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#witchup: Kledonomantie oder Das Universum spricht

Magie umgibt uns. Jeden Tag kann ein kleines und manchmal sogar großes Wunder geschehen. Dafür müssen wir nur genau hinhören, hinsehen und hin-fühlen. Insbesondere das „Hinhören“, um z.B. Erkenntnisse in Bezug auf die Zukunft zu gewinnen, besitzt sogar einen eigenen Namen: Kledonomantie bzw. Kledonismus


Das Wort stammt aus dem Griechischen (klèdôn) und bedeutet so viel wie „Omen“. Unter Kledonomantie verstand man in der Antike eine Weissagungspraxis, durch zufällig aufgeschnappte Wortbotschaften bzw. -fetzen göttliche Richtungsweisung und Nachrichten zu erhalten. Insbesondere Zeus wurde nachgesagt, auf diese Weise mit seinen Gläubigen zu kommunizieren. Speziell wenn Kinder vermeintlich „Unnatürliches“ von sich gaben, was beispielsweise ihren Wissens- und Verstehenshorizont zu übersteigen schien, bot Anlass dafür, göttliche Intervention zu vermuten. Außerdem existierten auch besondere „Wortmarker“ –  im Griechischen als kledones oder phemai bezeichnet –, welche jeweils als eine gutes bzw. schlechtes Omen gedeutet wurden. Demnach konnten malae voces (böse Stimmen) Unheil heraufbeschwören und wurde z.B. bei wichtigen politischen oder militärischen Besprechungen explizit vermieden.

Auch in der modernen Witchcraft kann man diese Methodik in abgewandelter Form anwenden, um gewünschte Antworten zu erhalten. Am besten dafür geeignet ist ein Spaziergang an einem belebten Ort wie in einer Innenstadt oder einem Park. Bevor man losgeht, sollte man sich eine möglichst konkrete Frage überlegen, auf die man sich die nächste Zeit konzentriert, während man seiner Wege geht. Ein explizites Hinhören oder Belauschen von Gesprächen anderer sollte vermieden werden. Vielmehr geht es ja darum, etwas un-intentional aufzuschnappen. Das, was dann jedoch trotzdem an das eigene Ohr dringt – mögen es einzelne Worte, Ausrufe oder Sätze sein –, kann im Anschluss im Hinblick auf das eigene Anliegen interpretiert werden und möglicherweise Antworten auf brennende Fragen geben.


Eine Art der Kledonomantie, auf die ich vertraue und die ich eher passiv, als aktiv in meiner Witchcraft-Praxis betreibe, ist etwas weitergefasst und abstrahiert. Speziell, wenn ich Entscheidungen noch zu treffen oder gerade getroffen habe, versuche ich, mich mit dem Universum zu verbinden und hoffe darauf, kleine Hinweise in Bezug auf meine Entscheidung zu erhalten. Beispielsweise als ich mich recht spontan dazu entschieden habe, nach einer Promotionsstelle Ausschau zu halten, hat plötzlich alles wie am Schnürchen geklappt. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich eine Anstellung und innerhalb von einem Monat eine Wohnung wieder in Aachen. Das interpretiere ich nicht als „bloßen Zufall“, sondern sehe es als Bestätigung, dass dies der richtige Weg für mich war. Ich bin nämlich der tiefen Überzeugung, dass das, was für einen bestimmt ist und was man verdient, einen findet und das zur rechten Zeit. Dass ich momentan wiederum noch keine neue Bleibe gefunden habe, liegt demnach für mich daran, dass anscheinend etwas noch Zeit braucht, dass ich noch Zeit brauche und es wird sich in der Retroperspektive erklären lassen, da bin ich mir sicher.


Und auch bei meiner Trennung letztes Jahr habe ich ein „Omen“ vom Universum erhalten. Ich saß weinend an einer Bushaltestelle, als vollkommen zufällig ein Typ vorbeikam. Er fragte mich, was los sei und als er hörte, dass ich gerade mit meinem Freund schlussgemacht hatte, bot er mir eine Umarmung an, die ich auch annahm. Vor der Trennung hatte ich große Angst davor, mich „allein“ zu fühlen, aber dieser random Dude hat mir einfach gezeigt, dass dafür keine Gefahr bestand. Nach dieser Begegnung fürchtete ich nicht mehr, meine Entscheidung bereuen zu können.


All diese kleinen Dinge, diese Mikroereignisse, sind für mich auch Kledonomantie. Ich kommuniziere zwar darüber nicht explizit mit Gottheiten, aber mit dem Universum bzw. erfülle ich „mein Schicksal“. Kledonomantie ist für mich eine Möglichkeit, mich rückzuversichern, wenn ich mal zweifle oder ich mich hilflos fühle. Sie ist damit eine Form der zwanglosen Magie, welche ich alltäglich betreibe und von der ich mich jeden Tag gerne überraschen lassen.

 

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