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AutorenbildJacqueline

Von Jesus, schlechtem Sekt und Ausgeburten der Dreistigkeit - das Sommersemester 2019

Zack, bumm - das Semester ist schon wieder halb rum und die Frage, wer an der Uhr gedreht habe, erscheint in diesem Zusammenhang höchst unverhältnismäßig. Eher müsste man erörtern, wer da die Erdkugel genommen und mit Gottesgewalt einfach mal in kürzester Zeit zwei Billarden Kilometer weiter geschoben hat auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne. An dieser Stelle melde sich bitte diese Ausgeburt der Dreistigkeit und erkläre wenigstens, warum sie uns nicht dann direkt bis in den Juli und damit in den Hochsommer transportiert hat! Nun ja, was können wir schon machen, der Wind of Change hat die Kalenderblätter auf Mitte Mai vorgepustet und ich habe das Gefühl, immer noch nicht wieder ganz im Unialltag drin zu sein. Momentan stehe ich in vollkommener Desorientierung auf dem imaginären Semestercampus und sehe zu wie sich mein Studien- Karussell dreht und dreht und dreht, aber irgendwie schaffe ich es nicht aufzusteigen. Das wird auch jeden Augenblick, den ich warte, schwerer, denn das Ding kreist einfach immer schneller und schneller. Aber ich glaube, ich bin nicht die einzige, die so fühlt. Wenn ich mit anderen Kommilitonen spreche, höre ich immer Dasselbe: „Das Sommersemester geht einfach viel zu schnell vorbei!“. Früher in der Schule konnte man kaum erwarten, dass ein Halbjahr um ist, heutzutage hat man Lust die Vorlesungszeit wie ein geschmackloses Kaugummi solange in die Länge zu ziehen, bis es so richtig zäh und fast schon bröckelig wird. Aber mal ganz ehrlich, dieses Semester ist auch irgendwie seltsam. Ostern in der Vorlesungszeit? – Das geht doch mal gar nicht! Der ganze Charme der Feierlichkeit verfliegt und auch die Bedeutung jenes Festes verliert doch seinen Sinn, wenn Ostern mitten ins Semester fällt. Sonst konnte man sich als Student doch immer so gut in Jesus‘ Lage hineinversetzen; der Klausurphasen-Kreuzweg, der einen darnieder gestreckt hat, die metaphorischen drei Tage Ruhe nach dem Sturm und dann die pünktliche Auferstehung zum nächsten Semester mit einer guten Portion „Extra-Power“ von Schokohasen und Eierlikör. Dieses Jahr wäre auch Jesus wohl lieber liegen geblieben, denn es ging diesmal direkt nach dem höchsten christlichen Fest wieder höchst unchristlich in die Vollen, denn die Anwesenheitslisten waren ja längst schon kontrolliert, die Semesterpläne beschlossen und die Referate verteilt. (An dieser Stelle verzeiht mir meine leicht blasphemische Zynik, aber die Drastik der Situation, in der sich gerade der Großteil aller Studenten befindet, ist einfach zu groß, um sie mit kleinen, flauschigen Osterhasen-Stummelschwanz- Vergleichen darzustellen.)

PROST!

Meine lieben Mitstudenten und -leidenden, die ihr jetzt auch mit mir in diesem Semester festhängt, das scheinbar gerade erst begonnen hat und bereits am 20. Juli wieder endet (also die Vorlesungszeit) – was sollen wir bloß tun? Es ist, als ob man eine Flasche Sekt geöffnet hat – aber so eine billige aus dem untersten Regalfach – . die auf dem Weg zum Bus auch noch durch in einem Schlusssprint stark durgeschüttelt worden ist und bei der dann, wenn der Korken abspringt, erstmal eine Tsunami-Welle Schaum und viel zu süßer Inhalt herausgesprudelt kommen – und das irgendwie viel zu unerwartet, plötzlich und in Höchstgeschwindigkeit. Und jetzt stehen wir da, mit einer halb leeren Flasche in der Hand. Der Sekt längst erwärmt, die belebende Kohlensäure nur noch klebrige Erinnerung und sollen die Flasche leer machen und das in kürzester Zeit. Da sag‘ ich nur Prost! Ein Prosit auf alle Hausarbeitsthemen, die nun im nächsten Monat gefunden werden müssen! Ein Prosit auf die Schlacht um Literatur, die bald mit ihrer unbarmherzigen Gnadenlosigkeit beginnt!

Ein Prosit auf all die Bücher, die in jenem Kampf gebunkert werden und den Staubtod bei irgendeinem Studenten finden, der eigentlich immer der Ansicht war, dass man jenes Werk mit der ewiglangen Autorenliste vielleicht, unter gewissen Umständen, mit einer Wahrscheinlichkeit, die gegen Null grenzt (aber Haben ist besser als Nicht-Haben) noch brauchen könnte. Ein Prosit auf alle Vorlesungsfolien, die auch jetzt noch nicht angerührt werden zur Klausurvorbereitung! Ein Prosit auf RWTH-Moodle, das höchstwahrscheinlich zusammenbricht, wenn einige Tage vor der Klausur die Studenten dann doch es für sinnvoll empfinden, mal in die Vorlesungsfolien zu schauen. Ein Prosit auf all die blitzeblanken Wohnungen, die ab Juli alle Eltern dazu einladen, einen besuchen zu kommen, aber bloß nicht zu fragen, wie es mit den Studium laufe. (Prokrastination at its best!)

Ein Prosit auf das Semesterende, was schneller kommt, als wir denken und somit dem Semesterstart dieses Jahres Konkurrenz machen wird!

Also tut es mir gleich, erhebt eure Gläser und macht die Flasche mit mir leer!

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