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AutorenbildJacqueline

"Wie es ist ins Kalte Wasser zu Springen" oder "Die Brauseerfahrung"

Ich glaube, jeder kennt das, etwas zum ersten Mal zu machen, ins kalte Wasser zu springen, vorsichtig über den Tellerrand zu schauen oder einfach auch nur mal die Perspektive zu ändern. Man weiß in solchen Momenten nicht genau, was einen erwartet, was da kommen wird. Sie sind immer damit verbunden, dass man sich trauen muss, seine Ängste und Unsicherheiten überwinden und manchmal auch damit, einfach mal auszublenden, was andere sagen oder über einen denken könnten. Aber wenn man’s dann geschafft hat, den Absprung getan hat und sich im freien Fall befindet, noch nicht genau weiß, ob man auf Zuckerwatte oder in Salzlakritz landet, dann ist da -bei mir jedenfalls- so ein Gefühl- ein Gefühl, das auf der Seele etwas prickelt, nein eigentlich im ganzen Körper und vor allem in der Magengegend. Es ist als hätte man ein Päckchen Brause aufgerissen, die den ganzen Körper zum Kribbeln bringt und irgendwie schmeckt dieser Moment auch genau so, nach Brause eben: süß-sauer. Süß nach der Aufregung, der Hoffnung, der Verheißungen, die solche Situationen mit sich bringen und ein bisschen sauer wegen der Restunsicherheit auf das, was kommt und kommen kann… und wegen der Veränderungen, die vielleicht dieser Sprung mit sich bringt.

In diesem Zusammenhang -mit dem Ausprobieren von Neuem, dem Eingehen eines Wagnisses- denke ich an ein Erlebnis, das ich vor kurzer Zeit hatte: Ich war mit meiner besten Freundin auf dem September-Special in Aachen (ein Wochenende auf dem in der Aachener Altstadt auf vier verschiedenen Bühnen von mittags bis abends Live-Musik gespielt wird) und auf dem Katschhof zwischen Dom und Rathaus stand ein großes Riesenrad. Während meine beste Freundin und ich da vollkommen angstfrei in eine der Gondeln stiegen, setzte sich ein Mädchen mit ihrer Mutter hinzu. Letztere bekam, als das Riesenrad sich in Bewegung setzte und es das erste Mal in die Höhe ging, augenscheinlich ein bisschen Angst. Sie konnte sogar den ein oder anderen kleinen Schrei nicht unterdrücken. Doch schon bei der zweiten Runde beruhigte sich die Frau und bei der Dritten schaute sie sogar schon mutig über den Gondelrand hinweg. Beim letzten Durchgang alberte sie sogar zusammen mit ihrer Tochter vor der Selfiekamera rum den Dom im Licht der untergehenden Sonne im Hintergrund.

Was mir dieses Erlebnis wieder einmal gezeigt hat, ist nicht, dass man sich mit Fremden keine Riesenradgondel teilen sollte, sondern, dass es ok ist in den ersten Augenblick unsicher zu sein und vielleicht auch etwas Angst zu haben. Neues und Unbekanntes ist zwar aufregend, dabei aber auch geheimnisvoll und damit schwer einzuschätzen. Jedoch bedeutet eine solche anfängliche Unsicherheit nicht, dass es sich immer so anfühlt, sondern sie ist meist nur ein temporärer Zustand, der sich mit zunehmender Gewöhnung verflüchtigt. Das kalte Wasser erscheint also doch nur im ersten Moment eisig und der Tellerrand nur für einen Augenblick viel zu hoch. Am Ende lohnt es sich dann, was zu wagen und Selfies vom Riesenrad runter schießen zu können oder einfach mal wieder sich selber bewiesen zu haben, dass man sich etwas traut, sich selber etwas zutraut und etwas Neues schaffen kann.

„Dein Leben beginnt außerhalb deiner Komfortzone“, habe ich mal gehört und diesem Gedanken würde ich zustimmen. „Leben“ ist nämlich nicht im Altbekannten zu verharren, seine vermeintlichen Grenzen zu Bollwerken werden zu lassen und die Augen zu verschließen, sobald man am Tellerrand angekommen ist. „Leben“ ist Neues zu erkunden, Grenzen auf ihre Triftigkeit und Berechtigung zu prüfen und die Perspektive zu ändern und zu erweitern. „Leben“ ist wie Brause essen, prickelnd und süß-sauer. Das Leben an sich ist bereits ein Wagnis, also warum nicht noch mehr wagen und z.B. einen Blog starten, sein Leben mit anderen teilen und das tun, was einen glücklich macht…?!?

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