Ich habe jetzt seit fast zwei Jahren die Diagnose „Endometriose“ und mein Leben hat sich stark verändert – jedoch aus meiner Sicht nicht zum Schlechteren, sondern eigentlich zum Besseren. Ich kann es selbst kaum glauben, wieviel sich in meinem Mind-Set verschoben hat die letzten 22 Monate… und das tatsächlich nur deshalb, weil mir jemand gesagt hat, dass mein Körper Krieg gegen sich selbst führt. Vielleicht ist das mit ein Grund, dass ich mehr Frieden mit mir selbst gefunden habe – so als Gegenpol zu dem, was da in meinem anatomischen Inneren vor sich geht.
Mittlerweile habe ich nämlich einfach gelernt mit Endometriose zu leben, mit meinem Endo-Belly, meinen Regelschmerzen, meinem Erdbeermassaker. Ich habe gelernt, es nicht nur zu akzeptieren, sondern es als Teil von mir anzuerkennen, mich aber gleichzeitig nicht über die Krankheit zu definieren. In ganz seltsamer Form, die ich selbst kaum zu beschreiben im Stande bin, fühle ich mich in gewisser Weise sogar dankbar dafür, dass vor zwei Jahren diese Diagnose-Bombe geplatzt ist. Nicht nur, dass ich endlich nicht mehr das Gefühl hatte, dass mich alle für einen Hypochonder hielten, sondern ich hatte einen Anstoß, einen Grund, etwas in meinem Leben zu ändern und endlich mal mich und meine Gesundheit an erste Stelle zu stellen. Es hat mich wachgerüttelt, es hat dafür gesorgt, dass ich meine Lebensweise überdenke und hat Platz für Veränderung geschaffen – und diesen Raum habe ich genutzt, um etwas Neues zu schaffen, ein neues, stärkeres Ich trotz und mit Endometriose.
Was ich in den letzten Monaten durch meine Erkrankung gelernt habe, möchte ich heute mit euch teilen. Manchmal wünschte ich zwar, dass ich diese „Learnings“ auch einfach ohne die brutale Agrarwirtschaft auf meinen Erdbeerfeldern gemacht hätte, aber missen möchte ich sie auch nicht mehr. Es ist schon gut so, wie es ist …
1. Gesundheit ist das Wichtigste im Leben
Ich denke, gerade als junger Mensch ist einem oft nicht klar, was Gesundheit für ein Geschenk ist. Das ist ein bisschen so wie mit Schule und Bildung, man genießt es nicht, obwohl es irgendwo ein verdammtes Privileg ist, wenn man mal den Vergleich mit anderen Ländern heranzieht. Mittlerweile ist mir aber bewusst, wie wichtig Gesundheit ist, denn bist du nicht gesund, kannst du all die coolen Dinge nicht machen, die du eigentlich machen willst. Das körperliche Wohlbefinden ist das Fundament, auf dem das Leben eigentlich fußt. Ist dies aber bröckelig, kann das einem vieles kaputt machen. Dementsprechend bin ich für jeden Tag dankbar, an dem ich keine Schmerzen oder sonstige Beschwerden habe und bin unglaublich froh, dass ich nicht wie andere Endometriose-Patientinnen chronisch von den Symptomen betroffen bin.
2. Ich gebe mehr auf mich acht!
Damit das auch so bleibt, dass ich so wenig Beschwerden wie möglich habe, versuche ich so Dinge wie Stress zu vermeiden, denn gerade psychischer Druck kann die Beschwerden verschlimmern. Dementsprechend gönne ich mir mehr Ruhepausen – jedenfalls versuche ich es, weil auch ich zum „Workaholism“ neige. Merke ich also, dass ich mich müde oder ausgelaugt fühle, versuche ich meinen Körper und auch meinem neuronalen Stresszentrum einen Break zu genehmigen. Der kann so aussehen, dass ich einen Sonntag einfach nur mit Dingen verbringe, die mir Spaß machen. Wie z. B. zeichnen, kochen, Youtube-Videos schauen, mal ein Nickerchen mitten am Tag machen oder spazieren gehen. Gerade frische Luft und ein bisschen „moderate“ Bewegung – wie ein Arzt aus den 80ern sagen würde – tut mir nämlich besonders gut, denn so gewinne ich nicht nur mental Abstand zu Dingen, die mich stressen, sondern auch räumlich.
3. Ich ernähre mich gesünder.
Ernährung spielt gerade bei chronischen Krankheiten immer eine große Rolle, gerade wenn Medikamente an ihre Grenzen kommen. Ich selbst habe an den Beschwerden innerhalb meiner Periode gemerkt, dass es einen Zusammenhang zwischen meinem Fleischkonsum und deren Intensität gibt. Das ist aber auch nur ein individueller Ansatz, hier muss jeder selbst für sich herausfinden, welche Ernährung einem gut tut. Für mich habe ich aber festgestellt, dass es mir mit einer überwiegend vegetarisch/ veganen Ernährung generell viel besser geht – auch was meine Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder „depressive“ Verstimmungen betrifft. (Zwei Symptome, die übrigens oftmals mit Endometriose einhergehen, da einfach das Hormonsystem vollkommen aus dem Gleichgewicht ist.)
Teil 2 und Teil 3 folgen in den nächsten Wochen/ Monaten.
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