Stress- etwas, das es auf Social-Media nicht zu geben scheint, aber gefühlt 90% (in der Weihnachtszeit sogar bis zu 99%) unseres Lebens bestimmt. Jenes besteht nämlich (leider?) nicht nur daraus, mit irgendwelchen Schweinchen auf den Bahamas durchs türkisblaue Wasser zu gleiten. Oder mit einer überdimensionierten Schleife im Haar sich vor einem Kamin oder optional vor einem Tannenbaum ablichten zu lassen. Und auch nicht 24/7 daraus, mit einem Kakao in tausend Kissen eingekuschelt in Overknee-Strümpfen auf dem Bett zu chillen – auch wenn uns das Instagram momentan gerne glauben lassen will. Ehrlich gesagt, würde wohl kaum einer diese Alternativen ausschlagen wollen, wenn das eigene Leben sich mal wieder auf Kamikazeflug befindet: Statt mit süßen Schweinchen schwimmt man in solchen Momenten eher in einem Meer an Aufgaben, Abgaben und schlechten Nachrichten. Statt einer Schleife in Instagram-Locken trägt man in diesen Zeiten 10l Haarspray und 5kg Trockenshampoo in den Haaren, weil man es momentan irgendwie nicht schafft, sie zu waschen. Und statt im Bett zu chillen, „chillt“ man angekettet, mit dem zehnten Kaffee statt einer Tasse Kakao am Schreibtisch und das alles in Schlabberklamotten (An dieser Stelle muss ich aber mal eine Zuckerstange für die Schlabberklamotten-Alternative brechen: Schlabberklamotten sind eindeutig viel bequemer als Overknee-Strümpfe, denn die rutschen bei mit immer und statt sexy-wollig-warm sehen die bei mir immer aus, als hätte ich Kniestrümpfe an wie Prince Georg!). Solche oder so ähnliche Lebensszenen haben wir sicher alle schon mal durchgemacht und gerade jetzt in der Weihnachtszeit fällt der Kontrast besonders auf. Während die anderen ihren (Schein-)Alltag alle mit Hashtags wie #cozytime, #christmasfever und #letitsnow versehen, ist bei einem selbst dann eher so #stresspur, #bittekeinfieber, #lassesmirnichtallesumdieohrenfliegen. Oder auf gut Deutsch gesagt: Der Christmas-Pudding ist einfach richtig am Dampfen!
Aber was macht man, wenn man scheinbar keine freie Minute mehr hat, in Arbeit ertrinkt und die (Weihnachts-) Zeit nicht genießen kann? - Alles einfach irgendwie akzeptieren und sein Privatleben aufgeben? Nur noch prokrastinieren und durch sein Instagram-Feed scrollen? Oder sollte man direkt einfach alles hinwerfen und Influencer werden?
All dies sind natürlich Alternativen, die man wählen könnte, wenn man entweder sich selbst für die Arbeit aufgeben, seine Existenz in Social-Media auflösen oder nur noch mit Zahnpasta-Lächeln und Kylie-Jenner-Filter über irgendwelche Bildschirme flimmern will. An dieser Stelle stellt sich aber (mir jedenfalls) die Frage, ob dies auf kurze oder lange Sicht auch wirklich glücklich macht. Ich für mich habe mir fürs nächste Jahr und auch schon für das Ende dieses Jahres etwas versprochen, was mich aus dem Workaholic-Kosmos rausholen und mich trotzdem nicht in meinem Studium ausbremsen soll. Ich habe also beschlossen, drei einfachen Tipps zu folgen, um u. a. noch Zeit zu haben, mich durch inspirierende Instagram-Feeds zu scrollen (die gibt es nämlich auch!) und meine Haare zu waschen:
1- Ich schreibe mir abends To-Do-Listen für den nächsten Tag und kategorisiere die Aufgaben nach Priorität. Dinge, die z.B. Abgabefristen besitzen oder anders terminlich gebunden sind, sind als erstes zu erledigen. Das Bad putzen, den Abwasch machen – all das hat auf diesen Listen weniger Priorität, außer natürlich meine Mum kommt am nächsten Tag zu Besuch und soll nicht denken, dass ich mein Leben manchmal so überhaupt nicht im Griff habe! Besonders hilfreich finde ich diesen Tipp, da ich nicht mehr „Angst“ habe, irgendetwas wichtiges zu vergessen und so den Kopf frei bekommen kann, um z.B. besser zu schlafen. Außerdem sorgt es bei mir dafür, dass ich mein Zeitmanagement besser organisieren kann und so komme ich auch schon zum zweiten Tipp.
2- Ich mache abends immer um 18 Uhr Schluss (sofern sich das mit Univeranstaltungen einrichten lässt). Das klingt zwar spießig, was wahrscheinlich vor allem an der Uhrzeit liegt, aber es sorgt dafür, dass ich mir abends noch einmal Zeit für mich (Sport, Lesen, frisch Kochen) oder für Freunde nehmen kann. Ein fester Feierabend gibt dem Körper jeden Tag die gleiche Zeit für Entspannung und Regeneration, hat also fast dieselbe Wirkung wie mit schwimmenden Schweinchen zu planschen.
3- Ich nehme mir einen Tag in der Woche, an dem ich einfach mal nichts für mein Studium oder meine Nebenjobs tue. Diesen Tag verbringe ich mit Menschen, die mir guttun oder ich nehme mir Zeit für Sachen, die mir wichtig sind. Meistens ist das bei mir der Sonntag, an dem ich mal Arbeit Arbeit sein lassen und auch momentan ein bisschen in Weihnachtsstimmung kommen kann. An diesem Tag hätte ich sogar Zeit, mich vor meinem Miniatur-Weihnachtsbaum „Arnold“ ablichten zu lassen oder in meinen drei Kissen ein Buch zu lesen.
Diese Tipps sind – meiner Meinung nach – echt einen Haufen Weihnachtsplätzchen wert: Sie sorgen dafür, dass der Christmas-Pudding ein bisschen an Hitze verliert und das Leben wieder an Instagram-Qualität gewinnt. So steht einem Post auf Social-Media mit den Hashtags #cozytime, #christmasfever und #letitsnow eigentlich nichts mehr im Wege … außer vielleicht der Wunsch nach Originalität.
Comments