Nach meinem Aufenthalt in Rom habe ich einfach gemerkt, dass sich etwas verändern muss. Dass ich mich verändern muss, um endlich rauszukommen aus meinem Hamsterrad der ungesunden Gewohnheiten, raus aus dem vorgegebenen Takt einer doch zumeist wirtschaftlich-interessierten Gesellschaft. Ich wollte etwas tun, etwas an meinem Leben verändern, was auch die Welt dort draußen ein ganzes kleines Bisschen besser machen würde – auch wenn’s nur ein winziger Schritt wäre, ich wollte ihn gehen, einen winzigen Schritt in ein freieres und auch gesünderes Leben.
Vor Rom habe ich mich irgendwie „stumpf“ gefühlt, in meinem Alltag gefangen und auf eine sehr unbestimmte Weise irgendwie unglücklich. Als ich dann aus dem Flieger stieg, wieder festen Boden unter den Füßen hatte und wusste, dass in ein paar Stunden mein alltägliches Leben mich wiederhaben würde, hatte ich plötzlich einen Entschluss gefasst. Einen Entschluss, der wohl ungefähr so klang: „Ich ernähre mich ab dem morgigen Tag bei mir zuhause, in meinen eigenen vier Wänden, auf meinen 21 Quadratmetern rein vegan. Kein Käse, keine Eier, keine Milch mehr!“.
Natürlich wusste ich schon lange, dass ein Verzicht auf tierische Produkte in unseren Breitengraden das Beste ist, was man für die Umwelt tun kann. Ich wusste auch, dass eine vegane Ernährung ebenfalls in Anbetracht meiner Endometriose eine Überlegung wert war. Und ich wusste, dass Tierleid nicht dadurch behoben werden konnte, dass ich - wie bisher - nur auf Fleisch verzichte.
Aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte mir einfach der Antrieb gefehlt, die Initialzündung; es war wie ein stockender Motor, der nicht vollends anspringen wollte. Ich war immer kurz davor gewesen, das vegane Cabriolet in Schwung zu kriegen, aber in jenem Moment, nach einem langen Stottern des Motors fehlte mir im Endeffekt die entscheidende Kraft, den Schlüssel weiter in der Hand zu halten und nicht nach dem Käsebrot zu greifen, das plötzlich neben mir in der Luft schwebte.
Ich kann es selbst kaum fassen, dass ich es jetzt seit anderthalb Monaten durchziehe,
dass ich, die als Kind die kleinste größte fleischfressende Pflanze war, mich nun zuhause vegan ernähre,
dass ich als eine Person, der als Kind nachgesagt worden ist, dass man ihr keinen Schnuller sondern besser einen Knochen zum Abnagen zur Beruhigung geben sollte, nun weder Fleisch noch tierische Produkte mehr auf meinen heimischen Teller lege – ich finde selbst, dass das irgendwie erstaunlich ist. Und „erstaunlich“ ist auch ein tolles Stichwort, denn ich fühle mich erstaunlich wohl damit und nicht nur psychisch - sondern auch physisch. Es mag jetzt vielleicht noch Placebo-Effekt und falschem Woodoo-Zauber klingen, aber ich muss sagen, ich bin seit der Ernährungsumstellung weniger müde und vor allem habe ich kaum noch Augenringe. Insbesondere letzteres hat sogar meine Familei letztens bemerkt, denn normalerweise sehe ich ohne Concealer und getönte Tagescreme aus wie Dracula … der bis in die frühen Mittagsstunden gefeiert hat … und mindestens vier Radler- Blutkonserven über den Durst getrunken hat. Mittlerweile kann man mein Äußeres ohne Make-Up immer noch nicht als „himmlisch ausgeruht“ bezeichnen, aber wenigstens nicht mehr als „halb-“ bzw. „untot“.
Wie ihr wahrscheinlich bereits zwischen den Zeilen mitgelesen habt, beschränkt sich meine neue Liebe zum Veganismus momentan nur auf meinen häuslichen Kühlschrank. Dort, wo ich also alles unter Kontrolle habe, dort, wo mir keiner mit blöden Sprüchen kommen kann, dort, wo mir niemand mit der Scheibe Gouda vor der Nase rumwedelt, dort esse ich eben vegan. Wenn ich aber mit Freunden oder Familie unterwegs bin und wir in ein Restaurant gehen, dann gönne ich mir auch mal die Mac’n‘ Cheese, die Pizza mit dick Mozarella drauf, das Eis mit der Extraportion Sahne. Und das esse ich auch nicht nur, weil ich keine veganen Alternativen habe, sondern, weil ich Käse, Eis und auch mal ein Spiegelei durchaus lecker finde und noch nicht vollständig bereit bin, darauf zu verzichten. Es würde wohl mein momentanes Glück, das ich als – nennen wir es „Teilzeit-Veganerin“ – verspüre, irgendwie zerstören. Es würde mich in dem Moment unglücklich machen, darauf zu verzichten – und das ist ok!
Wie ich bereits in meinem letzten Artikel der Reihe #dernachhaltigkeitnach beschrieben habe: Nachhaltig nachhaltig zu sein bedeutet, etwas mit Überzeugung zu tun - fernab von Zwang und Selbstkasteiung. Dieser Prämisse bleibe ich treu, habe aber das Ziel vor Augen, irgendwann vollkommen vegan zu leben. Aber noch nicht heute und auch noch nicht morgen, aber vielleicht übermorgen. Es sind die kleinen Schritte, die einen zum Erfolg führen, es ist jeder Moment, der zählt, in dem man sich für den Zündschlüssel statt für das Käsebrot entscheidet. Es ist eben jeder besondere Augenblick, in dem man ganz frei und individuelle entscheidet, dass sich etwas verändern soll. Genau diese Momente, Augenblicke, Wimpernschläge sind die Zeitpunkte, die einen weiterbringen, die dafür sorgen, dass man den Kotletteknochen weglegt und stattdessen zur Möhre greift. Veränderung muss in einem selbst wachsen und Wachsen ist ein Prozess, der nun mal seine Zeit braucht.
Mehr Vegan- Inspo gefällig, dann schaut gerne bei mir auf Instagram vorbei: Da habe ich seit gestern eine Highlight- Story "Vegan Cooking" und werde heute auch noch meine Lieblingsinstagrammer verlinken, die mich dazu gebracht haben, über Veganismus und ein nachhaltigeres, sowie achtsameres Leben nachzudenken.
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