Rom - eine Stadt voller Geschichte und Geschichten. Ein Ort, an dem Gegensätze aufeinandertreffen; alt auf jung, historisch auf modisch, Sandalette auf Dr. Martens. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Hier erscheint alles möglich, nichts als zu verrückte Idee, hier ist der Geist frei und Freigeister werden hier geboren. Kunst und künstlerische Architektur gibt es an jeder Ecke, „random ruins“ wie ich sie nannte, einfach mitten im Park, halb überwucherte Statuen ohne Kopf mit fehlendem Bein und abgeschlagener Hand. Die Zeit nagt an allem und doch bleibt sie gleichzeitig stehen; erhaben blicken die Reste der vergangenen Kulturen und Zeiten auf dich hinab … und du blickst zu ihnen empor und wunderst dich über all die Schönheit, die alle Zeiten überdauerte und auch noch dann da sein wird, wenn du längst fort bist. Hier ist alles ewig, Rom ist die „Ewige Stadt“, die Citta eterna und du bist nur ein Tropfen auf dem heißen Kopfsteinpflaster in einem flüchtigen Sommerregen. Alles, was bleibt, scheint hier in Rom geblieben zu sein und plötzlich möchtest du auch etwas tun, das zählt, das die Zeit überdauert, das nicht bloß flüchtig verweilt, sondern ewig erfreut. Du möchtest Teil dieses Kosmos‘ sein, dieses Kosmos‘, in dem der Petersdom entstand – ein Projekt, das 120 Jahre so viele Menschen beschäftigt hat, denen bewusst war, dass sie es teilweise nie fertig zu Gesicht bekommen würden: Der Weg war das Ziel, man hoffte, dass ein anderer es an seiner Stelle beenden würde, Stein für Stein, Generation über Generation, vom Vater zum Sohne zum Enkel - und jenes Vertrauen in die Menschheit wurde belohnt mit diesem so beeindruckenden und so friedvollen Bauwerk, das über Rom thront wie ein gütiger Hirte, alles stets im Blick, auch dich, wenn du durch die Straßen läufst, durch die kleinen Gassen und die großen Boulevards.
Lass dir gesagt sein, in Rom fühlt sich alles anders an, du entdeckst neue Ecken deiner Seele und vor allem neue Tiefen, es ist als würde man plötzlich viel klarer in sich hineinsehen, hineinhören, hineinspüren können. Die warme Luft, das gute Essen, es öffnet jede Pore deines Herzens, es ist ganz wunderbar und gleichzeitig erschreckend. Du bist ergriffen von so viel Pracht und Prunk, die nicht aufdringlich wirken, von so viel Land und Leute, die so erfrischend und anders sind, von so viel Leben und Liebe um dich herum, die auch dich in ihren Bann ziehen, dir ein Lächeln auf die Lippen zaubern oder auch mal eine Träne in den Augenwinkel. Du möchtest einfach nur leben, du merkst, dass du sonst nicht lebst, sondern bloß wie ein Uhrwerk den Takt der Gesellschaft tickst. Du möchtest genießen, du möchtest schmecken, riechen, sehen, fühlen und hören und du schmeckst und riechst und siehst und fühlst und hörst so viel wie nie zuvor. Sinnlichkeit, bemerkte schon Goethe, ist das, was in Italien zählt; am Abend ist es nicht wichtig, was du geschafft hast, sondern, dass du satt, mit einem Lächeln und einem letzten Schluck Wein auf den Lippen ins Bett fällst, dass du einfach glücklich bist … und zum Glücklichsein braucht man doch gar nicht viel! Nein, du brauchst nur Sonne im Gesicht und im Herzen, eine gute Pasta, einen vollmundigen Wein und die Freiheit, so zu sein, wie du bist. Ohne Zwänge, ohne Vorschriften, ohne Angst vor Vorurteilen … einfach leben und genießen, lieben und leben lassen. Loslassen, das lernst du in Rom, das ist die Lektion, die dir die Ewige Stadt erteilt. Lass los und das Leben bietet dir so viel, lass dich treiben, lass dich vom Leben küssen mitten auf den Mund in dieser wunderschönen Stadt mit ihren vielen Farben und Gesichtern - der Weg ist das Ziel. Befreie dich von den festen Vorstellungen und dem Gefühl der Unsicherheit, warte auf den Bus, der kommt, wann er will oder wenn du nicht warten willst, dann nimm deine Beine in die Hand und gehe selbst. Das einzige, was hier nämlich schnell zu dir kommt, ist das Essen … denn Essen ist wichtig, es ist Emotion, die du schmecken kannst. Es schmeckt nach Heimat und Liebe, es schmeckt nach Freiheit und Frohsinn, nach Leidenschaft und Leben.
Gib all den Gefühlen eine Chance, lass sie frei und lass los, was nicht wirklich für die Ewigkeit gemacht, denn das ist nur San Pietro. Ewiglich mag er thronen, ewiglich wird er sehen, niemals wird er sprechen, doch ewiglich so viele Geschichten erzählen … und eine davon ist deine!
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