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AutorenbildJacqueline

#nachgedacht: Wer suchet, der findet?

Letztes Wochenende haben viele Menschen das Osterfest gefeiert; ein Fest mit christlichem Ursprung. Aber für mich ging es als Kind vor allem darum, zu suchen und zu finden – ein Osternest im Garten mit bunten Eiern drin oder den Schokohasen im Küchenschrank. Das war für mich Ostern; eine spannende Suche, welche vom Erfolg des Findens gekrönt wurde. Wenn ich nun so darüber nachdenke, in Erinnerungen schwelge, dann kommt mir der Gedanke, dass das Leben ebenfalls oft daraus besteht, etwas zu suchen und darauf zu hoffen, es zu finden.


Und damit meine ich nicht, die verlorene Socke, welche mit ihrem abhanden gegangenen Gegenstück wieder vereint werden möchte oder den Haustürschlüssel, den man mal wieder verlegt hat, sondern all die Antworten, den Sinn oder die Anerkennung, die viele von uns immer wieder in ihrer Daseinszeit auf Erden suchen. Manchmal kann diese Suche unser ganzes Leben bestimmen, uns blind machen für alles um uns herum, einen Tunnel erschaffen, welcher uns leitet, aber auch jeglichen anderen Weg unsichtbar werden lässt.

Die einen suchen nach der Liebe ihres Lebens, andere nach einer zündenden Idee, die alles verändert und wiederum andere suchen nach Heilung und Genesung, Frieden und Glück. Die Dinge, die wir finden wollen, sind so individuell wie die jeweils Suchenden und doch vereint uns, der Wunsch zu finden, was wir (vermeintlich) benötigen, um glücklich zu sein. Dafür verleugnen wir uns manchmal selbst, strengen uns zu sehr an und gehen über unsere Grenzen, verletzen Gefühle oder ignorieren Möglichkeiten und Chancen, die uns das Leben eröffnet. Wir verfolgen viel zu oft einen viel zu gradlinigen Weg, weil wir glauben, nur dieser kann uns zu dem führen, was wir wollen oder uns wünschen.





Die „ewige Suche“ ist jedoch nicht nur ein Motiv aus Erzählungen, Sagen und Märchen, sondern ein reales Schicksal, das viele Menschen in unserer Gesellschaft trifft und dafür sorgt, dass diese an vielen Momenten der Freude und des Glücks vorbeirasen, weil sie meinen, noch etwas Besseres finden zu mögen. Sie leben in einem dauerhaften „Wenn-dann“-Zustand, welcher sie taub macht und desensibilisiert für alle die kleinen, aber guten Dinge, die ihnen wiederfahren. Sie erwarten ein Feuerwerk am Ende ihrer Suche, sie erwarten ein „Mehr“ zu finden, welches die Strapazen ihres Lebens lindert und vergessen macht. Am Ende bleibt diesen Menschen aber meist nur der Rückblick auf ein ungelebtes Leben, auf vertane Chancen, auf eine emotionale Einöde.


Auch die Suche nach uns selbst kann auf einen solchen Pfad führen, sie kann dafür sorgen, dass wir in all dem, was wir tun oder denken, nach Bedeutung suchen, alles zerdenken oder uns vollkommen in unserer eigenen Gedankenwelt verlieren. Manche Menschen entwickeln in diesem Zusammenhang einen destruktiven Selbstoptimierungsdrang oder einen ungesunden Perfektionismus, weil sie einem Idealbild hinterherrennen, was sie zum Ziel ihrer Suche gemacht haben, aber in der Realität nicht gefunden werden kann. Am Ende stehen diese Menschen vielmehr noch vor der Frage, wer sie sind bzw. wer sie wirklich gewesen wären ohne jene erfolglose Suche nach sich selbst.


Öfter, als wir denken, suchen wir zudem an den falschen Stellen. Wir suchen Liebe bei emotional unerreichbaren Personen, Zufriedenheit in einem Job, der uns nicht erfüllt, oder Heilung in toxischen Beziehungen. Es ist, als suchen wir wahres Glück im Glücksspiel. Um erfolgreich zu suchen, müssen wir uns in erster Linie darüber klar werden, wo es am meisten Sinn ergibt, danach die Augen offenzuhalten. Haben wir diesen Bereich unseres Lebens ausgemacht, wird uns vielleicht auch schon bewusst, dass wir das, was wir begehren, längst schon haben – vielleicht auch in einer Form, in der wir dies nicht erwartet haben – oder, dass zuerst Veränderungen erfolgen müssen, damit wir das erhalten, was wir uns von Herzen wünschen.


Ziele und Wünsche zu besitzen, ist somit nichts Falsches. Auch, auf die Suche zu gehen nach den unterschiedlichsten Dingen, Gefühlen und Antworten in unserem Leben ist eine ehrenvolle Aufgabe. Nur dürfen wir uns nicht zu sehr auf ein festgeschriebenes Bild, eine Vorstellung von dem zu Findenden versteifen und dürfen die Zeit der Suche nicht als begrenzten Weg von Mauern gesäumt wahrnehmen. Suchen und Finden ist zudem auch keine Einbahnstraße; immerhin findet man manchmal auch Dinge, die man gar nicht gesucht hat bzw. die man gar nicht als „benötigt“ auf der Bucketlist hatte. Und vor allem ist es wichtig, nicht sein gesamtes Lebensglück von dem Finden eines bestimmten Etwas abhängig zu machen, denn findet man es nicht, waren alle Mühen umsonst.

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