Habt ihr euch schonmal über Daumen Gedanken gemacht? Ich nicht – bis ich mir diese Woche beim Kartoffelhobeln auch direkt den Daumen mitgehobelt habe. Ja, was soll ich sagen, der Daumen ist schon ein wichtiger Finger, ich empfehle, ihn in Ehren und vor allem unverletzt zu halten.
Sein lateinischer Name und, wenn man ein bisschen mit sprachlicher Fingerfertigkeit angeben will, lautet Pollex oder Digitus primus manus – also der erste Finger der Hand und nicht zu verwechseln mit Pollux, das ist der Sohn von Zeus und Leda. Er hat übrigens einen Halb- und gleichzeitig Zwillingsbruder, Castor, welcher in derselben Nacht gezeugt worden ist und dessen Vater der Ehemann von Leda war. Heutzutage wäre die Geburt der beiden wohl eine Schlagzeile, welche es spielend auf das Cover der Bild geschafft hätte. Obwohl das jetzt – meiner Meinung nach – wirklich keine Auszeichnung ist, auf die man unbedingt stolz sein sollte.
Aber zurück zum Pollex und zum Daumen: Den menschlichen Daumen zeichnet seine Opponierbarkeit aus, d. h. er kann den anderen Fingern gegenübergestellt werden. Der Mensch – und manche Tierarten – können somit mit Daumen und jedem anderen Finger ein O formen und so z. B. im englischen Sprachraum oder beim Tauchen wortlos kommunizieren, dass alles o-kay ist. In anderen Kulturen kann dies aber auch als eine sehr rüde Geste interpretiert werden, sodass es einen dort nicht wundern muss, wenn einem nach der Benutzung auf die Finger geklopft wird.
Aber nicht nur diese beiden Bedeutungen sind mit einem Finger- bzw. Daumenzeig symbolisierbar, sondern ebenfalls kann der Daumen eine Meinung ausdrücken oder sogar eine Entscheidung über Leben oder Tod fällen. Da wir aber (hoffentlich) alle nicht mehr in einer Gladiatoren-Arena kämpfen ist letzte Bedeutungsvariante der Geste ein wenig antiquiert. Aber auf Facebook zeigen wir mit einem Daumen hoch an, dass uns was gefällt – und wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist das in heutiger Zeit von Instagram und Co. wohl genauso als antiquiert zu bezeichnen wie das vorherige Beispiel. Aber um meine Meinung zum Barbie-Film zu äußern, reicht ganz klar ein Daumen, welcher gen Boden gerichtet ist und auf das Niveau der Verpackung der feministischen Botschaft zeigt.
Nun gut, auch wenn mich Greta Gerwigs filmisches Werk jetzt nicht um den Finger wickeln konnte, schaffte das eine Mullbinde nach meinem kleinen Küchenunfall. In mancher Hinsicht fühle im mich nun wie ein äußerst positiver und optimistischer Mensch, da mein Daumen momentan stets nach oben zeigt, weil ich ihn kaum anders bewegen kann. Eine ganz neue Erfahrung für mich: Everything is alright! Mir geht’s supi und prima zugleich. Ich bin vollkommen happy mit allem. Immerhin; ein gespaltener Daumen heilt, während eine gespaltene Zunge ein lebenslanges Problem sein kann.
Leider bin ich in diesem Zusammenhang auch noch nicht in der Lage, an meinen Fingern abzuzählen, wann ich meinen Daumen wieder schmerzfrei bewegen kann. Das wird noch dauern und bis dahin trage ich wahrscheinlich auch den Spitznamen „Däumelinchen“ – nicht ganz der Intention Hans Christian Andersens entsprechend, aber ich bin auch ganz froh, nicht von einem Maikäfer abserviert zu werden und den Heiratsantrag eines alten Maulwurfs ablehnen zu müssen. In gewisser Weise ein sehr seltsames Kunstmärchen, wenn ich jetzt mal so darüber sinnlos sinniere. Aber es gehört sich als Bloggerin irgendwie auch nicht, mit dem Finger auf tote Autoren und Autorinnen zu zeigen und deren Werke als „äußerst sonderbar“ zu bezeichnen, wenn man gerade selbst einen Beitrag über Daumen verfasst.
Also lasse ich es lieber, den Finger in eine Wunde zu legen, die mich selbst zusätzlich zu meinem Daumen schmerzen könnte. Ich muss Däumelinchen ja nicht in voller Länge lesen, sondern Wikipedia hat mir das Wichtigste vermitteln können. Dafür einen Daumen hoch! Genauso für alle, welche meinen Beitrag bis zum Ende gelesen haben und in zwei Wochen trotzdem wieder auf meinen Blog zurückkehren. Ich danke für eure Aufmerksamkeit.
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