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AutorenbildJacqueline

Gedanken zu Samhain: Von toxischen Verhaltensweisen und Neuanfängen

Samhain oder das Ende des keltischen Jahres wird in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November zelebriert. Es ist einer der vier großen heidnischen Sabbate, die ihm keltischen Jahreskreis gefeiert werden. Man gedenkt dem Wintereinbruch, den immer kürzer werdenden Tagen und dem Schwinden des Lichtes. In jener Nacht, so glauben die Kelten, hebt sich der Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der Toten und das Tor zur Parallelwelt Sid, oder auch „Elfenhügel“ genannt, öffnet sich, sodass man mit Verstorbenen in Kontakt treten kann.

Einerseits war und ist Samhain somit ein Fest der Ahnenverehrung und des Kommunizierens mit der anderen Seite. Andererseits, in seiner Funktion als Neujahrsfest, bietet die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die Möglichkeit, Inne zu halten, über Vergangenes nachzudenken, Altes loszulassen und Neues zu säen. So kann nicht nur der Tod von geliebten Menschen im Zentrum stehen, sondern auch im übertragenen Sinne, der Tod von toxischen Verhaltensweisen und Gewohnheiten, denn nur im Sterben kann – dem keltischen Glauben nach – Neues entstehen.


Zeichnen statt Frustessen ... und ein bisschen Magie :)

Auch ich möchte Samhain dieses Jahr in jener Form nutzen, als „Fest des Resümees und des Loslassens“. Ich glaube wie jeder von uns, habe auch ich Angewohnheiten und Denkweisen aufgebaut, die meinem Leben und meinem Wohlbefinden nicht besonders zuträglich sind und die momentan auch ein bisschen dafür sorgen, dass ich mich unnötig runterziehe. Ich sammele jene kleine „Übeltäter“ übrigens zurzeit auf schmalen Zetteln, sobald mir diese auffallen und am 31. Oktober möchte ich sie dann einfach symbolisch verbrennen - vielleicht hilft es ja, sie vollkommen loszuwerden. Ansonsten habe ich es wenigstens schon geschafft, sie überhaupt erst einmal wahrzunehmen und über ihre Bedeutung für mein Leben zu reflektieren. Das ist, meiner Meinung nach, durchaus schon ein erster Schritt in die richtige Richtung und hilft dabei, etwas zu verändern.

Natürlich kann und möchte ich nicht, jeden Zettel, den ich bisher geschrieben habe, mit euch teilen. Aber drei davon werde ich nun kurz vorstellen, weil ich glaube, dass ich nicht die einzige bin, die manchmal genau damit struggelt. Also, als kleiner Denkanstoß, als nette Reflektionshilfe und vielleicht auch als Inspiration für euer kleines Loslass-Ritual drei toxische Denk- und Verhaltensweisen, die ich eigentlich nicht im weiteren Leben mehr mit mir rumschleppen möchte:


1. Sich immer vorstellen, was alles schlecht laufen könnte

Der Mensch tendiert dazu, sich immer den Worst-Case auszumalen. Ich denke, das ist zum Teil evolutionär zu begründen, denn man muss – um in der Wildnis zu überleben – auf alle Gefahren gefasst und gegen alles gewappnet sein. Obwohl heute Flora und Fauna (mehr als nötig) gebändigt sind, hat sich an diesem Denken nichts geändert: Wir befürchten immer noch nur das Schlechteste und malen den Teufel in schillerndsten Farben an die Wand wie Michelangelo den Adam einst an die Decke der Sixtinischen Kapelle.

Ich selbst kann mich davon nicht freisprechen, ich war sogar lange der Meinung, dass das der einzige Weg sei, vom Leben nicht enttäuscht zu werden – Spoiler: Es hat mich zwar vor überraschenden Enttäuschungen bewahrt, aber enttäuscht war ich trotzdem, wenn das ausgemalte Negativ-Szenario dann wirklich eintraf. Außerdem neigt man bei der Vorstellung von dem, was alles schief gehen könnte, dazu, maßlos zu übertreiben: Die Teufelshörner werden dann doppelt so lang, die Zähne umso spitzer und der Pferdehuf glänzt in einem tückischen Metallton, der vermuten lässt, dass dieser nicht aus Horn, sondern aus Blei ist und somit umso mehr schmerzt, wenn man ihn gegen den Schädel bekommt. Dass dies vollkommener Bullshit ist und nicht unbedingt zu einem glücklicheren Leben beiträgt, ist nun wahrscheinlich offenkundig. Deshalb soll diese Angewohnheit ab November der Vergangenheit angehören und stattdessen überlege ich mir zur Abwechslung mal, was in Zukunft gut laufen könnte – da gäb’s nämlich so einige interessante Optionen.


2. Frustessen

In letzter Zeit habe ich wieder eine Angewohnheit bei mir entdeckt, die ich eigentlich ziemlich lange ganz gut unter Kontrolle hatte: Das Frustessen. Aber momentan gebe ich mich wieder sehr, sehr gerne der Vorstellung hin, dass Schokolade, Chips und Eiscreme einen harten Tag erträglicher, einen tauben kleinen Finger weniger nervig und meine Masterarbeit schneller fertig machen – Pustekuchen! (Und ja, Kuchen war auch bei meinen emotional-motivierten Fressattacken dabei) Dass das aber im Endeffekt kontraproduktiv ist, muss ich keinem erklären, auch mir selbst nicht. Deshalb möchte ich diese blöde Verhaltensweise jetzt endlich vollkommen loswerden. Stattdessen sollen Zeichnen, Lesen oder etwas Gesundes essen Abhilfe schaffen, wenn ich mal wieder einen schlechten Tag hatte, denn einen Teufel in mein Skizzenbuch malen, macht mich wirklich glücklich und vermeidet Chipskrümel in meinem Bett.


3. Sich ständig über Dinge beschweren

Ja ich weiß, dass Meckern sogar Teil meines Blogkonzeptes und irgendwie auch der Deutschen Kultur ist. Jedoch merke ich momentan an mir, dass ich mich mal wieder mehr beschwere, als es eigentlich notwendig und hilfreich wäre. So mutiere auch ich momentan gerne mal zur Moaning Myrtle, was vielleicht ein bisschen mit meiner unsteten Lebenssituation zusammenhängen könnte, in der sich gerade sehr viel verändert und manches leider auch nicht (Stichwort: Tauber kleiner Finger).

Aber ganz ehrlich, übers Wetter beschweren ist doch wirklich unnötig, genauso wie darüber, dass man schon wieder Frust gegessen hat oder die Zukunft mal wieder düsterer als der Wintereinbruch ausschaut. Mich selbst nervt es ja bei anderen Menschen, wenn die dauerhaft nur am Meckern sind – dann muss nicht auch noch ich meine ganz Tube Senf hinzugeben, ein Klecks Beschwerde-Senf reicht. Deshalb ist es meine dritte Bestrebung, mich nicht mehr so inflationär zu beschweren und wirklich nur noch, um mir ernsthaft was von der Seele zu reden oder euch mit einer neuen #meckerecke zu erfreuen.


Also, nehmt euch doch vielleicht vorm Halloween-Feiern-Gehen ein paar Minuten Zeit, um euch kurz darüber Gedanken zu machen, was für Verhaltens- und Denkweisen ihr pflegt, die euch nicht guttun … und dann lasst sie los. Spürt den Hauch des keltischen Neujahrsfests und vielleicht noch etwas mehr, wenn ihr nachts durch die Straßen wandelt. Es ist Samhain, seid euch dessen bewusst.

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