Zukunft – ein Thema, was bei mir immer ein leichtes Unwohlsein hervorruft, und wenn dann auch noch jemand fragt, was ich nach dem Studium machen möchte, habe ich das Bedürfnis mich einfach umzudrehen und wegzurennen. Meine Zukunftspläne sind nämlich noch eine undefinierte Masse an Wünschen und Hoffnungen, aber auch an Ängsten und Bedenken und einem unsteten Vertrauen in einen glücklichen Zufall; also irgendwo zwischen verschwommenen, unsicheren Visionen und fantastischen Fantasien. Aber ich glaube, ich war noch nie so der Mensch mit dem vollen Repertoire an Plänen und Zielen in seinem Leben, der ausgerüstet für alle Eventualitäten mit einem Fernrohr und einer Machete bewaffnet, sich auf den Weg zum Traumjob macht.
Ich mähe irgendwie nicht so mit solch einem überdimensionierten Messer alle Hindernisse auf der Strecke zu einem idealisierten beruflichen Ziel nieder. Eher stehe ich ein bisschen verloren im Markt der Möglichkeiten und benutze höchstens die scharfe Klinge als Spiegel, um zu sehen, wo mir gerade schon wieder der Kopf steht. Und auch das Fernrohr taugt bei mir grad nichts, die Linse scheint geschwärzt (oder ist meine Zukunft wirklich so aussichtslos?), sodass ich nur das Hier und Jetzt überblicken kann, aber nichts außerhalb von diesem.
Jedoch ist das für mich kein so unbekannter Zustand, denn bereits als Kind tendierte ich in diesem Kontext eher nicht dazu, mit Konsequenz und Kontinuität an meine berufliche Zukunft heranzuschreiten. So schrieb ich in jedes Freundebuch nach Lust und Laune einen anderen Traumberuf. Mein ganz junges Ich z.B. wollte unbedingt Goldschmiedin werden, das lag primär an zwei Dingen: erstens durfte ich ab und zu bei meinem Vater in seiner Goldschmiedewerkstatt an Draht rumbiegen, was ein echtes Highlight für mich war. Der zweite Grund ist wohl noch rudimentärer, aber wenigstens ehrlich: ich kannte außer den Berufen meiner Eltern auch nicht viel anderes. Also entschied ich mich gegen den Lehrberuf, den meine Mutter ausübt, und für das Goldschmiedetum, weil Drahtbiegen schon ziemlich cool war! Die Zeit verstrich und es kam dazu, dass ich auf die Serie L.A. Ink auf DMAX gestoßen bin- auch hier sind meine Eltern nicht ganz unschuldig. Der Sender mit dem „Fernsehen für die tollsten Menschen der Welt: Männer“ brachte mein 10-jähriges Ich mit dem braunen Lockenkopf und der großen Sammlung an Barbies auf die Idee, dass es das Allerspannenste der Welt sein müsste, mit einer Nadel und Tinte bewaffnet, Menschen bunte Bilder unter die Haut zu kritzeln. In pinke Lillifee- Pony-Glitzer-Freundebücher schrieb ich damals also „Traumberuf: TÄTOWIERERIN“! Zu guter Letzt hatte auch ich die Phase, in der mein Berufswunsch Schauspielerei und Musik beinhaltete. Wie Hannah Montana und viele andere kleine präpuberiterenden Mädchen wollte ich so mit 12 eine schauspieleden Sängerin sein … oder vielleicht lieber umgekehrt: eine singende Schauspielerin?
-Egal, all diese Berufswünsche jedenfalls habe ich mittlerweile abgelehnt, denn Drahtbiegen ist auch nicht mehr das, was es mal war und die Tätowiererei bringt es irgendwie mit sich, dass man gefühlt nach 10 Jahren voll bebildert ist (das ist übrigens total legitim, denn zu einem Friseur mit Glatze würden wir ja auch nicht unbedingt gehen!) Und auch das mit den MTV Music Awards und Hollywood hat sich dann doch erledigt, denn ich muss ehrlich zu geben, dass ich weder so twerken kann wie Nicki Minaj, noch Lust habe mich in einer Daily Soap über den Bildschirm zu knutschen.
Es scheint also fast so, als dass mir nichts von den Ideen meines Kinder-Ichs, das mit großen braunen Augen und einer gewissen Naivität in die Zukunft blickte, bleibt. Und doch ist da etwas; ein Gedanke, der mir gerade beim Schreiben gekommen ist, eine Einsicht, die mir ein bisschen die Angst vor der Zukunft und vor allem vor der beruflichen Zukunft nimmt: „Mach einfach, worauf du gerade Lust hast!“. Man muss und vielleicht kann man auch gar nicht wissen, was man in ein paar Jahren bzw. nach seinem Abschluss machen will, denn man verändert sich stets und auch die Wünsche verändern sich. Ein solcher Wandel ist nicht nur in Kinderschuhe zu schieben, sondern gerade auch bei jungen Erwachsenen wie mir noch sehr stark. Also ist es vielleicht die richtige Entscheidung, jetzt eben noch keine Entscheidung zu erzwingen ... sondern einfach mal abzuwarten, ruhig zu bleiben und in dem Moment, in dem es soweit ist, sich zu fragen, was einem gerade Spaß macht … denn jetzt Dinge für ein Übermorgen in Ferner Zukunft zu entscheiden, wäre wohl etwas voreilig!
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