Darf ich vorstellen? Das ist Brigid, die keltische Himmelskönigin, Göttin des Feuers, der Sonne und des Herdes, Schutzherrin der Schmiede-, Heil- und Dichtkunst, lehrende Muttergöttin, Patronin der Frauen, und so weiter und so weiter. Eine vielbeschäftigte Frau also, die gute Brigid, deren Name so viel bedeutet wie „leuchtender Pfeil“.
Aber vielleicht liegt der Ursprung ihres unglaublichen Elans darin, dass sie bereits als Kind eine Frühaufsteherin war und ordentlich Feuer unterm Hintern hatte, denn eine Legende erzählt, sie sei bei Sonnenaufgang geboren und habe als Kleinkind in einem Flammenmeer geschlafen. Außerdem ragte Birgid angeblich bei ihrer Geburt ein Flammenturm aus der Stirn, der von der Erde bis in den Himmel reichte. Augenscheinlich nicht das alltagstauglichste Accessoire, aber dafür auf jeden Fall der heißeste Trend der keltischen Götterwelt. Und Hitze bzw. Wärme ist ein gutes Stichwort, denn an diesem Wochenende feierten die Kelten „IMBOLC“, ein Fest, das das Erwachen der Welt aus ihrer Winterstarre und die Wiederkehr lichterer und wärmerer Tage zelebrierte. Dass Brigid mit ihren mannigfaltigen – nennen wir es mal – „Kompetenzen“ hier eine zentrale Bedeutung Inne hat, liegt wohl selbst nach der kurzen Vorstellung, die es am Anfang gab, auf der Hand.
So ist es nämlich ihre Wärme und ihr Licht, welche den Winter vertreiben und dafür sorgen, dass neues Leben entstehen kann – insbesondere innerhalb der Tierwelt. Übersetzt man IMBOLC grob, bedeutet dies „Anlegen der Schafe zum Säugen“ und bezieht sich auf den Umstand, dass die „Lambing-Season“ nun beginnt. Achja, übrigens hat die gute Brigid ebenfalls noch Zeit, sich ums Vieh und die Ernte zu kümmern, auch dafür galt die mächtigste und beliebteste Göttin der Kelten als geeignete Ansprechpartnerin. Infolgedessen bildete sich u. a. in Irland auch das Ritual aus, s. g. „Brigidkreuze“ aus Stroh zu flechten, diese anzuzünden und einen Berg hinunterrollen zu lassen. Davon erwarteten sich die Menschen, eine weitere Stärkung der Sonnenkraft und den Schutz von Haus und Hof.
Aber um IMBOLC zu feiern, muss man nicht unbedingt das Risiko eingehen, eine Wiese in Brand zu stecken oder anders unangenehm als Pyromane aufzufallen. Das keltische Jahreskreisfest kann man nämlich auch mit einem Fokus auf die eigene Person begehen, denn IMBOLC steht ebenfalls für die Erneuerung und Reinigung der Seele. Dementsprechend ist nun auch die beste Zeit, um „neues Leben“ in den tristen, kalten Alltag zu bringen, sich von emotionalem Ballast zu befreien und die Initiative zu ergreifen, was das Schmieden neuer Pläne angeht.
Wie genau man dies jetzt umsetzt, ist jedem selbst überlassen. Aber ihr könnt z. B. die kommenden Tage dafür nutzen, mal eure Wohnung oder euer Zimmer auf Vordermann zu bringen und bei einem Frühjahrputz mal so richtig Großreine zu machen (d. h. nicht nur um Deko und Möbel herumwischen, sondern auch einmal drunter her. Etwas, was ich auch mal beherzen sollte.😉) Eine andere Art und Weise an IMBOLC aktiv zu werden, ist das Ausmisten von eurem Kleiderschrank. Dort verbergen sich nämlich öfter, als man denkt, noch so einige Textilleichen, die nicht mal mehr an Halloween ins Freie drüfen. Hier könnt ihr dann kurzen Prozess machen und einfach alles rausschmeißen (und dann z. B. weiterverkaufen), was ihr nicht mehr mögt oder aus anderen Gründen nicht mehr anzieht. Auch das schafft Platz für Neues (ja, durchaus auch neue Klamotten) und vor allem – so empfinde ich es jedenfalls – mehr Luft zum Atmen und eine gewisse Erleichterung.
Wer aber nicht nur in seinem Kleiderschrank, sondern auch in seiner Seele mehr Raum schaffen möchte, kann seinen Gedanken auf einen Spaziergang freien Lauf lassen. Am besten geht das in der Natur, im Wald, zwischen den Feldern oder am Strand. Lasst euch von euren Beinen tragen und eurer Nase führen. Dabei könnt ihr auch Ausschau nach den ersten Frühlingsboten halten, die dem hellen Ruf der Göttin Brigid gefolgt sind. Des Weiteren besteht natürlich auch die Möglichkeit, zuhause zu meditieren oder schlicht darüber zu reflektieren, was euch unangenehm aufs Gemüt drückt. Habt ihr gefunden, was euch auf der Seele liegt, versucht es loszulassen und es dem schwindenden Winter mit auf den Weg zu geben. Was euch nicht weiterbringt und wohlfühlen lässt, ist wertlos!
Andersherum ist IMBOLC ebenfalls eng mit dem Visualisieren und Fokussieren von Plänen verbunden, also erstellt z. B. eine Bucketlist für dieses Jahr und überlegt euch, wie ihr eure Träume wahrwerden lassen könnt. Legt damit euer Augenmerk auf die positiven Dinge und streift die Dunkelheit des Winters ab. Pflanzt Samen für neue Ideen und Kreativität (oder auch ganz banal und überhaupt nicht metaphorisch: Pflanzt Samen für Kräuter und Blumen in eurem Garten oder auf eurem Balkon). Wachst im Licht der keltischen Himmelsgöttin, bemerkt das langsame, aber sichere Längerwerden der Tage, genießt die erstarkende Sonne und seid euch darüber im Klaren, dass ihr alles schaffen könnt, was ihr euch vornehmt. Sollten Zweifel aufkommen, seht euch einfach nur Brigid an, die kryptonische Powerfrau aus dem Geschlecht der Tagaryen, die einfach mal multitaskingtechnisch überqualifiziert ist, mehr als zehn Jobs hat - und das alles ohne Sekretärin wuppt. Wenn sie das schaffen kann, schafft ihr die Punkte auf euer Bucketliste auch!
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