Werbung wegen Verlinkungen
Social Media – eine Gradwanderung zwischen Innovation und Illusion, Inspiration und Irrsinn, Werbeversprechen und Wahrheit. Die meisten von uns scrollen sich tagtäglich durch Feeds mit bunten Bildern, semi-deepen Zitaten und lustigen Videos. Manche – so wie ich – beschäftigen sich sogar beruflich mit diesem Thema und verdienen damit ihren Lebensunterhalt.
Doch geraten Instagram, Facebook und Co. immer mehr in Verruf, sie werden dafür verantwortlich gemacht, dass insbesondere junge Menschen mit Selbstzweifeln, Minderwertigkeitskomplexen und im Worstcase sogar psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Und auch ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass Social Media einem nicht immer guttut, kann man doch sekündlich Menschen dabei zu sehen, wie sie scheinbar erfolgreicher, schlanker und unbeschwerter durchs Leben gehen als man selbst. Infolgedessen verspürt man schnell ein gewisses Gefühl von Leere, die man dann dadurch zu füllen versucht, genau die Produkte zu kaufen, die der Lieblingsinfluencer gerade noch mit (falscher) Begeisterung in die Kamera gehalten hat. Dass das nicht funktioniert und einen nicht nachhaltig zufriedener macht, liegt – glaube ich – auf der Hand und haben die meisten von uns sicher auch schon am eigenen Leib erfahren.
Aber ist Social Media wirklich so zerstörerisch, wie seine schärfsten Kritiker sagen? Sind Instagram und Co. pures Gift für heranwachsende und junge Menschen?
Ich sage: Nein, solange man sie „richtig“ nutzt. Es verhält sich mit Social Media ungefähr so wie mit einer Gabel, benutzt man sie dafür, um nicht wie ein Hund aus dem Napf fressen zu müssen, ist sie sinnvoll und in keinster Weise eine Gefahr für Leib und Leben. Dreht man die Gabel aber um und sticht sie sich ins Auge, kann sie zur tödlichen Mordwaffe werden. Auf Instagram, Facebook und Co. bezogen heißt das so viel wie: „Benutze es so, dass es dir nutzt und dich nicht zerstört.“
Das ist übrigens eine Lektion, die ich auch erst einmal lernen musste. Lange Zeit bestand mein Instafeed auch aus diesen vermeintlich hübscheren, erfolgreicheren und glücklicheren Menschen, die mit einem Colgate-Dauergrinsen durch die Welt reisten, ständig das leckerste Essen aßen, ohne dick zu werden und in einer absolut kitschigen Pärchenharmonie lebten. Und was soll ich mehr dazu sagen als „Glücklicher machte mich das nicht, klüger auch nicht und ebenso nicht zufriedener mit meinem eigenen Leben.“
Wenn ich nun retroperspektiv darauf zurückschaue, schüttele ich nur den Kopf, denn heute weiß ich es besser. Ich konsumiere nur noch Content, der mit guttut – in verschiedenster Form. Mancher davon regt mich an, kreativ zu werden, anderer erweitert meinen Horizont mit neuem Wissen und letzterer gibt mir einfach ein gutes Gefühl, weil die Personen ihre positive Energie mit mir teilen. Entfolgt habe ich all diesen Menschen, die ständig nur Produkte in die Kamera halten und mir zeigen, was ich vermeintlich noch dringendst in meinem Leben brauche – z. B. diese eine besondere Haarmaske, die sich perfekt durch pures Kokosöl ersetzen lässt. Oder das eine sexy Sportoutfit für über 100 Euro, obwohl ich auch in T-Shirt und Schlafshorts Sport machen kann oder in meiner sonstigen Sportkleidung, die ich längst schon besitze. Und diese eine Mascara, die sogar noch mit Rabattcode einen kleinen Wocheneinkauf teuer ist, die brauche ich doch ehrlich gesagt am aller wenigsten, da tut’s auch die, die ich bereits zuhause habe.
Mein Feed wurde also grundgesäubert: Keine Schminktutorials mehr, auch keine Fitnessblogger, die vom vielen Hinternrausstrecken und Hohlkreuzmachen sicher schon ein echtes Rückenproblem haben und auch keine ausdruckslosen Gesichter mehr, die ich einfach nur geliked hatte, weil sie hübsch waren.
Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, die Gabel zum Essen und nicht in autoaggressiver Form zu nutzen. Deshalb ist mein Instagramfeed mittlerweile auch nur noch gefüllt mit Content, der mich inspiriert, mir neue Sichtweisen eröffnet, mich informiert oder mir einfach nur ein wohliges Lächeln ins Gesicht zaubert (ich sage nur „Hundewelpenalarm“). Und auch bei meiner Arbeit im Social Media-Bereich habe ich mir das Ziel gesetzt, nicht nur random Storys und Feedposts ohne Inhalt zu machen, sondern die Reichweite zu nutzen und etwas Sinnvolles damit anzustellen (also schaut auch gerne Mal bei @kastenbeinundbosch vorbei). Denn Instagram und Co. sind ebenfalls tolle und vor allem kostenlose Wege, Wissenswertes und Wichtiges zu teilen und damit die Welt ein bisschen besser zu machen, indem man vielen Leuten auf einmal die Augen öffnen kann.
Dass das funktioniert, habe ich selbst am eigenen Leib erfahren. Ob es nun @dominokati und @silvicarlsson waren, die mich erst auf die Krankheit „Lipödem“ aufmerksam gemacht und in mir den Verdacht geweckt haben, auch darunter zu leiden oder ob es Accounts wie @zweidiereisen, @mari.linni oder @janaklar sind, die mich immer wieder dazu anregen, über Themen wie Nachhaltigkeit, Veganismus und Umweltschutz nachzudenken. Und ein ganz besonderer Shout-Out geht auch nochmal an @jankappelmann, der mir mit seinen Stories zum aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehen eben jene wichtigen Dinge näher gebracht hat und jeden Tag aufs Neue dafür sorgt, mir in diesem Bereich wirklich einfältigen Kartoffel die Welt zu erklären.
Demnach liegt es bei jedem von uns selbst, was man aus Social-Media macht. Denn Instagram und Co. haben mehr zu bieten, als nur durchtrainierte Pos in knalligen Sportleggins, Schminkvideos mit überteuerten Produkten und Eiweißshakes, die ganze Mahlzeiten ersetzen können, sollte man mal alle Zähne auf einmal verlieren. Bei der bewussten Nutzung können uns diese sozialen Plattformen sogar in unserer Entwicklung unterstützen, uns klüger machen (damit wir auf diese ganzen Werbelügen nicht reinfallen) und uns auch selbst die Möglichkeit geben, etwas zum Positiven zu verändern.
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