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AutorenbildJacqueline

#dernachhaltigkeitnach: Das Problem mit dem Veganismus 2.0

Wer vegan lebt, verhindert Tierleid und wirkt dem Klimawandel entgegen – dies ist eine Tatsache, die in dieser Weise wohl kaum anfechtbar ist. Jedenfalls nicht, wenn man sich als Veganer nur von Gemüse und Obst ernährt, was man mittlerweile auch im normalen Supermarkt oder Discounter unverpackt kaufen kann. Hat man aber nicht nur Hunger auf Salat und Ofenkartoffeln, sieht die Lage schon ganz anders aus: Vegane Wurst in dicker Verpackung, Sojamilch im Tetrapack und der Cashewjoghurt im Plastikbecher. Gefühlt hat man da alle Benefits für die Umwelt, die in der veganen Ernährung stecken, einfach mal in den Müll geworfen. Dort können es sich diese Vorteile dann neben gammligen Verpackungen gemütlich machen und man selbst kann sich mit dem Spruch: „Ich hab’s ja versucht!“ trösten.

„Aber was läuft da falsch?“, frage ich mich, „Warum muss man als Veganer, der nicht draußen auf der Wiese grasen möchte, gleich die Plastikbombe zünden?“. Das ist doch alles paradox, immerhin ist ein wichtiger Grund dafür, vegan zu leben, etwas für den Umweltschutz tun zu wollen. Eine Ernährung, die vollkommen auf tierische Produkte verzichtet, sorgt nämlich dafür, dass weniger Treibhausgase durch eine Reduktion der Massentierhaltung ausgestoßen werden, weniger Regenwald für Äcker mit Tierfutter abgeholzt und weniger Wasser verschwendet und verschmutz wird. (Mehr dazu auf der Website von PETA: peta.de/umwelt)

Alles gut und schön, eindeutig erstrebenswert – aber eben kaum plastikfrei machbar, wenn man auf seine „Milch“ im Kaffee oder sein „Hack“ in der Bolognese nicht verzichten will und deshalb auf vegane Alternativen zurückgreift. So verhindert man zwar einerseits die Ausbeutung von Nutztieren und die weitere Abholzung des Regenwaldes, fördert aber andererseits die Kunststoffindustrie. Und die hat es faustdick hinter den Plastiköhrchen: Allein die Worte „Fossiler Brennstoff“, „Fracking“, „Mikroplastik“ und Co. lassen Klima- und Umweltaktivisten einen kalten Schauer in der Zeit der Erderwärmung über den Rücken laufen. Das multifunktionale Wundermittel „Kunststoff“ ist nämlich eine große Belastung für unsere Natur, insbesondere auch die Welt der Meerestiere. Also nichts mehr mit „Tierleid“ verhindern durch Veganismus.

Dementsprechend ist es für mich unverständlich, warum es nicht auch für die veganen Alternativen Alternativen in Sachen Verpackung gibt. Für den ein oder anderen mag das jetzt zu zynisch klingen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, wenn ich meine vegane Schinkenspicker in ihrer konventionellen Verpackung kaufe, dann ist das, als wenn man einem Lungenkrebspatienten zu seinen Medikamenten statt einer Packung Tempos eine Packung Zigaretten schenkt. Gefühlt ist die ganze „Wirkung“, die ich mir durch den Verzicht auf tierische Lebensmittel erhoffe, damit zunichte gemacht.

Jedoch möchte ich hier nicht nur meckern, sondern auch mal ein paar konstruktive Ideen bzw. Anregungen geben, was es für Möglichkeiten gäbe, auch vegane Produkte umweltfreundlicher zu verpacken – und Spoilerwarnung: Die sind alle nichts neues oder revolutionäres, das gibt’s alles schon ABER eben für konventionelle tierische Lebensmittel.

1. Glas für vegane „Milchprodukte“

Krass, oder? Man könnte ja wirklich wie normalen Joghurt auch veganen Joghurt in Gläser füllen und auch Sojamilch in eine Flasche statt in einen Tetrapack. Tatsächlich habe ich dies in meiner Jugend, als vegane Wurst noch nach Pappmaschee und kalten Füßen geschmeckt hat, in dem heimischen Bioladen (in einer Kleinstadt!!!!!) schon mal gesehen. Es wirkt aber fast wie natürlich Auslese – nur das natürliche Auslese irgendwie nachvollziehbar ist – , dass diese Idee nicht überlebt hat. „Warum nicht?“, frage ich mich und finde keine plausible Antwort.

2. Eine „Fleischtheke“ mit veganen Ersatzprodukten

Von mir aus muss es auch keine ganze Fleischtheke sein, sondern einfach nur ein Eckchen Platz in der Fleisch- und Käsetheke eines Biomarktes für meine vegane Schinkenspicker und meinen veganen Mandel-Käse. Dann könnte ich meine Tupperdose mitbringen und mir alles dort reinfüllen lassen. Das würde – und ich lehne mich jetzt dabei wohl gefährlich weit über die Fleischtheke – meiner Meinung nach genauso gut funktionieren wie bei Kochschinken und Rindersalami. Was ein Zufall!

Ihr seht, es gäbe Alternativen für die alternativen Produkte und das hier sind auch nur zwei kleine Anregungen, wie ich das Problem lösen würde. Nur sitze ich leider nicht am längeren Hebel, sondern bloß vor meinem PC und teile meine Gedanken mit euch. Aber auch das finde ich wichtig, denn Kritik bringt im besten Fall Veränderung und Veränderung brauchen wir auf diesem Gebiet.

Ich wünsche mir nämlich, dass man auch als Veganer, der sich kein teures Nussmus als Sahneersatz leisten kann und nicht auf manch ein Ersatzprodukt verzichten möchte, nach dem Less-Waste-Prinzip leben und noch mehr für die Umwelt tun kann. Ich möchte, dass meine Mülltonnen nicht ständig voll ist, nur weil ich versuche, weitestgehend auf tierische Produkte zu verzichten. Und ich möchte nicht auch noch in zwei Jahren ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich Hafermilch kaufe und nicht selbst mache, weil mir dazu einfach die Muße fehlt. Ich möchte einfach die gleiche Freiheit haben, auf Plastikmüll zu verzichten, wie jeder omnivore Mensch auch – und ebenfalls ähnlich viel Geld ausgeben und nicht mindestens einen Euro mehr bezahlen, nur weil eine Vegan-Blume auf das Produkt draufgedruckt ist.Ich möchte einfach ernährungstechnische Gleichberechtigung!

Hier kommt ihr übrigens zu meinem ersten Teil:https://jacquiloveslife.wixsite.com/blog/post/dernachhaltigkeitnach-das-problem-mit-dem-veganismus-1-0

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