Leute, es ist Herbst! Es ist Oktober und es ist mal wieder Zeit für eine kleine, feine Meckerecke von mir, denn ich kann diese ganze Herbstliebe auf Social-Media und Co. nicht so ganz nachvollziehen. Jedenfalls nicht in meiner aktuellen Situation, nämlich der, dass ich tatsächlich auch gezwungen bin bei prasselndem Regen, der so beruhigend an die Fensterscheibe klopft, mich auf der nassen Seite des Glases aufzuhalten. Ich muss einkaufen gehen, bei der Arbeit vorbeischauen, dies und das erledigen und das Leben bleibt irgendwie nicht stehen – nur der Tee, den ich mir vor 20 Minuten gemacht habe, um bei mir wenigstens ein bisschen gemütliches Herbstgemüt zu kreieren.
Ach mann, warum gibt es für den Menschen nicht auch sowas wie Winterschlaf – ob jetzt als biologische Veranlagung oder kulturelles Konzept? Ich wäre vollends dabei, mein Körper wäre vollends dabei und mein aktuelles Essverhalten könnte man fast schon als Beweis für eine Hibernationsmutation in meinem Genmaterial interpretieren. Mein momentaner Hunger reicht nämlich locker für die Anlage gewisser Reserven auf Hüfthöhe aus – und ich glaube, ich bin nicht die einzige mit dieser DNA! Also: I´m ready for a change!
Wofür ich nicht so bereit bin und was ich auch nie so ganz verstanden habe, ist dieser Pumpkin-Spice-Wahnsinn, der mittlerweile immer noch grassiert – vor allem wegen einer bestimmten, amerikanischen Kaffeekette. Was ist das eigentlich? Wofür brauche ich das? Kann ich nicht einfach random Zimt auf meinen Kakao oder Kaffee machen und damit glücklich sein? Oder bin ich dann zu basic? Zu langweilig? Nicht spicy genug? Und reicht es überhaupt noch, dieses Gewürzmischung-Sirup-Dings nur in seinem Heißgetränk zu verwenden oder fühle ich es nur richtig, wenn ich mir damit auch die Zähne putze oder die Haare wasche?
Fragen über Fragen, die für mich wahrscheinlich für immer unbeantwortet bleiben, weil ich keinen Pumpkin-Spice-Junkie in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis habe – ob das jetzt etwas Gutes oder Schlechtes in Bezug auf mein soziales Umfeld bedeutet, das überlasse ich jedem selbst zu evaluieren. No judgement, just confusion!
Und wer sich jetzt fragt, warum ich momentan so viele Anglizismen und englische Phrasen verwende, dann liegt es daran, dass ich bei jedem Satz, den ich schreibe, irgendein Reel samt zu Tode gehörter Musik von Instagram vor Augen bzw. im Ohr habe. Denn im Gegensatz zu diesen moody Herbstmenschen kuschele ich mich nicht nachmittags in meinen Lieblingssessel sowie Lieblingsstrickpulli ein und lese ein Buch, während ich einen homemade Pumpkin-Spice-Latte trinke, sondern ich liege – wie eine letzte, ungeerntete Kartoffel auf dem Feld – auf meinem Bett und esse Chips, momentan auch sehr gerne Nachos und dabei schaue ich eben Reels.
Irgendwie traurig und ich könnte das jetzt alles erklären mit „Ich habe keinen Sessel in meiner kleinen Wohnung“ oder „Ich habe keine Kaffeemaschine mit integriertem Barista, der mir Pumpkin-Spice-Sirup in der Kalorienmenge von einer Pommes-Rot-Weiß in meinen Kaffee schüttet“, aber die ehrliche Antworte lautet einfach: Ich fühl’s nicht! Ich komme momentan dafür nicht zur Ruhe, um mehr genießen zu können, als mit Nachos mein Bett vollzukrümeln und auf mein Smartphone zu starren!
Denn der Herbst mitsamt des regnerischen Wetters und der frühen Dunkelheit schlägt mir ziemlich auf die Laune, mir fehlen einfach die Sonne und das Licht. In der Stunde am Tag, in der es vielleicht mal drei goldene Lichtstrahlen durchs buntgefärbte Blätterdach schaffen, bin ich irgendwie immer beschäftigt und kann ihnen dann nicht nachjagen. (Obwohl, vielleicht ist das auch nur eine Ausrede meines Herbst-depressiven Ichs …) In diesen Momenten schaue ich dann bloß sehnsüchtig durchs Fenster, winke den Sonnenstrahlen leicht verzweifelt zu, rufe hoffnungsvoll „Wir sehen uns später!“ und hoffe, dass sie mich erhören mögen.
Aber Puste- bzw. Kürbiskuchen: Sie ignorieren mich einfach eiskalt – denn es ist Herbst und da verliert selbst die Sonne ihre Herzenswärme. Wenn ich dann gegen frühen Abend meine Arbeit getan habe, sind die drei letzten Lichtblicke des Tages weg, ohne Erklärung und ohne Garantie auf baldige Rückkehr; entweder hinter dicken Wolken verschwunden oder demnächst wahrscheinlich auch schon in der allgemeinen Abenddämmerung. Aber hey, cool! Timing hat einfach nicht gepasst, passiert ja jedem Mal. Und, achja, eigentlich komm‘ ich auch suuuupeeer ohne euch klar, Sonnenstrahlen. Ist ja nicht so, dass ich euch brauche! Ja, ihr seid vollkommen ersetzbar, ich stell‘ mich jetzt einfach zwei Stunden vor meine Stehlampe, funktioniert genauso gut und Vitamin D kann man ja ganz easy supplementieren … Also, kein Stress, alles supi – auch ohne euch! *schluchz* *nasehochzieher* *tränenindenaugen*
Achja und das Aller-Tollste am Herbst habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Es ist mal wieder Erkältungssaison, die diesen Herbst besonders „erfolgreich“ ist, weil sich unser Immunsystem das letzte Jahr so gut auf der Maskenpflicht ausruhen konnte. Ich habe diesen Trend auch schon mitgemacht und was soll ich sagen? War eine Erfahrung, die ich nicht vermisst habe, auch wenn sie natürlich zur cozy Herbstzeit dazugehört. Denn was gibt es, das besser zu dieser Jahreszeit passt als rosige, wunde Schnoddernasen und retardierende Hustenkakophonien? Ich weiß es auch nicht. Dem zu Gute halten muss ich aber wenigstens, dass ich sonst nicht diese eine, bahnbrechende Erkenntnis gehabt hätte, die ich euch nun freudestrahlend mit einem Rest Schnodder an der Nase verkünden werde: Das Unangenehmste, was dir in der Öffentlichkeit passieren kann, ist nicht mehr wie früher, zu pupsen, sondern mittlerweile zu husten. Was machen wir jetzt mit der Info? In die Entwicklung eines Cough-Kissens (Nachfolger des Pups-Kissens) investieren und damit steinreich werden! Und dann den Herbst einfach vollkommen an der trockenen Seite des Chalets-Fensters verbringen oder einfach in der Karibik!
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