mehr besitze. Dementsprechend stand ich vor ein paar Wochen vor dem Dilemma, dass ich keine Haarkur mehr hatte und meine Bio-Spülung, die eigentlich eine intensive Tiefenpflege und verbesserte Kämmbarkeit verspricht, ihr Versprechen in keinster Weise hielt. Menschlich enttäuscht von diesem Produkt suchte ich eine Alternative, die einerseits mein Haar pflegt und andererseits das Auskämmen erleichtert. Meine Wahl fiel auf mein Glas voll Kokosöl, welches vollkommen plastikfrei daherkommt und mit vollkommen biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen sowie einer hohen Ergiebigkeit punktet. Also habe ich es mir vor dem Waschen in die Spitzen und Längen einmassiert, mein Haar noch einmal durchgekämmt und dann – nach 30minütiger Einwirkzeit – ganz normal mit Shampoo ausgewaschen. Das Ergebnis hat überzeugt, ich mache das jetzt immer so und verzichte auf extra Haarkuren oder -masken in fancy Plastikverpackung.
Und wieder mal zeigt sich: Nachhaltigkeit kann auch ziemlich einfach und bequem realisierbar sein. Es muss nicht immer der Aktionismus über die körperliche Faulheit siegen, um wirklich etwas an seinem Leben zu verändern. Auch die kleinen, teilweise sogar winzig kleinen Dinge können etwas bewirken, welches vielleicht im Endeffekt in Bezug auf die Zukunft unseres Planeten das Zünglein an der Waage sein kann.
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