#loudandproud: Warum ich es manchmal bedaure, dass 2020 nicht die Welt untergegangen ist...
- Jacqueline
- 26. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Disclaimer: In diesem Artikel nutze ich mein Recht auf Meinungsfreiheit. Er enthält zudem ironische, sarkastische und satirische Kommentare.
Triggerwarnungen: Sexuelle Gewalt in der Ehe, Abtreibungen
2025 ist noch niemals einen Januar alt und ich wünsche mir bereits, dass der Maya-Kalender recht gehabt hätte: Wäre die Welt kurz vor Weihnachten 2020 untergegangen, müsste ich mich jetzt nicht mit so viel Weltschmerz rumschlagen. Und Weltschmerz ist noch positiv ausgedrückt, denn eigentlich sind es vielmehr Unbehagen und große Unsicherheiten bezüglich der Zukunft als nostalgische Wehwehchen. Ich lasse mich zwar noch nicht zu dem altbekannten Spruch „Früher war alles besser“ hinreißen, aber vertrete mittlerweile die Meinung, dass es früher vielleicht doch in mancher Hinsicht unproblematischer war.
2020 konnte man beispielsweise noch hoffen, dass es sich bei der Wahl Trumps zum US-Präsidenten um eine einmalige, politische Geschmackverirrung der US-Amerikaner*innen handelte. 2025 kann jedoch als bewiesen gelten, dass dieses Wahlergebnis nicht aus purer menschlicher Fehlereinschätzung herrührte, sondern vielmehr das Resultat von sehr bescheidenem Intellekt und besonders desolater Weitsicht ist. Kurz und knapp: Einen Fehler zu machen ist menschlich, den gleichen Fehler aber zu wiederholen, ist Dummheit!
Aber auch die Bewohner*innen von Deutschland können sich nicht von einer solchen Idiotie befreit wissen. Zwar kandidiert kein verurteilter Straftäter um den hiesigen Posten des Bundeskanzlers (der als reicher, weißer [?] Cis-Mann keinen privaten Golfplatz, sondern ein ganzes Gewässer aus falschem Nationalstolz neu benannt hat), aber gleicht Kanzler-Kandidat Friedrich Merz (CDU) insbesondere im Zusammenhang mit seiner misogynen Weltsicht seinem US-amerikanischen Kollegen. In der Vergangenheit ist der gute Friedrich nämlich vor allem dadurch aufgefallen, dass er beispielsweise gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigungen innerhalb einer Ehegemeinschaft gestimmt hat.
Aber nicht nur seine frauenfeindlichen Ansichten in Bezug auf den Schutz körperlicher und seelischer Unversehrtheit von Ehefrauen, sondern auch in Bezug auf das Recht der physischen Selbstbestimmung der biologisch weiblichen Bevölkerung widerspricht – u.a. meinem – Idealbild einer demokratischen, deutschen Gesellschaft, in welcher alle Geschlechter gleichberechtigt sind. Er ist nämlich einer der zahlreichen Vertreter*innen des Deutschen Bundestages, welche die einfache Information darüber, dass Frauenarztpraxen Abtreibungen durchführen, als medienwirksame „Werbung für Aborte“ charakterisiert. Ich weiß nicht mehr genau, wo ich Folgendes aufgeschnappt habe, aber der Autor oder die Autorin dieses Kommentars trifft vollkommen ins Schwarze, wenn er oder sie argumentiert: Es ist ja nicht so, dass ein Informationsangebot über Orte, an denen Abtreibungen sicher und medizinisch betreut durchgeführt werden können, dazu führen würde, dass man sich mittags mit den Mädels auf einen Kaffee trifft und sich für die folgende Woche für das Social Happening einer Abtreibung verabredet.

Keine biologische Frau entscheidet sich leichtfertig für einen künstlice eingeleiteten Abort. Keine biologische Frau versteht eine Abtreibung als Kontrazeptiva. Keine biologische Frau würde solche Informationen missbrauchen! Vielmehr geht es darum, dass man einfach weiß, dass sollte man ungewollt schwanger werden, es bestimmte Ärztinnen und Ärzte gäbe, die einem helfen würden – und das auch in der Nähe, ohne, dass man eine Weltreise unternehmen muss.
Aber Friedrich Merz ist nicht der einzige „krude Charakter“, welcher sich auf dem politischen Parkett Deutschlands bewegt. Und es sind auch nicht nur Männer, welche wirklich eine schlechte politische Figur machen. Das Spotlight der Schande gehört ebenfalls Alice Weidel. Sie ist Vorsitzende der queerfeindlichen, und für mich rechtsextremen Partei „Alternative für Deutschland“ und das, obwohl sie homosexuell ist. Im Online-Format Frag Selbst rechtfertigt sie ihre paradoxe Parteizugehörigkeit mit der Aussage: „Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“ – Liebe Alice, dann ist ja alles klar! Kann ja jedem mal passieren, dass er einen Menschen des gleichen Geschlechts kennenlernt und dann mehr oder weniger aus Versehen in einer Ehe landet und zwei Kinder adoptiert. Dafür muss man ja nicht zwingend homosexuell oder queer sein. Ist ja alles eine Frage der Definition!
An dieser Stelle möchte ich einfach nur noch sagen, dass mein tiefes Mitgefühl all den missverstanden Personen gilt, die Wasser predigen und Wein trinken müssen.
Aber was bleibt am Ende? Am Ende können wir nur aufklären, über all das, was momentan in der Polit-Landschaft falsch läuft. Aber vor allem können wir am 23.02.2025 zur Wahl gehen und dabei wohlüberlegt ein Kreuzchen setzen, wobei wir an unsere Mitmenschen denken, die vielleicht nicht so privilegiert sind wie andere und/oder die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihres Geschlechtes bzw. Sexualität Diskriminierung erfahren. Ein Kreuzchen also dafür, dass der kalendarische Irrtum der Majas vielleicht doch noch zu einer Chance wird.
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