Letztes Jahr bin ich fremdgegangen; ich habe meinen Urlaub an der Nordsee verbracht. Dieses Jahr bin ich aber zurückgekehrt … auf den richtigen Pfad, auf den Weg, den ich von Kindesbeinen an kenne. Und trotz meiner Verfehlung, trotz meines Ausflugs ans andere Ufer war sie wieder für mich da, die Ostsee am Strand von Kellenhusen. Man kann sich einfach auf sie verlassen – im Gegensatz zu ihrer unbeständigen, leicht eingeschwappten nördlichen Schwester. Jene Eigenschaft, das Fehlen einer merklichen Ebbe oder Flut, wird jedoch oft belächelt und von vielen (Banausen) als Schwäche ausgelegt. Es kommen so Sprüche wie: „Also die Ostsee, das ist doch gar kein richtiges Meer ohne Gezeiten. Da fehlt mir einfach dieses gewisse Meer-Erlebnis!“. Dieser Einschätzung muss ich jetzt schon rein faktisch widersprechen; bei der Ostsee hat man im Gegensatz zur Nordsee mehr Meer und das 24h, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Ja, hier in der Lübecker Bucht da fühlt sich das Meer so wohl, dass es nicht mal für ein paar Stunden einfach weg ist mit der Begründung: „Ich komm‘ wieder, wenn all diese nervigen Besucher, die ihre leichenblassen Extremitäten in mir baden wollen, weg sind!“. Nein, die Ostsee erträgt geduldig jegliche Käseblässe oder auch eine fortgeschrittene Krebsröte. Ein weiterer Aspekt, der dazu führt, dass ich die Ostsee ihrer holländisch-niedersächsischen Verwandten vorziehe, ist der, dass hier einfach viel mehr Zivilisation ist. D. h., wenn man abends mal was Trinken gehen möchte, dann muss man nicht 5km über den Strand bis zur nächsten Beachbar laufen oder sich seinen Cocktail in eine Thermoskanne packen und jeden Moment fürchten, dass man zu viel Beach in seinem Sex on the Beach hat. Nein, hier an der Ostsee geht man einfach in eine der vielen kleinen Bars und Cafés auf der Promenade und bestellt sich ein Getränk seiner Wahl. Ganz easy! Ob Kakao mit Amaretto- oder Baileysshot, Aperol Spritz oder einen Ingwer Secco – in meiner Lieblingslocation in Kellenhusen bei EWA’s bekommt mein Herz alles, was es begehrt und meine Leber jenes, was sie auf Touren bringt – und das ganz ohne Sand im Getriebe.
Dieser Punkt ist übrigens auch noch weiter auszuweiten und diesmal gerät auch die mecklenburgvorpommerische Seite desselben Gewässers ein bisschen in die Kritik; denn im „richtigen“ Norden (für alle, die es nicht wissen: Der „richtige“ Norden ist Schleswig- Holstein!) urlaubt man nicht in vollkommener Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Man muss nicht stundenlang über Land bis zum nächsten Ortschild fahren, das einem dann auch nur mitteilt, in einem weiteren, langweiligen 500-Seelen-Kaff (die vierbeinigen Bewohner miteingeschlossen) gelandet zu sein. Von Kellenhusen aus dauert es z. B. nur knapp eine Stunde, um in die „Königin der Hanse“ (Lübeck) zu gelangen und auch Hamburg ist recht flott zu erreichen. Denn in Schleswig-Holstein gibt es doch tatsächlich Autobahnen, um in die nächste Stadt zu gelangen. Man muss sich nicht über ewig lange Landstraßen quälen, auf denen man von vier Schafherde, die die Straße überqueren müssen, fünf Treckern und Bauer Gernot mit seiner Schubkarre voll Kartoffeln aufgehalten wird.
Last but not least muss ich auch gestehen, dass ich an der Ostsee die Tatsache liebe, dass man „Strandspaziergänge“ machen kann ohne später Sand in den Schuhen, Socken, der umgeschlagenen Jeans, den Haaren, dem Mund, den Augen etc. zu haben bzw. vollends paniert zu sein. Auf so modern gestalteten und gepflegten Promenaden wie im Timmendorfer Ortsteil Niendorf flaniert es sich mit Meerblick auch mal fernab der sandigen Unterlage ganz gut. Nichtsdestotrotz kann man auch das andere Erlebnis haben, dann geht man einfach runter zum Strand, am Wasser entlang und schaufelt sich ganz viel Sand für zu Hause in die Schuhe. Also „best of both worlds“ (na, wo sind die Ex-Hannah-Montanna-Fans?) und zusätzlich oben drauf noch die Gewähr, dass man auf jeden Fall mehr als nur einen Tropfen Meerwasser zu Gesicht bekommt.
Summa summarum und ganz ehrlich; die Ostsee und die wunderschöne Lübecker Bucht sind und bleiben meine Favoriten bezüglich Urlaub an einer deutschen Küste. Hier muss man sich angenehmerweise nämlich nicht zwischen Zivilisation und einsamer Sandburg, Strandspaziergang und Shoppingtour, Möwengeschrei und Taubengegurre, Thermoskanne und Cocktailglas entscheiden. Hier wird einfach Unmögliches möglich; in Kellenhusen kann ich nämlich alles haben!
Wer von euch jetzt besagtes Kellenhusen (meine zweite Heimat) mal auskundschaften möchte, der kann diesen Link für seine Investigationen nutzten:https://www.kellenhusen.de/home
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