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AutorenbildJacqueline

#meckerecke: Mitten im Wohnungswahnsinn

Diese Woche habe ich ganz hoch- offiziell meinen Praktikumsvertrag unterschrieben. Es ist also nun amtlich: Ab September beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt und diese Veränderung wird sich nicht nur in meinen Arbeitszeiten pro Woche widerspiegeln (die sich von 6 bis 9 Stündchen auf 40 Stunden erhöhen werden), sondern auch in einem Ortswechsel. Wie ich euch ja bereits mitgeteilt habe, verlasse ich die eine Domstadt für die andere; von Aachen geht’s für mich nämlich nach Köln!

Und damit ich nicht im September direkt wieder eine #meckerecke über die Deutsche Bahn veröffentlichen muss (obwohl ich das eigentlich auch schon heute könnte), habe ich mich dazu entschieden, nicht nur in Köln zu arbeiten, sondern auch ab Herbst dort zu leben. Dementsprechend habe ich mich vor ungefähr zwei Wochen dann auch ernsthaft auf Wohnungssuche begeben und nach anfänglichen himmlischen Sphären der totalen Vorfreude, die sich eigentlich auch nur auf die paar Minuten zwischen der Anmeldung auf den einschlägigen Portalen und dem Verfassen einer Suchanfrage beschränkten, war mir dann schnell bewusst: „Welcome to the WOHNUNGSMARKT- HÖLLE!“.

Nicht, dass ich nicht damit gerechnet hätte, eine Antwortquote von 20% auf meine Anfragen zu haben, oder, dass ich halb Köln nach einer Wohnung durchforsten müsste. Nein, mich hat einerseits geschockt, was alles als, sagen wir mal, „bewohnbar“ in Köln gilt und andererseits, was der Kölner Wohnungsmarkt für Anforderungen an einen stellt.

Damit man sich überhaupt für Wohn- Möglichkeiten aller Art interessieren darf, muss man – wurde mir netterweise bei meiner ersten Besichtigung mitgeteilt – nämlich eine Bewerbungsmappe zusammenstellen. Ja, ihr habt richtig gehört, eine „Bewerbungsmappe“, die dann zu den anderen auf den Stapel kommt, der nach zwei Tagen sicherlich eine stolze Höhe von 50cm erreicht hat.

Als ich das hörte und auch sah, habe ich wirklich einen Moment gestutzt, denn in Aachen hat man den „Luxus“ – wie ich nun zu schätzen weiß - ,dass man meistens nur seine Email- Adresse oder Handynummer hinterlassen muss, wenn’s hochkommt eine Mieterselbstauskunft. Aber keine Bewerbungsmappe!

„Was soll da überhaupt rein?“, habe ich mich gefragt, „Was müssen die überhaupt mehr über mich wissen, als dass ich soweit liquide bin, kein Schlagzeug spiele, weder gefährliche Haustiere á la Fluffy und Norbert (na, wer kennt die beiden?) besitze, noch eine Hanfplantage in der Wohnung einzurichten plane und meine Eltern bereit sind, für mich zu bürgen?“. (Und das sind schon Infos, die ich nicht bei einem ersten Date raushauen würde!)

In meinem Kopf entstanden in diesem Zusammenhang Texte, die in etwa so klangen:

„Sehr geehrter Herr Vermieter,
heute habe ich Ihre Mietobjekt in der Kennstenichtstraße besucht und war von der Wohnung sehr begeistert. Ich qualifiziere mich für die Anmietung des Objektes durch meine langjährige Erfahrung mit dem Leben in einer Wohnung: Von meinem ersten bis zum heutigen Tag habe ich diese Lebensart dem Hausen unter freiem Himmel vorgezogen und mir dementsprechend wichtige Kompetenzen in Bezug auf das Leben innerhalb von vier Wänden angeeignet. Dazu zählt u. a. die Fähigkeit, Türen mit einem Schlüssel statt mit einem Brecheisen zu öffnen. Des Weiteren interessiere ich mich sehr für Laminatböden, würde aber mein Wissen über die Einflüsse von doppelverglasten Fenstern auf den Geräuschpegel innerhalb des Wohnraums noch gerne in Ihrem Objekt veriefen.“

Ich glaube, ich muss nicht mehr dazu sagen … außer vielleicht: „Falls ihr mal zwischenzeitlich in einem Zelt, einem Auto oder Pappkarton gelebt habt, müsst ihr euch dazwischen entscheiden, ob ihr dies in euren Wohnungslebenslauf schreibt und damit einen Erfahrungsrückstand zugebt oder, ob ihr eine Lücke in jener chronologischen Auflistung riskiert in der Hoffnung, es möge dem Vermieter nicht auffallen.“

Nun gut, aber auch ich habe mich dem System gebeugt und eine Mappe mit den jeweiligen Dokumenten zusammengestellt. Was tut man nicht alles für seine Traumwohnung?!

Apropos „Traumwohnung“ – meine Ansprüche bezüglich einer Wohnstätte sind weder besonders hoch, noch nicht existent. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, dass ich mich nicht „verschlechtern“ möchte, was meine Wohnsituation angeht.

Dementsprechend ist die „Wunderschöne Souterrain- Wohnung mit Blick ins Grüne“, die eigentlich nur ein Kellerloch mit einer „2-cm- Luke“ (umschrieben mit dem Euphemismus „Fenster“)ist, die dir den Blick auf die Unterseite des Rasens gewährt, nichts für mich - vor allem, weil zudem die Bilder eine - nennen wir es quasi „sinnliche" - Ausdrucksstärke besitzen, die einen einfach perfekt die modrige Luft und das feuchtwarme Klima von seinem PC zuhause aus spüren lässt - vielleicht eher Aufnahmen für einen avantgardistischen Fotowettbewerb, aber nicht für eine „Verkaufsanzeige".

Ansonsten ist mir auch aufgefallen, dass viele Wohnungen in Köln keine richtige Küche besitzen. Und dabei fasse ich unter „richtige Küche“ noch niemals ein Vier- Platten- Herd und eine Spülmaschine, nein, eine Pantryküche würde mir reichen. Aber selbst diese Erwartung wird in dem ein oder anderen Angebot herb enttäuscht – teilweise befindet sich noch niemals eine einzelne, verlorene Herdplatte in den Objekten. An jener Stelle hätte ich mir wenigstens den Hinweis „Traumwohnung für Rohköstler“ im Anzeigentitel gewünscht. Manche Wohnungsangebote trumpfen im Gegensatz dazu dann schon mit einer einzigen, elektrischen Kochplatte auf, die einen dann zum „One-Pot“- Rezepte- Master macht und gleichzeitig einen bei 40 Grad im Sommer dazu verdonnert, Linseneintopf zu essen.

Schon bei der Vorstellung wird mir unerträglich heiß, dir auch? – Dann kommt hier die Abkühlung! Eine Anzeige, die auf den ersten Blick eine vielversprechende Wohnung zeigte, entlarvte sich im Endeffekt als – im wahrsten Sinne des Wortes - eiskalte Enttäuschung: Warum? Nun ja, der Vormieter teilte einem nach superlativistischen Anpreisungen mit, dass weder Küche noch Diele beheizbar wären und es somit im Winter mal etwas kühler in der Wohnung sein könne. Übersetzt in ehrliches und ungeschöntes Deutsch heißt das: „Im Winter herrschen hier Minusgrade, also entweder leb‘ damit, dass du in einem Kühlschrank haust oder mach‘ was draus, z. B. indem du Pinguinen und Eisbären von Oktober bis März hier Asyl anbietest!“.

Ihr merkt, auf dem Wohnungsmarkt in Köln könnte man sogar einen Pappkarton als nachhaltiges, umweltfreundliche Tiny- House verkaufen, aber so ist das nunmal und ich glaube, Köln ist kein Einzelfall. Ich will an dieser Stelle aber auch gar nicht zu viel meckern, denn ich muss zugeben, wenn ihr meinen Blogbeitrag lest, bin ich gerade auf dem Weg nach Köln meinen Mietvertrag unterschreiben – für meine neue Wohnung, aus der ich zwar nicht das Gras wachsen sehen kann, weder Eisbären noch Pinguinen eine Heimat auf Zeit bieten kann, noch zum Rohkost- oder Linseneintopf- Fetischist werden muss.

Die heutige #meckerecke soll hat damit einen versöhnlichen Ausgang gefunden haben; Ende gut, Wohnung warm – oder wie sagt man?

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