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#witchup: Witchcraft - Von Individualität und Freiheit

Wie jede Religion und spirituelle Ausrichtung ist auch im Bereich von Witchcraft der Glaube der zentrale Punkt. Es ist eine Mischung aus „glauben an …“ und „glauben, dass …“. Genauso wenig wie in den Weltreligionen gibt es wissenschaftliche Beweise dafür, dass alles so „funktioniert“, wie es uns gepredigt, erzählt und vermittelt wird. Es ist daher eine sehr persönliche Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muss, an was er glaubt und an was nicht.


Für mich ist der Glaube an Magie und, dass alles irgendwie miteinander verbunden und mit der eigenen Kraft beeinflussbar ist, einfach am glaubwürdigsten. In der christlichen Lehre habe ich mich niemals zuhause gefühlt – die Gründe hierfür sind allem ist es grundsätzlich die Mensch-Gott-Zentrierung, die mir für mein eigenes Leben nicht taugt. Für mich ist es intuitiver, an eine all umfassende Verbindung zu glauben – zwischen Mensch und Natur, Mensch und Universum und den Menschen als Teil eines großen Ganzen zu sehen, was nicht ein Schöpfungsplan oder ähnliches ist.


In Witchcraft und meiner Interpretation des Glaubens an Magie ist, die Gattung Mensch in gewisser Form als unbedeutend und bedeutend zu gleich zu sehen. Du kannst Magie für dich nutzen, aber trotzdem ist Magie nicht nur dir vorbehalten. Sie existiert als größere Instanz, die in allem innewohnt und als Hervorbringerin von Leben aller Art einen Rahmen schafft und damit alles „belebte“ und „unbelebte“ (eine Definition, die mir schon wieder viel zu „mensch-gemacht“ ist – wie kann der Mensch entscheiden, was „Leben“ ist?) miteinander verbindet.

Besonders gut an dem Konzept von Witchcraft gefällt mir u. a. die Freiheit, die der Glaube an Magie mit sich bringt. Es gibt keine Doktrinen, da es keine genaue Definition gibt, was eine Hexe oder ein Hexer ist (um hier mal möglichst einfach Begriff für die Praktizierung von Witchcraft zu nutzen). Jeder kann Magie nutzen, weil Magie allumfassend und nicht auf eine besonders geartete Gruppe an Menschen limitiert ist. Während viele bekannte religiöse Strömungen auf dem Element der Exklusivität fußen, ist Witchcraft inklusiv, Diversität bejahend und lässt den Praktizierenden eine große Autonomie in allen Bereichen des „Glaubens an…“ und „Glaubens, dass …“. Grundsätzlich gilt eigentlich nur der Grundsatz: „Mach‘ das, was du möchtest, solange es keinem schadet“.


Damit ist Witchcraft für mich eine der friedlichsten und tolerantesten Glaubens- bzw. Spiritualitätsrichtungen, die unsere moderne Welt zu bieten hat. Hier geht es nicht darum, zu missionieren, zu indoktrinieren oder zu exkludieren – hier ist jeder willkommen, der willkommen sein will. Witchcraft kann nämlich auch als AgnostikerIn, ChristIn oder AnhängerIn jeglicher Religion ausgeführt werden, es kann ein Ergänzungselement der eigenen Glaubenspraxis oder Kern jeder sein. Witchcraft macht ebenfalls keine Unterschiede in Geschlecht, sexuellen Ausrichtung, Alter oder Ethnizität – jeder, der sich dazu hingezogen fühlt, der mehr Magie in seinem Leben begrüßen will, kann eine Hexe oder ein Hexer sein.


Witchcraft ist damit individuell, farbenfroh und ist sich seiner Subjektivität vollends bewusst – es wohnt Witchcraft keine allgemeine Glaubenswahrheit inne. Nichts ist wirklich vorgegeben, alles kann Magie sein und nichts, was andere als Magie empfinden, muss du genauso sehen und fühlen. Du kannst mit Göttinnen und Götter arbeiten, aber du kannst auch einfach nur ans Universum als Spender von Leben und Magie glauben. Du kannst die magische Kraft des Mondes nutzen, der Sonne, der Natur, von Edelsteinen oder Elementen. Was für dich funktioniert, funktioniert und wird auch von Anderspraktizierenden nicht angezweifelt. Und deshalb ist es auch okay, so wie ich, nur ein paar magische Rituale und Praxen zu besitzen. Quantität geht nicht vor Qualität und es kommt nicht auf die Jahre der Praxis an. Es ist eine persönliche Entscheidung, die man trifft und hat man diese getroffen, ist man eine Hexe oder ein Hexer.


All das sind Gründe für mich, mich mit Witchcraft und dem Glauben an Magie zu beschäftigen. Ich selbst würde mich noch nicht als Hexe bezeichnen, dafür fühle ich mich noch nicht bereit – und auch das ist okay. Ich habe zwar schon kleine Rituale in mein Leben integriert (über die ein Blogbeitrag schon bald folgen wird), die dafür sorgen, dass ich mich auf jeden Fall sehr zu dieser Art und Sichtweise des Lebens hingezogen fühle. Witchcraft spiegelt viele Werte wider, die ich ebenfalls bejahe und praktiziere. Gerade das hohe Maß an Freiheit und Individualismus gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Akzeptanz – mir gegenüber, aber auch gegenüber der Außenwelt. Es ist eine sehr positive Art und Weise, dem Leben zu begegnen und Spiritualität zu leben, ohne sich Doktrinen beugen zu müssen und Glauben extremistisch zu praktizieren. Ich fühle mich aufgehoben im Schoß des Universums und gleichzeitig autonom genug, um eigene Entscheidungen zu treffen, die sich für mich richtig anfühlen. Es ist kein Muss, es ist ein Kann – und hier drin liegt für mich der Kern der Magie, die Witchcraft mit sich bringt.

871 Ansichten5 Kommentare

5 Σχόλια


Pauline
25 Ιουλ 2022

Moin! Gerade deinen blog gelesen und bin etwas über „Mach‘ das, was du möchtest, solange es keinem schadet“ gestolpert. Ist das nicht ziemlich eng verwandt mit dem kategorischen Imperativ? War Kant also auch'n Witchcraft-Anhänger? Wär mal spannend zu erläutern - habe den gerade im Studium am Start!


PS: Dein Blog ist sehr lesenswert!

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Jacqueline
Jacqueline
25 Ιουλ 2022
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Liebe Pauline,

die Assozation ist auf jeden Fall gegeben. Aber ich denke, es liegt einfach auf der Hand, dass sich viele Menschen Gedanken machen, wie ein friedliches Zusammenleben funktioniert. Kant würde sich wahrscheinlich niemals selbst als "Witchcraft"-Anhänger bezeichnen, aber Philosophie und die Grundgedanken von Religionen und Glaube - egal ob Witchcraft oder nicht -liegen eng beeinander. Das sagt ja auch schon der Begriff "Lebensphilosophie", der oftmals auch in spiritueller/ religiöser Hinsicht gebraucht wird.


Ich danke dir auf jeden Fall für dein liebes Feddback und wünsche dir viel Erfolg für dein Studium! Und ganz viel Geduld für Kants ewig lange Satzbauten!


Jacqui

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Theo
23 Ιουλ 2022

Liebe Jacqueline, Deine Schilderung spricht mir aus der Seele! Es gibt viel zu viele Mythen, die sich um das Hexertum ranken. Viele Menschen sind zu engstirnig, um die wahre Essenz des Witchcrafts überhaupt zu fassen, geschweige denn zu verstehen. Eine Frage, die Du in einem Nebensatz beiläufig aufwirfst, ist für das Hexertum zentral: Wie kann der Mensch entscheiden, was "Leben" ist? Das charakterisiert die Vermessenheit des Menschen im Kern, sich durch Definitionen sein Weltbild so zu gestalten, wie die (gelenkte) Gesellschaft es braucht. Merke: Es geht nicht um die Bedürfnisse des Individuums, sondern um die des mysteriösen Kollektivs namens Gesellschaft. Wie sollen wir also Leben definieren? Nur weil etwas stoffwechselt, sich selbst reguliert, kommuniziert, reizbar ist, sich fortpflanzt, wächst und…

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Theo
27 Ιουλ 2022
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Liebe Jacqui, das heißt, Du tendierst stark zum Biologismus, ja? Das entnehme ich zumindest Deiner Formulierung "biologische Tatsache". Anders als die (noch) herrschende Meinung uns das weismachen möchte, gibt es solche indes nicht. Das kannst Du auch ganz einfach selbst nachprüfen. Wenn Du das nächste Mal Kopfschmerzen hast, denk einfach nicht mehr dran. Du wirst merken, dass diese verschwinden; sie ergo nur ein mentales Konstrukt waren, das - gesellschaftlich eingeimpft - uns in seine Fesseln der Un- bzw. Leichtgläubigkeit schlägt!


Was ist Wahrheit?


Viele Grüße Theo

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