Heute möchte ich eine Lanze brechen oder vielleicht auch eher einen Zauberstab (sagt man das so in der Zaubererwelt?), für einen Film, der irgendwie von allen Seiten unglaublich viel Kritik bekommt und das zu Unrecht wie ich finde. Ich muss nämlich ehrlicherweise gestehen, dass ich mit leuchtenden Kinderaugen aus Phantastische Tierwesen- Grindelwalds Verbrechen rausgekommen bin und keine Minute davon bereue, denn es kam mir – im Gegensatz zu vielen Gegenstimmen – eben auch nur wie ein paar Minuten vor. Für mich hat sich im Film nichts gezogen oder war gähnend langweilig, sodass ich angefangen hätte, mein Popcorn zu zählen oder so. Ganz im Gegenteil: Ich wollte einfach immer mehr von dem Zauberer-Par(ad)is sehen und immer tiefer in diese magische Welt eintauchen.
Häufig an diesem Film wird kritisiert, dass Newt und auch Tina, deren Charaktere im ersten Teil so unendlich lang(weilig) aufgebaut worden sind, in diesem Film plötzlich – obwohl sie als Hauptcharaktere fungieren (sollten) –in den Hintergrund treten. Die Tatsache an sich kann ich nicht leugnen, aber ehrlich gesagt, hat mir das sehr gefallen, denn sie haben Platz gemacht für, meiner Meinung nach, interessantere Figuren. Was muss man auch zu Newt Scamander mehr wissen, als dass er scheinbar gut zu Vögeln … und anderen magischen Tierwesen ist. (Verzeiht mir bitte hier den schlechten Wortwitz, aber er musste einfach sein!) Und zu Tina … ja was muss man eigentlich zu Tina wissen?- Ich glaube der Fakt, dass sie sich als AURORORIN von dem Halbbruder Letas, der zu dieser Zeit Würmer im Kopf hat, gefangen nehmen lässt, sagt schon genug über sie aus. Ich finde sie nicht wirklich wichtig im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Grindelwald, weil ich nicht das Gefühl habe, dass sie auch nur im geringsten in der Lage wäre, irgendetwas gegen ihn auszurichten und damit den Storyverlauf zu ändern. (Sorry not sorry an alle Tina-Fans!) Deshalb finde ich es vollkommen legitim, dass diese beiden Figuren - der niedliche Zoowärter, der keine Komplimente machen kann, und die unsichere Möchte-Gern-Emanze - in Sachen Grindelwald etwas zurücktreten.
Auch die oft bemängelte Abwesenheit einer Fülle an magischer Tierwesen finde ich nicht wirklich gravierend. Immerhin sehen wir u.a. am Anfang ganz viele kleine, süße Nifflerbabys, deren Niedlichkeitsfaktor eigentlich für den ganzen Film ausreichen würde. Und dann haben wir auch noch dieses asiatische Tierwesen, das irgendwie so aussieht, als hätten ein Drache, ein Löwe und eine Seeschlange sich sehr, sehr liebgehabt. Ich finde dieses Vieh übrigens mega knuffig und hätte es gerne als Mini-Variante als Katzenersatz zuhause.
Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Thema; mir reichen diese Tierwesen als Vertreter ihrer Art – vor allem bei dem Filmuntertitel Grindelwalds Verbrechen – total aus. Ich bin froh, dass es nicht wieder ein Schaulaufen irgendwelcher Mondkälber und anderer mehr oder weniger possierlicher Tierchen gibt, sondern endlich mal Handlung.
Und diese Handlung tragen vor allem die guten, neuen Charaktere: auf der einen Seite Jude Law als durchaus ziemlich attraktiver Young-Dumbledore (worauf ich immer noch nicht wirklich klar komm‘!), Jonny Depp als paralysierender Grindelwald in Schnallen-Stiefelchen und auch Zoe Kravitz als wunderbar ambivalente Leta Lestrange. Letztere wird uns leider in den weiteren Filmen nicht mehr begleiten, was ich sehr schade finde, denn ihre Anwesenheit hätte auch weiterhin ein gutes Pendent zu Miss Salamander-Auge gegeben, mit der ich mich einfach nicht identifizieren kann und will. Also Leta, du wirst mir fehlen, hätte doch J.K. Rowling dein Schicksal mit dem von Tina vertauscht, wie du deinen Bruder und Credence!
Zurück zu Dumbledore und Grindelwald: Während letzterer einfach mal krass jeden um den Finger wickelt und ich Queenie (die ich übrigens als Charakter liebe – was sie wahrscheinlich weiß!) und ihre Entscheidung mit Grindelwald zu gehen total verstehen kann, ist Dumbledores Aussage über Grindelwalds und ihr Verhältnis in der Jugend einfach mal super cool. Dieses lässige „Wir standen uns näher als Brüder!“, past einfach perfekt zu dem Bild, das ich auch vom späteren Dumbledore habe. Denn neben seinem Standardspruch „Liebe, Harry, Liebe“ hat er auch andere Momente, in denen er doch gern mal Süffisanz in Kombination mit einem verschmitzten Lächeln und einer ziemlich direkten Andeutung zeigt. Beide Figuren sind meiner Meinung nach gut getroffen und ebenso famos gespielt – auch wenn ich aus Grindelwald persönlich nicht jemanden mit so einem freakigen Aussehen gemacht hätte. Ich glaube, wenn er etwas „normaler“ aussehen würde, würde er noch mehr seine Intention unterstreichen, nämlich sich als jemand auszugeben, der den Großteil der Zauberer versteht, weil er einer von ihnen ist!
Natürlich sind auch mir die Filmfehler aufgefallen, wie z.B. eine McGonagall, die in einer Rückblende der jungen Leta hinterherstürmt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch niemals in den Köpfen ihrer Eltern geplant sein konnte. Außerdem bin ich auch der Meinung, dass die Gryffindor- Hauslehrerin niemals so hysterisch wie ein aufgeschrecktes Huhn hinter einer Schülerin herlaufen würde. Selbst als jüngere Ausgabe sehe ich sie mit ihrer quasi angeborenen Gelassenheit, die ihr eben jene Autorität verleihen würde, die dafür sorgen würde, dass Leta entweder von alleine oder mit einem kleinen Schlenker von Minervas Zauberstab direkt vor ihr stehen würde.
Auch die Fähigkeit des Spiegels Nerhegeb, der plötzlich Erinnerungen anzeigen kann, und darüber hinaus die Tatsache, dass Dumbledore Verteidigung gegen die dunklen Künste statt Verwandlung unterrichtet, sind nicht kanonkonform … aber trotzdem ändern sie nichts daran, dass dieser Film mir Spaß gemacht hat und ich endlich mal wieder mit dem Gefühl aus dem Kino gekommen bin, dass nur das Popcorn sein Geld wert gewesen ist. Die Düsternis, die Ernsthaftigkeit und das Aufwerfen von Abgründen in den Charakteren haben mich mitgerissen – gerade der letzte Punkt hat mir im ersten Teil sehr gefehlt. Newt, Tina und auch Jacob sind allglatte Persönlichkeiten, ohne dunkle Geheimnisse, aber dafür mit ganz viel rosa-roter Harmoniesucht – sie sind einfach von Kopf bis Zehen gute Zauberer (bzw. No-Mags) und damit einfach langweilig. Dieses Defizit hat der neue Film mit Leta, Dumbledore und Grindelwald sehr gut behoben. Es sind nun Persönlichkeiten im Spiel, über die es sich wirklich lohnt einen Film zu machen. Auch der Actionreichtum und die Geschwindigkeit des Filmes haben mich sehr mitreißen können; die CGI- Effekte sind diesmal wirklich phantastisch. Sie machen Spaß, sind federleicht animiert und schaffen es – meiner Meinung nach – das Publikum zu überzeugen. Am besten aber hat mir tatsächlich das Erkunden des Pariser „Zauberer-Undergrounds“ gefallen. Diese Erweiterung des Harry-Potter-Universums lässt mich insbesondere darauf hoffen in den folgenden Filmen, auch noch weitere Städte aus der Zauberer- Perspektive zu sehen. Eine weitere hoffnungsvolle Erwartung von mir ist es natürlich bei diesem Cliff-Hanger-Ende, das einen wirklich kurz an seinem eigenen Verstand zweifeln ließ, eine plausible Antwort auf all die aufgeworfenen Fragen zu erhalten: Wie kann Credence ein f****** Dumbledore sein? Hier lasse ich mich nicht mit der simpelsten, aber irgendwie auch noch plausibelsten Lösung abspeisen, dass Grindelwald einfach lügt. (An dieser Stelle noch ein kleiner Hinweis: Der Youtuber Dagilp_lbh hat eine echt coole Theorie ausgeklügelt, was hinter Grindelwalds Behauptung stecken könnte! Schaut doch mal vorbei: https://www.youtube.com/watch?v=RxbRbnu2Fqo)
Also liebes Produktionsteam von Phantastische Tierwesen, lieber David Yates und liebe J.K. Rowling, lasst euch was Gutes für mich und alle anderen einfallen, und macht vor allem weiter so! Ich fand’s nämlich wirklich phantastisch!
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