Heute hätte ein wirklich tiefgründiger, intellektueller oder inspirierender Blogpost erscheinen können, wenn … ja, wenn ich nicht seit letzter Woche Freitag auf Schonkost wäre. Aus medizinischer Sicht ist diese Nahrungsumstellung momentan notwendig, aus ganz subjektiver Perspektive ist dies einfach nur deprimierend und demotivierend – und so bleibt gefühlsmäßig nur die „not“ in notwendig spürbar (und leider auch keine wirkliche Verbesserung meiner Beschwerden).
Der ein oder andere mag jetzt sagen: „Stell‘ dich nicht so an, es gibt schlimmeres. Schonkost ist ja schon Kost!“. Worauf ich nur antworten kann, dass in Kost für mich auch immer die Möglichkeit stecken muss, dass daraus köstlich werden kann und dies ist bei Schonkost irgendwie nur sehr schwer realisierbar. Schonköstlich ist für mich als Germanistin kein Wort mit Zukunft – im Gegensatz zu Pizza mit ganz viel Käse, das klingt nämlich schon köstlich.
Naja, dennoch habe ich es versucht. Als letzte Woche Freitag von meiner Ärztin die Anweisung bekam, doch nun die nächsten Wochen auf Schonkost umzusteigen, habe ich mich ganz brav an den Laptop gesetzt und erstmal gegoogelt, was das denn überhaupt bedeutet. Ich will die Ergebnisse meiner Recherchen mal kurz zusammenfassen: Liebe Vegetarierinnen und Vegetarier, die sie jetzt Schonkost machen wollen/müssen/dürfen/ sollen, schmeißen Sie alle veganen Ambitionen über Bord oder essen Sie zweieinhalb Wochen nur trockene Nudeln. Kurze Erläuterung wiederum hierzu: Erlaubt sind bei Schonkost nur – in Zusammenhang mit einem vegetarischen Ernährungsstil – gewisse Gemüse- und Obstsorten, ballaststoffarme Getreide- sowie fettarme Milchprodukte und Eier. Eine vegane Ernährungsweise ist hierbei wahrscheinlich schon möglich aber eine Herausforderung, für die ich noch lange nicht bereit bin.
Aus irgendeiner vernebelten Ecke meines vollkommen unterzuckerten Gehirns sinniert in diesem Moment, in dem ich das hier niederschreibe, übrigens eine heisere Stimme darüber, ob all die unter Hungersnöten leidenden Menschen im Mittelalter eigentlich nur VeganerInnen auf Schonkost waren… Ich kommentiere diese Eingebung jetzt nicht weiter und sage nur: „Und genau deshalb, meine Lieben, kann ich heute euch einfach keinen Blogbeitrag liefern, der mehr Gehalt hat als ein Ultra-Light-Frischkäse (welchen ich übrigens essen darf!).“
In den ganzen cerebralen Strukturen, die in meinem Kopf existieren, herrscht nämlich mittlerweile ziemliches Chaos. In manchen Regionen ist gefühlt gar nichts mehr los, es herrscht eine unheilvolle Stille und es pfeift nur ein müder Windhauch (Und hier frage ich mich: Ist Wind im Gehirn noch gesund?). In anderen Bereichen schlurfen vollkommen ausgemergelte Bedürfnisse an Rollatoren und auf Krücken herum und betteln mit heiseren Stimmen „Kaffee, Kaffee, Kaffee, bitte Herrin, nur einen kleinen Kaffee!“. Und zu guter Letzt sind da auch noch die bildhaften Gedanken, die mit wiederkehrenden Phantasien von Veggieburgern, Pommes mit Mayo, Halloumi-Dönern, Käsepizzen und sahnigen Nudelgerichten meine Seele unaufhörlich quälen.
Währenddessen in der Realität, in der materiellen Welt außerhalb meines Kopfes sitze ich gerade an meinem Laptop, neben mir eine Flasche Wasser und eine leere Teetasse, die jetzt seit einer Woche keinen Honig mehr gesehen hat. Dazu ist es draußen schon dunkel, die Schwärze eines Januarabends kriecht vom Fenster in mein Wohnzimmer. Es hat etwas Dramatisches, wie ich hier tippe in all diesem Schonkost-Elend, mein Gaumen schwelgt in Sehnsucht nach herzhaftem Genuss und meine Augen sind schon trüb vom Leid der vergangenen Woche. „Was ist der Sinn? Was ist der Sinn des Lebens? Was bleibt uns noch in dieser kulinarischen Einöde“, ertönt wiederum eine Stimme aus dem kognitiven Off. Mich umfängt ein Schleier der Melancholie und ich beschließe, meine Situation zu ändern… nämlich indem ich nun den Laptop zuklappe und meinen anarchistischen Gedanken auf Turkey nun keine Bühne mehr biete. Für heute ist Schluss und übernächste Woche gibt es dann hoffentlich wieder wohlgenährtere und gehaltvollere schriftliche (Über-)Lebenszeichen von mir!
Σχόλια