Die Fastenzeit ist um und damit bin ich wieder frei von meinen persönlichen Auflagen an mich selbst. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir die ein oder andere Facette des Konsumfastens doch gar nicht mal so leichtgefallen ist, aber irgendwie war das ja auch der Sinn der Sache. Fasten funktioniert nur, wenn man Verzicht übt, den man auch spürt, ansonsten kann man es sich ja auch sparen. Es hätte z. B. keinen Sinn ergeben, hätte ich auf Bananen oder Computerspiele verzichtet, da ich das eine hasse und daher nicht konsumiere und das andere einfach keine Rolle in meinem Leben spielt.
Aber wenn ich hier schonmal bei meiner Selbstoffenbarung bin, dann gebe ich auch ehrlich zu, dass ich an der ein oder anderen Sache bei meinem Fastenexperiment „gescheitert“ bin. Ich setzte „gescheitert“ hier in Anführungsstriche, da es beim Fasten ja nicht nur um Verzicht, sondern auch um einen bewussteren Konsum geht – und zweiteres habe ich trotz kleinerer Abweichungen schon daher erfüllt, da mir bewusst war, dass ich gerade eine meiner selbstgesetzten Regeln breche.
So habe ich z. B. in einer Woche gleich zweimal bei einem Lieferservice bestellt, einfach weil ich unglaubliche Cravings auf Pizza hatte. Es ging einfach nicht anders, ich musste Pizza haben! Der Grund hierfür war biologisch: Ich hatte PMS bzw. ein paar Tage später meine Periode. Und jeder menstruierende Mensch weiß jetzt wohl genau, was ich meine und dass man da nicht vollkommen Frau oder Herr seiner Sinne ist. Dem Uterus ist es dann auch egal, ob Fastenzeit ist oder nicht, der sendet dann einfach eine Memo nach der anderen ans Gehirn, bis er endlich hat, was er seiner Meinung nach verdient. Und bei mir ist das dann einfach eine fettige Pizza Margherita mit doppelt Käse und Chiliflocken. (Dank geht an dieser Stelle an einen ganz besonderen Menschen in meinem Leben raus, der mich danach süchtig gemacht hat!)
Ansonsten habe ich mich aber an mein Lieferservice-Tabu gehalten, viel mehr frisch gekocht und bin nun absoluter Fan von asiatischen Gemüsepfannen. Die gibt es bei mir nun fast jede Woche einmal und ich kann als positiven Punkt auf meiner Liste abhaken, dass ich mich in der Fastenzeit auf jeden Fall ausgewogener und gesünder ernährt habe. Auch mit meinem Partner zusammen habe ich viel mehr selbst gekocht und weniger bestellt. Ich finde, diesen Erfolg sollte man nicht kleiner machen, als er ist und darf ihn nun zelebrieren. – Hier Zelebration einfügen! –
Das Konsumfasten im Bereich Shopping hat so semi-gut funktioniert; die ersten vier Wochen habe ich tapfer durchgehalten. Aber als die Sonne mehr rauskam und die Frühlingsvibes vibten, kam dann doch der Wunsch in mir auf, ein paar dieser Vibes in Textil einzufangen. U. a. auch da ich jetzt im Mai viel beruflich unterwegs sein werde und mein Kleiderschrank in Sachen „Business-Chic“ oder wie ich es eher umschreiben würde „Klamotten, die weder zu kurz sind, noch zu großen Ausschnitt haben, noch zu sehr ‚Ich bin noch in meiner Emo-Gothic-Phase‘ aus der Jugend gefangen schreien“ nicht sooo viel zu bieten hat.
Dementsprechend habe ich dann doch meine Lieblingsapp gezückt und mir das ein oder andere Teil selbst geschenkt. Aber … und an dieser Stelle folgt ein großes ABER … ich habe bewusst konsumiert, ich habe mir wirklich nur Kleidungsstücke gekauft, die für die kommenden Anlässe im Mai angemessen sind … und mir natürlich trotzdem gefallen und in denen ich mich wie ich selbst fühle. Denn ich bin der Meinung, dass bis zu einem gewissen Grad eine textile Anpassung im beruflichen Kontext gerne gewünscht werden kann, aber man sich nicht verkleiden müssen sollte. Ich bin mit meiner bewussten Ausbeute dahingehend auch sehr zufrieden und würde demnach mein Fastenexperiment nicht als vollkommen gescheitert ansehen.
Und ja, alle die jetzt einwerfen wollen, ich hätte auch einfach noch zwei Wochen warten können, haben damit auch irgendwie recht. Aber ich habe mir ja allgemein auch dieses Jahr vorgenommen, mehr „Nein“ zu sagen, also sage ich jetzt zu diesen Personen: „Nein, das möchte ich nicht hören und bringt jetzt retroperspektiv auch nichts mehr“.
Dennoch habe ich tatsächlich besonders das übergeordnete Ziel erreicht, unter dem das Fastenexperiment stand: Nämlich zu erkunden, was mir wirklich Freude bringt und mir dabei hilft, meinen Energiespeicher aufzufüllen und mich für das Durchstehen von stressigen Tagen und Co. zu belohnen. Wie ihr vielleicht auf Insta gesehen habt, habe ich in letzter Zeit viel mehr gezeichnet und dadurch meinen Gefühlen, Wünschen und meiner inneren Unruhe Ausdruck verliehen. Ich habe damit ein Ventil gefunden, Stress zu mindern und negative in positive Gefühle zu verwandeln.
Darüber hinaus habe auch meine Yogaroutine noch mehr intensiviert und nehme die Zeit auf der Matte so bewusst wie noch nie wahr. Es ist für mich kein Sport mehr im negativen Sinne, sondern tatsächlich mittlerweile 100% Selfcare statt Selbstmord. Und das gibt mir auch unglaublich viel.
Und zu guter Letzt habe ich meine etwas eingeschlafene Neugierde und Begeisterung für witchy Shit wiedergefunden und habe tatsächlich auch mal wieder zu Vollmond gejournalt, noch mehr mit Affirmationen und Visualisierungen gearbeitet und jetzt sogar zwei Bücher zu dem Thema bestellt, auf die ich schon ganz gespannt bin. Sollte es also in nächster Zeit hier wieder ein bisschen witchy und spooky werden, dann wisst ihr wieso und wenn’s euch nicht gefällt, dann haltet mich einfach nächstes Jahr vom Fasten ab.
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