Erfahrungsbericht: Sterilisation
- Jacqueline
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Heute möchte ich auf meinen Blog wieder mal ein bisschen „Aufklärungsarbeit“ leisten und habe mich deshalb entschieden, meine Reichweite ein zweites Mal für das Thema „Sterilisation“ in Kombination mit einem nicht existenten Kinderwunsch zu nutzen.
Denn ja, ich habe mich auch sterilisieren lassen, weil ich weg von hormonellen Kontrazeptiva wollte, aber vor allem, weil es für mich eine wahre Horrorvorstellung ist, plötzlich trotz Verhütung einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand zu halten. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das vor eine Entscheidung stellen würde, die ich nicht treffen will. Und genau, um diese Entscheidung niemals fällen zu müssen, habe ich mich sterilisieren lassen.

Der Eingriff konnte ambulant in einer Klinik durchgeführt werden. Die ganze OP hat keine halbe Stunde gedauert und wurde laparoskopisch durchgeführt. Also ganz ähnlich zu meiner großen Endometriose-OP, als ich Anfang 20 war. Die Ärztin hat sogar die gleichen Einstichstellen verwendet – einmal am Bauchnabel und einmal linksseitig am Übergang von Bauch zur Schamgegend. Ein dritter Kanal auf der gegenüberliegenden Seite war gar nicht von Nöten.
Nach der OP war ich auch relativ schnell wieder wach, die Narkose war wirklich gut dosiert. Zwar erinnere ich mich nicht, wie ich vom OP-Tisch wieder in mein Bett gekommen bin, aber die Anästhesistin hatte mir vorher gesagt, dass ich das irgendwie halbwegs alleine machen muss. Also habe ich das wohl auch halbwegs geschafft.
Wenn ich ehrlich bin, waren aber die Schmerzen direkt nach dem Eingriff schon recht groß. Das mag auch daran gelegen haben, dass nicht nur meine Eileiter kauterisiert, sondern auch ein paar Endometrioseherde entfernt wurden. Also durchaus eine „Zwei-in-Eins-OP“.
(Dies hat übrigens auch dafür gesorgt, dass sich die Kosten für den Eingriff halbiert haben. Generell muss man die OP selbst bezahlen, gesetzliche Krankenkassen kommen nicht für die Sterilisation auf. Dadurch, dass aber mit der Entfernung der Endometriose eine medizinische Indikation für die Operation entstanden ist, übernahm meine Krankenkasse die Kosten u.a. für die Narkose, sodass ich nur noch ungefähr die Hälfte in Eigenleistung zahlen musste. Dennoch lohnen sich auch 800€ für eine Sterilisation, wenn man bedenkt, wieviel Kosten man einspart, wenn man nicht jeden Monat Geld für andere Verhütungsmittel wie die Pille ausgeben muss. – Dass Krankenkassen in diesem Kontext die Kosten für Pille, Kupferkette, Hormonspirale etc. nicht tragen, ist für mich übrigens eine Frechheit. Wenn Untersuchungen bei Schwangerschaften vollständig übernommen werden, dann fände ich es nur gerecht, wenn auch die Entscheidung gegen eine Schwangerschaft unterstützt würde. Ich würde sogar so weit gehen, dass es beim Thema Schwangerschaft nicht nur um ein mögliches neues Leben geht, sondern auch um die Freiheit, selbst über seinen Körper zu entscheiden und dass diese Entscheidungsfreiheit nicht erst bei einer Abtreibung, sondern schon davor beginnt. Nicht jede Person, die schwanger werden kann, aber nicht will, hat die finanziellen Ressourcen dazu, sich ein teures Verhütungsmittel jeden Monat zu leisten, wenn die Krankenkasse es nicht zahlt. Und diese Personen sind dadurch in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt. Das finde ich erschreckend, wenn ich weiter darüber nachdenke.)
Aber zurück zu der OP an sich: Nach dem Aufwachen hatte ich Schmerzen, vor allem, weil sich alles in meinem Unterleib zusammengekrampft hat. Kurz war mir deshalb auch ein bisschen übel. Die Mitarbeiterinnen in der Klinik kamen aber auch sofort und haben mir Frühstück und eine Schmerztablette gebracht. Aber ich glaube, der Kaffee hat am meisten geholfen! Danach bin ich auch relativ schnell aufgestanden und habe mich angezogen. Zwar mag ich Kleider, aber das OP-Hemdchen hatte mir dann doch einen zu tiefen Rückenausschnitt.
Im Anschluss daran musste ich noch ein bisschen im Ruheraum warten, bevor die Ärztin mit mir die Ergebnisse der OP besprochen hat: Und no surprise: Alles hat wunderbar geklappt und meine Eileiter haben erfolgreich die Scheidung von meiner Gebärmutter vollzogen. Dann konnte mich meine Mum auch schon abholen.
Im Großen und Ganzen waren auch die Tage nach der OP schmerztechnisch sehr erträglich. Nur passt auf, wenn ihr das Schmerzmedikament „Sympal“ bekommt. Das hat bei mir eine allergische Reaktion ausgelöst. Einen Tag später hatte ich plötzlich abends ein Gesicht wie ein Fliegenpilz, rot mit weißen Punkten. Tatsächlich wohl eine nicht ganz so seltene Nebenwirkung – jedenfalls wenn man meiner Mum in Kombination mit Dr. Google glaubt. (Und ich denke, wir können ihnen Glauben schenken, denn sie haben die Packungsbeilage gelesen.)
Ansonsten hatte ich persönlich noch ein paar Probleme mit der Vene, durch die ich die Anästhesie erhalten habe. Aber das liegt wohl einfach daran, dass mein Körper manchmal überempfindlich ist. Allgemein kann ich aber guten Gewissens berichten, dass alles andere unproblematisch war. Ich konnte ungefähr eine Woche nicht sitzen, weil mein Unterleib schon ein bisschen angeschwollen und schmerzempfindlich war. Aber jetzt nach zwei Wochen würde ich doch meinen, dass ich wieder vollkommen fit bin – bzw. so „nicht fit“ wie ich auch vor der OP war. Jetzt kann ich auch wieder ohne Probleme sitzen und kann selbst entscheiden, wie langsam oder schnell ich gehe (davor musste ich wirklich langsam gehen, denn jegliche Erschütterung war unangenehm).
Natürlich gebe ich euch gerne auch noch ein Update in einem halben Jahr – u.a. auch um euch zu berichten, wie es mir ergangen ist, nachdem ich nun die Pille abgesetzt habe und, ob ich doch wegen meiner Endometriose wieder mit einer Hormontherapie anfangen muss. Ich halte euch auf dem Laufenden!
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