KONSUM- er bestimmt unser Leben und lässt uns oftmals Dinge kaufen, die wir gar nicht brauchen. Auch ich zähle zu den Verpackungsopfern, auch ich habe einen vollen Kleider- und Vorratsschrank und auch ich kaufe doch viel zu oft Dinge nach dem Motto „Man muss sich auch mal was gönnen“: Das kann ein neues Second-Hand-Teil sein oder ich bestelle mir einfach abends mal eine Pizza, obwohl sich die die Zutaten für mehr als eine Abendessen-Variation noch im Kühlschrank befinden. Besonders jetzt in Corona-Zeiten habe ich das Gefühl, mir mehr „gönnen“ zu dürfen und irgendwie auch den Drang dazu, durch Konsum irgendetwas zu kompensieren: Den Stress, den Verzicht, die fehlende Abwechslung oder auch einfach nur die Langeweile.
Das ist alles schön und gut. Sich etwas Besonderes zu kaufen und damit zu belohnen, gehört in einem gesunden Maße auch zu einem positiven Umgang mit sich selbst dazu. Aber muss es immer etwas Materielles sein? Muss man immer etwas anfassen können, um das Gefühl zu haben, sich was zu gönnen? Ich denke eigentlich nicht. Deshalb habe ich vorgenommen in der kommenden Fastenzeit auf etwas ganz Grundlegendes zu fasten: Unnötigen Konsum!
Warum mache ich das also?
Mir etwas Schönes oder Leckeres zu kaufen, ist für mich in letzter Zeit Teil eines Belohnungssystems geworden, welches ich so nicht weiter ausbauen und stärken möchte. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, u. a. dass ich eigentlich „genug“ von allem habe. („Ja, liebes ES, wir haben genug Spielzeug! Du brauchst nicht noch mehr!“)
Klar, werde ich nun nicht auf Essen oder auch mal aufs Essengehen verzichten oder notwendige Artikel nicht anschaffen, aber ich möchte mich wieder mehr darauf besinnen, was mich wirklich langfristig glücklich macht und was ich essentiell benötige. Und das sind nunmal nur in den wenigsten Fällen ein neues Fashionteil, ein fancy Lidschatten oder eine fettige Pizza vom Lieferservice. Demnach heißt es in den kommenden Wochen für mich, rausfinden, was ich sonst noch für mich tun kann, um die Leere – die ich momentan vor allem mit materiellen Dingen fülle – ein bisschen kleiner werden zu lassen. Ebenso wie rausfinden, was „sich etwas gönnen“ – über den materiellen Konsum hinaus – für mich noch heißen kann.
Was meine ich mit Konsum-Fasten?
Konsum-Fasten bedeutet für mich, auf unnötige Anschaffungen zu verzichten und Kaufentscheidungen wieder mehr zu überdenken. Mich also öfter wieder zu fragen: Benötige ich das wirklich? Habe ich davon einen längerfristigen Mehrwert? Werde ich es wirklich regelmäßig benutzen? Dies betrifft einerseits den Kauf von Klamotten und Drogerieartikeln, aber auch den von Nahrungsmitteln. Das Ziel: Willkürliche Impulskäufe vermeiden und reflektierter einkaufen. Selbst auferlegt habe ich mir explizit eine Kaufsperre für Klamotten und Schuhe. Da habe ich nämlich mehr als genug und es besteht kein Bedarf an Neuanschaffungen.
Was kann ich daraus lernen?
Ich hoffe, durch dieses Fastenexperiment wieder ein bisschen mehr zu mir selbst zu finden. D. h. mich nicht mehr so sehr über materielle Dinge zu definieren, wie ich es jetzt irgendwie schon unterschwellig mache. Ich kann mich z. B. selbst weiterentwickeln, ohne das immer mit neuen Klamotten nach außen sichtbar machen zu müssen– es ist die Einstellung, die meine Außenwahrnehmung verändert und nicht mein Outfit. Außerdem möchte ich Kleidung, Nahrungsmittel und Co. wieder mehr wertschätzen lernen. In letzter Zeit war ich doch sehr blind beim Einkaufen oder Onlineshopping unterwegs – das möchte ich wieder ändern, um ebenfalls auch wieder mehr Dankbarkeit für meine finanziellen Möglichkeiten und meine finanzielle Unabhängigkeit kreieren. Impulskäufe einfach so machen zu können, ist nämlich ein Privileg, was nicht jeder hat und das man deshalb zu schätzen wissen sollte.
Was soll mir dabei helfen?
Erstens werde ich pünktlich zu Aschemittwoch meine heiß geliebte Vinted-App deinstallieren, um mich davon abzuhalten, abends aus Langeweile durchs Angebot zu scrollen. Des Weiteren möchte ich meine Einkäufe im Supermarkt wieder mehr planen, d. h. ran an den Stift und Einkaufliste geschrieben. Außerdem werde ich versuchen in der nächsten Zeit mal wieder meine Ausgaben zu tracken, um einen Überblick zu behalten und einen Richtwert zu generieren, der mir dann auch in den Folgemonaten helfen kann, meine Fortschritte (die ich hoffentlich bezüglich eines gesunden Konsumverhaltens machen werden) nicht direkt wieder zu Nichte zu machen.
So, das ist der Plan, den ich jetzt öffentlichkeitswirksam mit euch geteilt habe – was mich übrigens über meine intrinsische Motivation hinaus (ja, ich habe was aus dem erziehungswissenschaftlichen Studium behalten!) noch mehr dazu anhält, das jetzt auch durchzuziehen. Immerhin möchte ich euch gerne dann nach Ostern auch ein Fazit präsentieren können, ähnlich wie auch schon bei meinem letzten Fastenexperiment. Und ganz vielleicht habe ich ja auch den ein oder anderen von euch inspiriert, auch mal seinen Konsum zu reflektieren und bei Bedarf an der ein oder anderen Stellschraube zu drehen.
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