Einfach mal zwischendurch Pausen machen: Denkpausen, Arbeitspausen, Ruhepausen. Etwas, das wichtig für unsere physische und psychische Gesundheit ist. Und außerdem Inhalt eines Rates, den ich auch mal gerne gebe – hier auf meinem Blog oder auch im Reallife. Ich meine dies dann in den jeweiligen Situationen vollkommen ernst, befolge es jedoch viel zu selten selbst in meinem Privatleben: Ja, auch ich predige manchmal das Wasser der Wahrheit und trinke gleichzeitig den Wein der Verleugnung.
Und ich denke, ich bin da nicht die Einzige; denn es ist eben nicht dasselbe, weise Worte zu sprechen und sie Realität werden zu lassen. Viel zu groß ist insbesondere in unserer Gesellschaft der Druck, stetig Leistung zu erbringen, Pausen haben dort keinen Platz: To-Do-Listen – ob an die Schädeldecke unserer Köpfe oder auf ein Blatt Papier gekritzelt – begleiten uns durch unseren Alltag. Aufgaben jeglicher Natur wollen erledigt werden, am besten gestern als heute, und wenn sie zu lange in unserem kognitiven Orbit kursieren, dann fangen sie gefühlt an, zu schreien wie die Brote im Backofen von Frau Holle.
Wie soll man in diesem ganzen Chaos noch Ruhe für eine Pause finden? Und wie macht man überhaupt eine Pause, aus der man mit neuer Energie hervorgeht? Alles Fragen, die ich mir manchmal stelle und auf die ich größten Teil nur theoretische Antworten finde.
Ähnlich steht es übrigens auch mit Mittagspausen auf der Arbeit oder den kurzen Zeiträumen zwischen den einzelnen Veranstaltungen an der Uni – diese sinnvoll für Erholung zu nutzen, fällt doch nicht selten ziemlich schwer; oftmals sind unsere Gedanken auch hier nicht im Moment, sondern entweder bei privaten Dingen, die uns belasten, oder längst schon wieder bei der nächsten Aufgabe, die in einer halben Stunde, nein in 27 Minuten, an uns gestellt werden wird.
Das gleiche Phänomen verspürt man – oder ich zumindest – auch gerne Sonntag nachmittags: Obwohl es bis zum Beginn eines weiteren Manic Modays noch über 12 Stunden hin ist, ist man doch schnell mit den kognitiven Kapazitäten längst wieder in den Vorwehen des Arbeits- und Alltagsstress‘ angekommen, plant die kommende Woche voraus und ist einfach nicht in der Lage dazu, das letzte Wochenendviertel zu genießen und sich zu entspannen. Und das liegt nicht daran, dass man diese Form von „Pause“ nicht nutzen will, sondern dass man irgendwie außer Stande ist, dies wirklich effektiv zu tun.
Ich – für meinen Teil – habe nämlich nie aktiv gelernt, Pausen zu machen, keiner hat mir beigebracht, wie eine physisch und psychisch regenerative Pause aussieht und keiner hat je Wert daraufgelegt, dass ich überhaupt mal Pause mache – jedenfalls fernab dieser nett gedachten, aber äußerst schlecht gemachten Schulpausen. Das ist ein Problem, das wahrscheinlich nicht nur ich kenne, sondern ein Problem unserer ganzen Gesellschaft ist, die uns auf fast allen Gebieten unseres Lebens in einem konstanten Stresslevel zu halten vermag, weil alles andere für sie ineffizient erscheint: Leistung jetzt – Ausruhen später.
Doch dieses spätere Ausruhen ist nach einem anstrengenden Arbeits-, Uni- oder Schultag ebenfalls ein Mysterium, denn: Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, ruht man sich meist am Feierabend mit einem Abendessen, einer Runde Netflix und ein bisschen Scrollen durch Instagram nicht von den verschiedenen Höhen und Tiefen des Tages aus – man verarbeitet den Stress aus Arbeit und auch oft dem sozialen Leben nicht, man löst ihn nicht auf, stattdessen betäubt man ihn in den meisten Fällen nur. Narkotisieren statt Regenerieren, das trifft wohl am besten, was in vielen Haushalten am Abend und auch am Wochenende passiert.
Damit sind die Anfangsfragen nicht wirklich geklärt, stattdessen mal wieder unsere Gesellschaft und explizit das Schulsystem kritisiert worden. All das, was ich hier niedergeschrieben habe, ist somit eher deskriptiv-analytisch und nützt wahrscheinlich dem Großteil von euch gar nichts. Trotzdem war es mir wichtig, einfach mal wieder meine Sicht auf die Dinge mit euch zu teilen und vielleicht auch ein bisschen zu erklären, warum ich folgenden Beschluss gefasst habe:
Ich werde in Zukunft nicht mehr – so wie in den letzten dreieinhalb Jahren – jeden Sonntag (mit ein paar Ausnahmen) einen Blogbeitrag hochladen: Nicht, weil mir das alles keinen Spaß macht oder weil ich nicht gerne meine Gedanken mit euch teile, sondern weil ich mir auch einmal aktiv Pausen versuchen will, zu gönnen. Wie ich auch immer diese Pausen sonstig gestalten werde, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass sie mir vielleicht besser gelingen, wenn ich mich von dem hausgemachten „Produktionsdruck“ (den nicht ihr mir macht, sondern ich mir selbst) freimache, euch jeden Sonntag eine verbale Explosion liefern zu müssen. Es gibt also in Zukunft nur noch Blogbeiträge, wenn ich wirklich, was zu sagen haben, wenn mir etwas auf der Seele liegt, was ich mit euch teilen möchte oder wenn mich einfach die Muse mal wieder geküsst hat.
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