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#loudandproud: Weil's anscheinend mal wieder sein muss

Eigentlich wollte ich darüber gar nicht so explizit sprechen, weil das allein meine privat-persönliche Entscheidung ist. Eigentlich wollte ich euch heute mit einem ganz anderen Thema auf meinem Blog beglücken. Eigentlich dachte ich, dass es reicht, wenn ich sage, dass ich keine Kinder möchte und ich mich deshalb dieses Jahr dazu entschieden habe, mich sterilisieren zu lassen.


Ja, ihr habt richtig gelesen, ich bin gerade dabei, alle Termine abzuhaken, um im Sommer dieses Jahres meine Eileiter durchtrennen zu lassen. Ich war schon bei meiner Gynäkologin und zu meiner positiven Überraschung stellte sie meine Aussage, dass ich eine Sterilisation erwäge, nicht in Frage. Sie unterschrieb die Überweisung und empfahl mir sogar noch eine Klinik, in der ich den Eingriff vornehmen könne. Bei dieser Klinik habe ich mich dann auch am Montag dieser Woche mit meinem Anliegen vorgestellt und dort dann erfahren, dass ich – auch nach zwei Aufklärungsgesprächen – noch keinen OP-Termin vereinbaren konnte. Der Grund: Zur rechtlichen Absicherung bat mich die Ärztin, erneut in einem Monat wiederzukommen und dann nochmal offiziell mein Einverständnis für diesen Eingriff zu geben.


Sich die Lippen aufspritzen – bzw. sich Nervengift injizieren zu lassen – dass kann man heute teilweise to-go machen lassen. Manche Menschen lassen sich betrunken auf Malle ein Tattoo stechen und ich als erwachsene, nüchterne Frau muss dreimal anderen Personen versichern, dass ich nicht gerade spontan auf die Idee gekommen bin, mich sterilisieren zu lassen? Paradoxe Welt, in der Personen – explizit weiblichen – immer noch es schwer gemacht wird, autonom über ihren Körper zu entscheiden.


Und nicht nur Ärzt*Innen müssen auf Nummer sicher gehen und nachfragen, ob man das auch wirklich will – nein, auch viele andere, z.T. mir vollkommen fremde Menschen fühlen sich dazu berufen, mir auf den Zahn bzw. den Eierstock zu fühlen. Letztes Wochenende war ich auf einer Hochzeit, habe einer anderen Frau von meinen Plänen bezüglich der Sterilisation erzählt, als sich vollkommen ungefragt und unbeteiligt ein Herr einmischte. Dieser fragte mich, warum ich diese Entscheidung für mich getroffen hätte. Ich antwortete recht plausibel, wie ich finde, dass ich keine Kinder wolle. Daraufhin meinte er, dass ich doch nicht wissen können, dass ich keine Kinder wolle, immerhin hätte ich ja noch nie welche gehabt. Ich war in dem Moment doch ziemlich perplex – zum einen über seine Dreistigkeit und zum anderen über seine „Argumentationsstrategie“. Folgt man nämlich dieser, dürfte ich auch nicht solche Aussagen tätigen wie „Ich will keinen Krieg!“ – immerhin habe ich ja noch nie welchen erlebt und vielleicht finde ich es ja ganz toll.  


Da habe ich wieder gemerkt, dass manche Gespräche einfach besser nie geführt werden sollten, denn sie enden wie das geschilderte Gespräch – ich musste es im Endeffekt abbrechen und der Herr ging – aus seiner Perspektive – als Sieger aus der Diskussion hervor.

Aber hier eine kleine Ansage: Nein, wenn ihr ein Gespräch beendet, weil euer Gegenüber einfach vollkommen intolerant, übergriffig und misogyn ist, ist das euer gutes Recht. Es ist außerdem kein Zeichen von Schwäche, sondern einfach ein Akt, um wertvolle Lebenszeit zu sparen. Und diese wertvolle Lebenszeit spare ich mir auch mit der Sterilisation. All die Zeit, die ich früher damit verbracht habe, auf Schwangerschafts- oder Ovulationstests zu starren, um zum vierten Mal zu kontrollieren, dass ich trotz doppelter Verhütung nicht schwanger bin, kann ich jetzt für sinnvollere Sachen nutzen, z.B. um diesen und noch viele weitere Blogposts zu schreiben.

1 Comment


Jacqui Tu
Jacqui Tu
May 18

Jeder Mensch hat das Recht, über seinen Körper zu entscheiden.


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