Von Sauron korrumpiert und mit einer verdorbenen Seele kamen die Schwarzen Númenórer nach dem Fall ihrer Heimat nach Mittelerde. Sie siedelten sich vor allem in den Kolonien der Haradrim im Süden Gondors an und stiegen dort auf zu mächtigen, brutalen Herrschern auf. Zwei der Nazgûl und der Hexenkönig selbst sind ihren Reihen entsprungen, genauso wie Saurons Mund.
Als Stadthalter Baradurs und Bote Mordors besaß dieser ein besonders grausames Wesen, zugleich aber auch ein großes Maß an Scharfsinn, welches ihn zu einem Günstling seines dunklen Herren machte. Dieser lehrte ihm Magie und Nekromantie, welche seinem ergebenem Untertan ein künstlich verlängertes Leben schenkten, jedoch ihn nicht unsterblich wie die ringtragenden Nazgûl machte. Am Ende des gewonnen Ringkriegs sollte Saurons Mund Isengart gehören, von wo aus er als verlängerter Arm seines Herren über die westlichen Regionen Mittelerdes herrschen sollte. Im Gegensatz zu den Filmen findet er in den Büchern nicht sein Ende am Schwarzen Tor, sondern flieht nach dem Gespräch mit Aragorn und den Gefährten. Was nach dem Krieg mit ihm geschah, bleibt im Dunkeln, wie auch die Geschichte vieler anderer Schwarzer Númenórer.
Unter diesen verdorbenen Menschen des ehemalig blühenden Menschenreichs fand sich aber auch eine Frau, eine Königin namens Berúthiel, welche im zweiten Zeitalter aus den Kolonien der Haradwaith nach Gondor kam. Dort heiratete sie den zwölften König von Gondor, Tarannon, mit dem sie eine höchst unglückliche und erbenlose Ehe führte. Höchstwahrscheinlich war es eine politische Heirat, welche die beiden zusammenführte, um sie schon bald nach der Hochzeit wieder zu trennen. Berúthiel, welcher jede Farbe und fast alles Lebendige zuwider war, zog sich nach Osgiliath zurück, um dem Geschrei der Möwen und dem Getöse der Wellen am Königssitz direkt am Meer zu entgehen. Sie lebte von da an in einer dunklen kargen Festung, das schwarze Gewand hochgeschlossen und nur von wenig Silberschmuck geziert.
Die einzigen Vertrauten und Gefährten, mit denen sie ihren Alltag teilte, waren ihre zehn Katzen, neun mit schwarzem Fell wie die undurchdringlichste Nacht und eine mit weißem Haar, so weiß wie Augen, welche sich unter schrecklichen Schmerzen nach Innen wenden. Die Bewohner und Bewohnerinnen von Gondor fürchteten die Vierbeiner genauso wie ihre Herrin, im Geheimen verfluchten sie die Katzen, welche als Berúthiels Spione durch die Straßen und Gassen streiften.
Auch Berúthiels Gatte, Tarannon, hegte eine große Abneigung gegen seine fremde Königin und schmiedete einen Plan, sich ihrer zu entledigen. Eines Morgens standen Wachen vor ihrem Palast in Osgiliath, zerrten sie und ihre zehn Katzen auf ein Schiff und segelten mit ihnen aufs weite Meer hinaus. Dort ließ man sie dann auf dem Boot zurück und übergab ihr Schicksal an die Nordwinde. Das letzte Mal, dass das Schiff gesehen wurde, mit einer Katze auf dem Mast und einer am Bug, wie eine lebendige Gallionsfigur, war vor der Küste von Umbar. Möglicherweise kehrte Berúthiel auf diesem Wege in ihre Heimat zurück, wo sie den Rest ihres Lebens unter ihres Gleichen verbrachte.
Die Geschichten von Saurons Mund, den Nazgûl und Berúthiel wohnt allen eine gewisse Tragik Inne, welche jedoch durch das grausame Wesen ihrer Besitzer und Besitzerinnen an Gewicht verliert. Und doch gehören auch die Schwarzen Númenórer wie die Lichtgestalten und Heldentum zu Tolkiens Legendarium um Mittelerde dazu und verleihen seinen Erzählungen einen ganz besonderen Zauber.
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