Wer hat’s erfunden? Woher kommt das? Warum? Einfach nur: Warum? Ist es eine Folge der Erbsünde? Könnte glatt sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass Adam und Eva durchs Paradies geturnt sind, Squads und Chrunches gemacht haben und schon kurz davor waren, ihren eigenen Proteindrink zu erfinden. Auf der Suche nach der passenden Zutat sind sie dann zum Baum der Erkenntnis gekommen, dachten bei sich „Okay, das ist unser neues Super-Food“ und wurde so aus dem Paradies verstoßen. Die Folge: Schweiß, Schmerz und MUSKELKATER!
Ja, ich spreche von Muskelkater und ja, den habe ich nicht oft. Was aber nicht daran liegt, dass ich so viel Sport treibe, sondern ganz im Gegenteil. Und ja, manch einer wird jetzt sagen: „Selbst schuld!“. Und darauf antworte ich: „Nur so halb, immerhin ist das eine ganz perfide Erfindung der Natur, die keinen Sinn ergibt!“. Jedenfalls für mich nicht, denn einerseits braucht unser Körper Bewegung, sollte dankbar sein, wenn wir uns einmal im Monat sportlich betätigen und andererseits straft er uns dann dafür mit einem muskulären Katerschmerz. Was soll das? Das ist doch paradox!
Entweder ist der Körper sauer, dass er keine Bewegung kriegt oder die Muskeln sind sauer, weil sie Bewegung bekommen haben. Das ist ein bisschen so, wie bei einer Magenschleimhautentzündung: Man hat Hunger, der Magen tut deshalb weh und nach dem Essen ist einem schlecht. Das nennen Mediziner „krank“, aber Muskelkater wird in unserer Gesellschaft verherrlicht und vollkommen verharmlost. Da stört es keinen, dass ich mir noch zwei Tage nach dem Bouldern nicht die Haare waschen kann, weil ich meine Arme nicht über den Kopf bekomme. Da stört es keinen, dass ich laufe wie ein gichtkranker König aus der Frühen Neuzeit, der auf sein Pferd gehoben werden muss. Nein, ganz im Gegenteil: Ich kriege noch reingewürgt, dass ich noch öfter Sport treiben und noch öfter diese Pein durchleiden solle.
„Irgendwann wird es besser!“. Ja, irgendwann. Irgendwann habe ich sicherlich keinen Muskelkater mehr, denn dann hat mein Körper sich dem Schmerz ergeben und ist taub geworden. Also wirklich, Muskelkater ist wie das retardierende Moment in einem klassischen Drama. Man denkt, ich als Protagonistin hätte es endlich geschafft, aus der Unsportlichkeit auszubrechen und zu einem dynamischen, kraftvollen Wesen zu werden und dann, dann kommt er in seinem dunklen Gewand, er steht am nächsten Tage vor der Tür und grollt mit tiefer Stimme: „Hier bin ich, der Muskelkater“ und kriecht unaufhaltsam in meine Knochen. Aber wie in den meisten Dramen geht es dann doch wieder halbwegs gut aus: Er verschwindet nach drei Tagen, so unheilvoll wie er gekommen ist und lässt mich mit einem dumpfen Gefühl der Scham zurück. Am offenen Ende dieser dramatischen Erzählung stellen sich die Lesenden die Frage: Wird sie sich ihm erneut stellen? Oder wird sie nach dieser schicksalsvollen Bewegung ihre Faulheit als Schutzschild tragen?
Fragen über Fragen – fast schon rekurrent zu denen am Anfang. Aber trotz all dieses Sinnierens über die Bedeutung und denn Zweck von Muskelkater komme ich nicht wirklich zu einem befriedigenden Ergebnis. Die Antwort versteckt sich immer noch in der Dunkelheit des Nichtwissens. Auch mit Analogien komme ich hier irgendwie nicht weiter, immerhin ist der Kater nach dem Alkoholkonsum eine ganz klare Reaktion auf Nervengift, was unserem Körper nicht wirklich guttut. Heißt das wiederum vielleicht, das Sport wirklich Mord ist? Ist Sport eigentlich Gift für unserem Körper? Oder vielleicht auch nur für meinen? Und habe ich damit eine Ausrede, es einfach zu lassen?
Nein, wahrscheinlich nicht. Denn solch ein großer Irrtum in der Medizin wäre wohl irgendwann aufgefallen wie die „Spinat macht stark“-Sache. Ich muss einfach hinnehmen, dass Sport gesund ist und möglicherweise ist das so ein Ding wie Medizin: Nur wenn sie nicht schmeckt, hilft sie wirklich und macht einen wieder gesund. Trotzdem plädiere ich an die Evolution oder einen Gott, wenn es den gibt, dieses Prinzip doch nochmal zu überdenken. Ist wirklich nicht das Beste! Kriegt von mir 0 von 5 Sternen in der Bewertung und einen Kommentar bestehend aus drei Fragezeichen und einem Facepalm-Emoji!
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