Ich glaube, wenn wir an unsere (Grund-)Schulzeit zurückdenken, kommt uns eine Sache unausweichlich früher oder später in den Sinn: Freundebücher. Es gibt wohl dort draußen nur zwei Arten von Menschen; die einen, die es gehasst haben, wenn irgendjemand ihnen ein solches Buch auf den Tisch geknallt hat und die anderen, die es heiß und innig geliebt haben – so wie ich. Während einige diese kindlichen Selbstoffenbarungen von ihren Müttern haben schreiben lassen, habe ich bereits früh angefangen, selbst mein Lieblingstier, meinen Traumberuf und mein schönstes Urlaubserlebnis in die mit Diddlmaus, Felix dem Hasen und Co. verzierten Bücher einzutragen. Das Einzige, was ich meist nicht zur Hand bzw. auf dem Schirm hatte, war ein Foto von mir und mein Geburtsdatum – gefühlt musste ich, bis ich elf oder zwölf war, ständig meine Mutter danach fragen.
In Gedenken an diese alten Zeiten und diese tolle Freizeitbeschäftigung, bei der ich mich immer neu erfunden haben und jede Psychologin und jeder Psychologe heutzutage wohl eine multiple Persönlichkeit herauslesen würde, habe ich eine etwas andere Art von Freundebuch für euch vorbereitet – nämlich das ANTI-BUCH, in dem ich nur Fakten über mich mit euch teile, die Dinge betreffen, die ich gar nicht mag.
So heiße ich nicht: Ich weiß, Jacqueline ist für den ein oder anderen ein schwieriger Name, der (zu) viel Artikulationsfähigkeit benötigt. Trotzdem sei an dieser Stelle noch einmal hervorgehoben, dass ich weder Yak (hier auch gerne das Yak- Emoji einfügen) -Lin, Schacklin noch Schakkeline heiße – alles schon vor-, aber nicht gut angekommen. Auch auf die Kurzform „Jacky“ höre ich nicht, die verbinde ich nämlich immer mit einem kleinen hyperaktiven Jack-Russel-Terrier, der entweder alles begatten oder in alles seine kleinen, spitzen Zähnchen vergraben will. Also bitte, nennt mich Jacqui oder Jacqueline und erspart mir die Gedanken an kleine freche Fußhupen oder eine hochasiatische Rinderart.
Das ist nicht mein Geburtsdatum: Auch wenn ich oftmals, das Gefühl habe, ein alter Geist in einem (wenn wir mal ehrlich sind, auch nicht mehr ganz so) jungem Körper zu sein, bin ich nicht in den 1960ern geboren. Meine Schwärmereien für meine neue Waschmaschine, meine Vorliebe, bereits um zehn Uhr ins Bett zu gehen und ebenfalls meine kleine Schwäche für Sendungen wie Bares für Rares sind also bloß falsche Fährten, die mein wahres Alter kunstvoll verschleiern.
Meine Nicht-Hobbys: Wer mich näher kennt, weiß, dass Sport in vieler Hinsicht einen Mord an jeder einzelnen Faser meines Körpers und auch an jeglichem Fünkchen Motivation für mich darstellt. Deshalb – nur noch mal für alle: Insbesondere Joggen, Crossfit, Schwimmen und dem Bus hinterherrennen ist ein großer Teil meines Lebens, gegen den ich mich aktiv entschieden und es bis jetzt auch noch keine Sekunde bereut habe.
Mein Nicht-Lieblingsbuch:
Ich habe viele Bücher gelesen, die eigentlich die Zeit nicht wert waren, die es brauchte, um sich durch x-hundert Seiten Schwachsinn zu kämpfen. Aber am meisten hat mich im Verlaufe des letzten Jahres die Fillory-Saga von Lev Groffmann enttäuscht. Schon lange hatte ich nicht mehr einen so seltsamen, „handlungsstrangulierenden“ Fantasyroman vor mir, der trotz seines Genres einfach auf eine ganz seltsame Art vollkommen fantasielos wirkt. Das einzig Positive: Die Hardcover-Bücher sehen qualitativ sehr hochwertig aus und werten mein Bücherregal wenigstens optisch auf. Gefühlt ist es also so wie mit Omas Lieblingsteeservice: Passt perfekt in die Vitrine, aber die Henkel an den Tassen sind viel zu klein für gewöhnlich Wurstfinger.
Mein Nicht-Lieblingstier: Ich glaube, ganz generell kann ich sagen, dass Tiere ohne Fell bei mir schon schlechte Karten haben. Hühner finde ich z. B. gruselig – mit ihren ruckenden Köpfen, den schuppigen Beinen und den irren, kleinen Knopfaugen. Für mich wären sie eine gute Besetzung für einen Independent Horrorfilm, in dem eine ganze Bauernfamilie auf einem abgelegenen Hof ihrem Geflügel zum Opfer fällt und von den Hühnern mit Haut und Haar aufgefressen wird.
Ansonsten gibt es da noch ein weiteres Tier, was sich meine Gunst vollkommen verspielt hat: Die Mücke. Denn dieses Insekt im Blutrausch erdreistet sich doch tatsächlich dazu, mich in meinem heiligen Schlaf zu stören. Dann fliegt sie über mein Ohr, um dann nicht mehr auffindbar zu sein, sobald ich das Licht anschalte – so als hätte es sie nie gegeben. Und dazu kann ich nur sagen: Einen solchen psychopathischen Schachzug, die Opfer an ihrem eigenen Verstand zweifeln zu lassen, werde ich den Mücken nie verzeihen.
Das soll für heute an Negative-Vibes genügen … aber große Ankündigung: Es wird einen zweiten Teil geben, in dem ihr auch nochmal auf Brot geschmiert bekommt, was ich so gar nicht mag, z. B. Nussnugatcreme auf Graubrot!
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