Es ist nicht immer leicht mit Endometriose zu leben, gerade in letzter Zeit - die ziemlich stressig für mich war - habe ich gemerkt, dass mir manches durch die Begleiterscheinung meiner Krankheit schwerer fiel als ohne. Ich war müder, abgeschlagener und erschöpfter als ein „gesunder" Mensch, was auch total verständlich ist, denn neben dem äußeren Stress kämpft mein Körper jede Sekunde auch gegen die Krankheit in meinem Inneren. Trotzdem ist dies kein Grund auf- und sich der vermeintlichen Tatsache des „Krankseins" hinzugeben. Wie bereits im ersten Teil angesprochen hat sich nämlich auch vieles positiv in meinem Leben seit der Diagnose verändert. Paradoxerweise habe ich durch die Erkrankung ein gesünderes Verhältnis zu mir selbst gewonnen. Deshalb möchte ich nun die nächsten Erkenntnisse mit euch teilen, die ich durch meine Endometriose gewonnen habe und heute nicht mehr missen möchte:
4. Ich mache Sport!
Bewegung war lange kein Thema für mich – jedenfalls eigentlich gar nicht mehr, seitdem ich von zuhause ausgezogen war und meinen Sportverein hinter mir gelassen habe. Endometriose und vor allem die konsequente hormonelle Bombardierung, aus der ja meine Therapie besteht, haben in mir aber den Wunsch geweckt, nicht nur von innen in Form der Ernährungsumstellung, was für meinen Körper zu tun, sondern auch von außen. Zusätzlich muss ich gestehen, dass ich auch irgendwie Angst hatte, dass die Pille bzw. der Ring im Langzeitzyklus mein Bindegewebe noch mehr schwächen und einfach dafür sorgen würde, dass ich vollkommen meine Form verliere. Mittlerweile mache ich Sport aber aus der Überzeugung heraus, dass er mir nicht nur hilft, mich physisch, sondern auch psychisch wohler zu fühlen. Vor allem in Yoga-Flows habe ich meine persönliche „Erfüllung“ gefunden. Sie fordern nämlich Muskulatur und den Kopf, sodass ich mich voll und ganz auf die Bewegungsabläufe konzentrieren und den Alltagsstress gut ausblenden kann. Außerdem hilft Yoga mir bei leichten Regelschmerzen oder dem PMS-bedingten Ziehen im Unterleib – die sanfte Bewegung entspannt mein Erdbeerfeld und verlangsamt ein bisschen den unbarmherzigen Pflug.
5. Ich bin weniger streng mit mir!
Wie im ersten Teil bereits angesprochen, gönne ich mir regelmäßig Ruhepausen. Aber nicht nur das, ich versuche generell mit mir nicht mehr so streng zu sein und das nicht nur, wenn ich gerade meine Tage habe, sondern allgemein. Wenn ich einfach mal abends zu müde bin, wenn ich am Wochenende mal auftanken muss, statt an meiner Masterarbeit zu arbeiten oder wenn ich eben mal keine Zeit und Energie habe, einen Blogbeitrag zu schreiben, dann ist das okay für mich. Ich setze mich selbst nicht mehr so unter Druck. Und das aus zwei Gründen, einerseits um mir selbst keinen zusätzlichen Stress zu machen, der meine Endometriose triggert und auch andererseits, weil ich mittlerweile weiß, dass der Mensch keine Maschine ist (Tributs an Tim Bendzko). Wenn ich also nicht „funktionieren“ kann und will, dann lass ich es auch und wenn ich mal schlecht drauf bin wegen PMS, dann lass‘ ich mir das auch durchgehen. Und vor allem, wenn ich Schmerzen habe, bin ich nicht der Meinung, dass ich dann unbedingt die „starke Frau“ raushängen lassen muss, denn es geht mir nun mal besch*****. Dann bleibe ich zuhause, denn ich verpasse nichts, da ich eh nicht aufnahmefähig wäre. Wer ist das denn auch schon, wenn ihm spitze Metallkrallen den Unterleib ausweiden?!
6. Ich habe meine Angst vorm Frauenarzt verloren!
Es klingt banal oder auch vollkommen „Banane“, aber ich glaube, die meisten Frauen kennen es: Dieses unglaublich unangenehme und schamvolle Gefühl beim Frauenarzt. Obwohl man weiß, dass die Ärztin oder der Arzt jeden Tag mehr als ein Dutzend Frauen wohl zwischen die Beine guckt, fühlt man sich doch sehr unwohl dabei. Früher ging mir das genauso, heutzutage ist das anders. Durch die vielen Untersuchungen, die OPs und die Nachkontrollen bin ich, was das medizinische Beine-Breit-Anmachen angeht, viel entspannter geworden und merke selbst, wie sich diese Entspanntheit auch auf andere Bereiche meines Lebens auswirkt, z. B. auf das nächste Learning:
7. Ich gehe offen in einer Partnerschaft mit dem Thema Regelblutung um!
Schon allein dadurch, dass ich einfach irgendwann mit der Sprache raus muss, warum ich vielleicht an manchen Tagen körperlich etwas eingeschränkt bin (formulieren wir das einfach so und vermeiden die Worte „Erdbeermassaker“ oder „Ausweidung“), spreche ich das Thema offen an. Ich weiß nicht, wie das euch geht, aber bei meinem ersten Freund habe ich es immer vermieden, mich mit ihm zu treffen, wenn ich meine Tage hatte. Vollkommen bescheuert, oder? Und vor allem, als wir dann zusammengewohnt haben, auch keine realisierbare Alternative mehr. Heute ist das – Menstruella sei Dank – vollkommen anders. Schon allein wegen meines Blogs lässt sich nicht mehr leugnen, dass ich menstruiere und das regelmäßig unter Höllenqualen tue. Aber ich schäme mich nicht mehr dafür, wie ich das tatsächlich mal eine Zeit lang getan habe. Ich gehe nun offen mit der Thematik um und man(n) kann mich auch alles zu meiner Erkrankung fragen. Ich finde es nämlich äußerst wichtig, über gynäkologische Krankheiten zu reden, insbesondere mit einem (potenziellen) Partner, denn – wie man an der Sache mit meinem ersten Freund gesehen hat – verschweigen, kann man es nur eine Zeit lang.
Teil 1 findet ihr hier:
https://jacquiloveslife.wixsite.com/blog/post/n%C3%A4hk%C3%A4stchen-meine-endometriose-ich-10-dinge-die-ich-gelernt-habe-teil-1
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