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AutorenbildJacqueline

#nachgedacht: Von mehr und weniger

Weniger ist mehr, aber definiert unser Weniger auch unser wer?


Oder, um es etwas platter zu sagen: Sind wir das, was wir konsumieren? Diese Frage habe ich mir im letzten Monat gestellt, in dem ich aufgrund meines Umzugs in eine größere Wohnung einiges an Geld ausgegeben habe. In dem ein oder anderen Moment habe ich bei manch einer Rechnung auch schmerzlich zusammengezuckt: die Küche musste übernommen werden, ein neues Sofa sollte her und viele Kleinigkeiten haben sich in meinen Bestellungen angesammelt, die meine Wohnung so schnell wie möglich gemütlich machen sollten. Mittlerweile ist dieser Prozess abgeschlossen, ich fühle mich sehr wohl in meiner neuen Wohnung und bereue keinen Einkauf wirklich. Trotzdem habe ich aber bereits in den Wochen des Bestellens und Bezahlens mir vorgenommen, nun die nächsten Monate etwas mehr zu sparen.

Aus diesem Vorhaben ist dann aber durch ein Youtube-Video, das mir zufällig angezeigt worden ist, ein Reflexionsstrudel geworden, in dem ich mich bis heute noch befinde. Kurz um: Ich bin auf das Thema „Minimalismus“ gestoßen, was mich besonders emotional sehr berührt hat. Die Vorstellung, mit weniger glücklich zu sein, seine Probleme nicht mehr mit Konsum zu lösen, mehr Zeit zu haben, weil man sich um weniger kümmern muss, mehr Freiheit sein Eigen zu nennen, weil man im wahrsten Sinne des Wortes „Freiraum“ besitzt. Einfach mehr Luft, mehr Platz für Selbstentfaltung, weniger Druck, weniger das Gefühl, dass einem die Wände zu nahe rücken…





All das klang und klingt bis zum heutigen Tage in mir nach und hat gewisse Bedürfnisse geweckt, die tatsächlich diesmal mit dem Gegenteil von Konsum befriedigt werden wollen. Ich ging z. B. zu meinem Kleiderschrank und hatte plötzlich das Gefühl, von all den Textilien erschlagen zu werden, mich überkam der Drang, mich eines Großteils dieser zu entledigen. Gefühlt zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich nicht mehr, ich wollte weniger und so habe ich in den letzten Wochen ausgemistet. Mein Kleiderschrank ist immer noch gefüllt und ein bisschen erstickt mich diese Masse noch, aber ich will auch nichts überstürzen. Deshalb habe ich beschlossen, nun bewusst darauf zu achten, welche Kleidungsstücke ich oft anziehe und in welchen ich mich besonders wohlfühle, die anderen sollen nun ebenfalls Schritt für Schritt weichen.


Ein weiteres Ziel, was ich mir gesetzt habe, ist jetzt erstmal im Januar nichts mehr zu kaufen, was ich nicht dringlich zum Leben brauche. Also ein bisschen das, was ich bereits letztes Jahr in der Fastenzeit ausprobiert habe. Eine „No-Buy-Challenge“ soll es werden (also meine Einkäufe auf ein Dringendnotwendiges zu beschränken) und ich möchte dabei auch wieder mal meine ganzen Vorräte in Küchenschränken und im Kühlschrank aufbrauchen. Als ich nämlich umgezogen bin, war ich schon ein bisschen erschrocken, über all den Kram – und ja ich nenne es bewusst „Kram“, denn es war eine undefinierbare Menge an Besitztümern – der sich da in nur anderthalb Jahren angesammelt hatte. Schon allein beim Kistenpacken, habe ich einiges aussortiert. Darunter fielen vor allem Dinge, die man glaubt, irgendwann mal zu brauchen, auch wenn man es die letzten zehn Jahre nicht getan hat. Ich denke, jede/r hat sowas zuhause und nur in einem von hundert Fällen wird man es wirklich mal benötigen. Aber ich gebe ehrlich zu, ich bin nicht gut in Mathe oder Wahrscheinlichkeitsrechnung, es kann auch noch eine viel geringere Chance dafür bestehen…


Trotz der ersten Ausmist-Aktion besitze ich noch vieles, was weder nützlich ist, noch mir Freude bringt. In Zukunft sollen auch diese Dinge verschwinden und auch nichts Neues, was unter diese Kriterien fällt, angeschaftt werden. Also will ich mich bei zukünftigen Anschaffungen bewusst und zielgerichtet fragen: Brauche ich das wirklich? Und/ oder erfreut es mich auch längerfristig? Der Plan und Wunsch dahinter: Ich möchte nicht bereits in einem halben Jahr schon wieder einen neuen Schrank kaufen müssen, weil auch jetzt in meiner größeren Wohnung plötzlich wieder jeder Stauraum aus allen Nähten platzt. Stattdessen möchte ich nutzen, was ich habe – mal endlich all die Bücher lesen, die unberührt in meinem Regal stehen. Ja, ich gebe zu, dort sehen sie fantastisch aus und die Besucher/Innen meiner Wohnung halten mich dadurch wohl für intellektuell, aber eigentlich sind Bücher zum Lesen da und nicht, um schön auszusehen. Deshalb werde ich mir im Privaten nun erst ein neues Buch kaufen, wenn ich allen bisher unberührten, literarischen Schönheiten (naja, eher „von mir unberührten Schönheiten“, denn die meisten sind eh secondhand) ihre buchstäbliche Unschuld genommen habe.


Ich bin sehr gespannt, wie das nun alles wird und wie ich mich dabei fühlen werde, war doch Konsum für mich oftmals eine Art Belohnung und manchmal auch ein Versuch, mein Selbstwert durch Besitz zu heben. Doch von diesen toxischen Gewohnheiten möchte ich gerne weg und vor allem davon, all die Dinge, die mich umgeben, indirekt als Ballast zu empfinden, sobald ich sie auch nur länger ansehe, weil mir dann bewusst wird, dass ich sie weder benötige, noch dass sie mir große Freude machen…


Falls ihr noch Inspiration zum Thema "Minimalismus" sucht, kann ich euch folgenden Youtube-Kanal empfehlen: https://www.youtube.com/@EINFACHLEICHTER.

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