Witchcraft ist eng verbunden mit den natürlichen Zyklen, welche das Leben von Flora und Fauna unserer heimischen Erde bestimmen. Der Mensch neigte jedoch in seiner Entwicklung immer mehr dazu, diesen zyklischen Energien zu trotzen, sich der Natur und ihrer Rhythmen zu entziehen und damit seinen Ursprung zu leugnen. Ein Leben im Einklang mit den wechselnden Jahreszeiten, den veränderlichen Energien und den natürlichen Gegebenheiten wird daher in unserer Gesellschaft kaum noch zelebriert; vielmehr gilt der Anspruch, jeden Tag des Jahres gleichbleibend physisch und psychisch leistungsfähig zu sein. Funktionalität ohne Wenn und Aber ist die Maxime, die oftmals unser Leben bestimmt und auch die Anforderungen an uns selbst definiert. Mithilfe von Witchcraft und einem erhöhten Bewusstsein jedoch können solche menschengemachten und z. T. sehr ungesunden Erwartungen aufgebrochen und neu ausbalanciert werden; der Mensch wird reintegriert in die zyklischen Kreise des natürlichen Daseins und aus seiner Isolation befreit.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine solche Reintegration in natürliche Rhythmen anzugehen. Zum einen kann man sich mit den Energien der einzelnen Jahreszeiten oder auch Monaten verbinden. Der Herbst z. B. ist geprägt von Ernte- sowie Abschlussmotiven. Zum einen werden die Felder abgeerntet, ein Augenblick der Fülle offenbart sich, bevor der Winter einbricht und mehr Demut vom Menschen fordert. Zum anderen bereitet sich die die Natur auf genau diesen Wandel vor; die Bäume verlieren ihre Blätter, Tiere legen Vorräte an und die Sonne schenkt uns ein paar letzte, kraftvolle Strahlen.
Folgt man diesen Energien, wird der Herbst zu einer Zeit der stillen Dankbarkeit und Zufriedenheit. Mithilfe von kleinen Ritualen kann man z. B. seine Erfolge, die man dieses Jahr als seine Ernte einfahren konnte, würdigen oder all die schönen Erinnerungen der vergangenen Sommermonate sich als „Vorrat“ ins Gedächtnis rufen. Von all diesen positiven Gedanken können wir in den dunkler werdenden Tagen profitieren; sie können einem sogar über den altbekannten Herbst-Blues hinweg helfen.
Natürlich kann man sich auch ein direkteres Vorbild an den Geschehnissen in der Natur nehmen, ähnlich wie das Eichhörnchen z. B. Vorräte für den Winter anlegen – beispielsweise indem wir Marmeladen und Mus einkochen oder einfach noch einmal einen Großeinkauf an haltbaren Lebensmitteln machen. Damit konservieren wir den Geschmack des Sommers oder sorgen dafür, bei kalten verregneten Tagen nicht unbedingt das Haus verlassen zu müssen, um einkaufen zu gehen.
Auch eine saisonalere Ernährung kann die Verbindung zu den natürlichen Zyklen des Lebens stärken. Heutzutage findet man im Supermarkt fast zu jeder Jahreszeit alle möglichen Gemüse- und Obstsorten – zyklische Veränderungen sind hier kaum spürbar. Unsere Wahrnehmung wird hier in gewisser Form ausgetrickst, sodass wir kaum noch ein Gespür dafür haben, welche Geschenke uns die Natur genau in diesem Moment macht. Für den Herbst sind hier natürlich neben Äpfeln und Kürbissen, auch Pflaumen, Mais und viele Kohlsorten zu nennen, die in schmackhafte, wärmende Eintöpfe verwandelt werden können oder in zahlreichen Kuchenvariationen Verwendung finden. Verbindet man das Kochen und Backen noch mit einer kleinen Intention, einem Wunsch, einer Hoffnung ist das übrigens auch schon eine Form von Kitchen-Witchery, die ganz einfach in den Alltag zu integrieren ist.
Darüber hinaus kann ein Blick in die Natur auch höchst aufschlussreich für die Reflektion eigener, innerer Bedürfnisse sein. Während im Sommer die Bienen fließig und engagiert von Blume zu Blume flogen, die Vögel lauthals zwitscherten und der Garten in voller Blütenpracht stand, ist es nun im Herbst viel ruhiger und leiser dort draußen. Der Herbst läutet nämlich ebenfalls den Rückzug ein, den Rückzug ins Warme, in die Gemütlichkeit, in das eigene Selbst. Gerade für Persönlichkeitsentwicklung sowie Self-Care ist nun endlich wieder Zeit und die Natur gibt uns die Erlaubnis sowie die Möglichkeit, dem Trubel der Welt zu entfliehen und uns endlich mal wieder auszuruhen. „Ich bin nicht faul, ich bin herbstlich“, kann hier wohl als Motto gelten und uns helfen, in den folgenden Monaten mehr Auszeiten zu nehmen und uns nicht andauernd zu Höchstleistungen anzutreiben.
In unserem bunten, lauten Leben, welches manchmal mehr an uns vorbeizieht, als das wir es aktiv erleben, kann die Stimme unserer Seele und unseres Körpers ihre Kraft verlieren und verstummen. Der Herbst ist daher die perfekte Jahreszeit, um sich ein bisschen Ruhe im Innen und Außen zu gönnen und wieder einmal hinzuhören, sich auf sein Dasein als "Naturwesen" zu besinnen und wieder feinfühliger für die eigenen psychischen und physischen Bedürfnisse zu werden. In den kommenden Tagen und Wochen kann somit eine gewisse Balance zurückerlangt werden, die vielleicht im Rausch des Sommers ein bisschen verloren gegangen ist, die wir aber dringend benötigen, um nächstes Jahr wieder neue Ernte einfahren zu können.
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