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Drei Dinge, die ich als Vegetarierin der Welt mitteilen möchte

Der Titel verrät es schon, worum es heute gehen soll. Kurz zur Einordnung: Ich bin jetzt wieder seit über zwei Jahren Vegetarierin und habe Mitteilungsbedarf, vor allem in Bezug auf den omnivoren Teil der Bevölkerung. Wer jetzt eine Moralpredigt erwartet, der ist hier vollkommen falsch. Ich möchte heute bloß ein bisschen aufräumen was den gesellschaftlichen Umgang mit Vegetarismus und seinen Angehörigen angeht und der erste Punkt ist: Vegetarierinnen und Vegetarier sind auch nur Menschen und die meisten haben auch eine fleischige Vergangenheit. Wir leben ein mittlerweile sehr normales Leben, was zwar fleisch- aber nicht freudlos ist, weil es nicht (mehr) nur aus trockenem Tofu besteht. Mag sein, dass genau das, also das gewachsene Angebot an fleischfreien Alternativen in Restaurants und Supermärkten, zu einer ausgeglicheneren Haltung beigetragen hat, aber höchstwahrscheinlich besaß der Großteil von uns diese auch schon immer. Deshalb, liebe Fleischesserinnen und -esser, schon hier ein kleiner Disclaimer: Keine Angst vor Vegetarierinnen und Vegetariern, die meisten von uns sind handzahm.

1. Nicht jede/r Vegetarier/in hat eine Mission!

Ich weiß, dass das jetzt für den ein oder anderen enttäuschend klingt, aber ich für meinen Teil befinde mich mit meinem Vegetarismus nicht auf einer heroischen Umwelt- oder Tierschutzmission. Ich begründe mein Vegetarier-Dasein primär auf einer ganz einfachen Prämisse: „Ich brauche kein Fleisch, um glücklich zu sein. Es fehlt mir nicht wirklich und der Verzicht tut mir nicht weh!“. Diese Aussage eignet sich wohl nicht als Parole für eine Klima- oder PETA-Demo, sie ist schlichtweg und ganz einfach das Ergebnis einer ziemlich rationalen Überlegung meinerseits und beruht auf den gleichen Prinzipien wie auch der Entschluss, trotz Führerschein und finanziellen Möglichkeiten kein Auto zu besitzen. Ich brauche es einfach in einer Stadt wie Aachen nicht; hier kann ich alles zu Fuß erledigen und muss nur in seltenen Fällen auf vier oder mehr Räder setzen – und dafür gibt’s den ÖNVP! Beide Entscheidungen sind gut für die Umwelt, das ist toll, aber ich kann mir nicht auf die Fahne schreiben, dass dies der Hauptgrund war, aus welchem mein Fleisch- sowie Autoverzicht hervorgegangen ist.

2. Hört auf, euch zu rechtfertigen!

Was ich in der letzten Zeit wieder häufig erlebt habe, ist der Umstand, dass sich Leute in meinem Umfeld, die Fleisch essen, bei der kleinsten Erwähnung meines Vegetarier-Daseins augenscheinlich genötigt fühlen, sich zu erklären. Sätze wie „Ich esse nur Bio-Fleisch bzw. Fleisch aus guter Haltung“ oder „Ich esse auch nur so einmal in der Woche Fleisch“ fallen oftmals in diesen Situationen und, wenn ich ganz ehrlich zu euch bin, denke ich mir in solchen Momenten immer nur: „Ist mir doch egal!“. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart, aber genauso hart ist doch irgendwie der Umkehrschluss, den man aus diesen Reaktionen ziehen kann. Immerhin legt diese rechtfertigende Haltung des omnivoren Gegenübers doch irgendwie nahe, dass ich als Vegetarierin alle anderen Menschen hassen müsste, die nicht vegetarisch leben. Dass ich sie aufs Gröbste verurteile und eigentlich am liebsten wie ein Spanferkel auf dem Grill rösten wollen würde. Aber nein, so bin ich nicht und ich glaube, der Großteil der Vegetarierinnen und Vegetarier ist nicht so, u. a. aus dem o. g. Grund, dass die meisten von uns auch mal Fleisch gegessen haben und es ihnen in den meisten Fällen wohl auch geschmeckt hat. Darüber hinaus bin ich auch kein Mensch, der mit allen Mitteln missionieren oder andere Menschen „influencen“ möchte, wie man heute so schön sagen könnte. Für mich ist es nicht schlimm, wenn Personen in meinem sozialen Umfeld keine Vegetarierinnen oder Vegetarier sind (ansonsten wäre mein Freundeskreis auch ziemlich klein). Vegetarisch oder vegan zu leben, das weiß ich, ist für die meisten von uns mit Verzicht verbunden und, wenn man dafür (noch) nicht bereit ist, bringt es auch nichts, sich dazu zu zwingen. Also, no judgement, ich bin auch nicht perfekt! (Deshalb kommt übrigens momentan auch nichts von der Nachhaltigkeitsfront, das habe ich zu meiner Nicht-Schande nämlich auch etwas schleifen lassen in letzter Zeit)


3. Ihr dürft in unserer Anwesenheit Fleisch essen!

Auch eine unangenehme Frage, die sich anscheinend viele Omnivore stellen, ist, ob man in Anwesenheit einer Vegetarierin oder eines Vegetariers Fleisch essen darf. Meine Antwort hierauf: „Juckt mich auch nicht! Esst, was ihr wollt und schämt euch bitte auch nicht dafür, dass ihr heute Heißhunger auf Chickennuggets hattet!“. Ganz ehrlich, ich für meinen Teil würde mir diese Nachfrage eher bei einer Banane wünschen, aber da nimmt keiner auf Bananenphobiker wie mich Rücksicht. Was ich aber eigentlich sagen will und ich denke, damit spreche ich auch wieder für die fleischlos lebende Mehrheit, solange ihr uns keine Hammelkeule auf unsere Gemüselasagne legt, schwingen wir auch nicht die Moralkeule. Wir sind nicht die kulinarische Sittenpolizei, wir essen nur kein Fleisch und (für alle, die das stupider Weise aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen trennen) auch keinen Fisch. Nicht jeder Slytherin ist ein Todesser, nicht jede Vegetarierin/ Veganerin und nicht jeder Vegetarier/Veganer ist ein fanatischer Moralapostel, der Judas vom Tisch verbannen würde, weil er sich ein Schnitzel bestellen will.


Mehr möchte und muss ich hoffentlich nicht dazu sagen. Ich glaube, meine Meinung und Haltung ist relativ klar geworden und die Nachricht ist angekommen: Niemand muss sich schämen, niemand muss sich rechtfertigen, niemand muss auf Nachhaltigkeitsfaschist machen, wenn sie oder er einer Vegetarierin oder einem Vegetarier begegnet. Und damit: Punkt. Aus. Ende. Mic Drop!

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