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#witchywomen: Lúthien - Tolkien frei nacherzählt (Teil 2)

Schon wieder fand sich Lúthien eingesperrt. Schon wieder wollten Männer über ihr Schicksal bestimmen. Schon wieder wollte jemand ihre Liebe zu Beren brechen. Doch diesmal traten keine Tränen der Wut in ihre Augen, stattdessen rann durch ihre Adern kalter Zorn. Und diesmal war sie auch nicht allein.


Huan, der große Jagdhund aus Valinor war an ihrer Seite und verstand, welches Unrecht Lúthien durch seinen Herren Celegorm widerfahren war. Celegorm und dessen Bruder Curufin, Söhne Feanors und Herrscher der Noldor, hatten Lúthien auf dem Weg zu Berens Rettung gefangengenommen und sie in ihre Höhlenfeste in Nargothrond verschleppt.


Mit Lúthien als Geisel wollte Celegorm Thingol erpressen; er plante Lúthien zu ehelichen und den Elbenkönig von Beleriand zu stürzen. Doch dies würde Lúthien nicht geschehen lassen, niemals. Auch wenn immer noch Wut auf ihren Vater ihr Herz umfing, wollte sie nicht, dass ihm ein Leid geschehe.


Nachdem Huan das erste Mal ihr Verlies aufgesucht hatte, schöpfte Lúthien Hoffnung: Der große Jagdhund hatte sich ihre Geschichte angehört und schien – insbesondere bei den Berichten über Beren und seiner Liebe zur Natur – Mitleid empfunden zu haben. Nach vielen weiteren Gesprächen willigte Huan ein, ihr bei der Flucht zu helfen und seinem Herren die Treue zu versagen.



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Und so geschah es auch: Auf seinem Huans entkam die Tochter Melians der ungerechten Gefangenschaft und machte sich zusammen mit ihrem neuen Gefährten auf nach Tol-in-Gauroth, wo Beren noch immer mit Finrod in Saurons Kerkern einsaß. Jede Nacht schickte der Handlanger Morgoth‘ seine Werwölfe in das Verlies, um einen der Gefährten der beiden edlen Helden zu fressen. Sauron wusste zwar nicht, wen genau er gefangen hielt, aber ahnte, dass er einen berühmten Elbenfürst gefangen hatte. Mit den täglichen Besuchen der hungrigen Wölfe in ihrem Verließ, versuchte er, Finrod zu brechen. und ihn sich Untertan zu machen.


Und so kam es unvermeidlich dazu, dass eines Abends nur noch Finrod und Beren übrig waren. Doch Finrod verteidigte Beren mit seinem Leben gegen den Werwolf, welcher eigentlich gekommen war, um Lúthiens Geliebten zu fressen. Mit bloßen Händen erlegte der tapfere Finrod den Angreifer, jedoch bezahlte er mit einem hohen Preis: Er verlor sein Leben.


Damit hatte Finrod aber den Eid erfüllt, den er vor einigen Jahrzehnten niemand anderem als dem Vater Berens geschworen hatte. In der Schlacht des Jähen Feuers hatte Barahir den Noldorelben gerettet, woraufhin ihm jener als Zeichen seines Dankes und seiner Schuld einen Ring geschenkt hatte. In der weiteren Geschichte bekannt als „Barahirs“ Ring. Nach dem Tod Barahirs, den er und seine Geführten durch Verrat im Jahr 460 des Ersten Zeitalter fanden und den sein Sohn, welcher als einziger überlebte, mitansehen musste, ging der Ring in die Hand Berens über.


Als Unterpfand der ewigen Freundschaft und bedingungslosen Hilfe zwischen Noldor und Menschen hielt Beren diesen Ring in Ehren und als ihn Thingol auf seine unglückselige Reise geschickt hatte, bat er Finrod um seine Unterstützung. Dass ihn dieser Freundschaftsdienst das Leben kosten könnte, war dem Noldorelb, aber auch Beren bewusst und trotzdem weinte Beren bitterlich um seinen Freund, als dieser in seinen Armen auf der Schatteninsel Saurons verstarb.


Lúthien sollte keinen Augenblick zu spät in Tol-in-Gauroth ankommen. Finrod war nur eine Nacht zurvor in die Hallen Mados‘ verschieden. Doch am Tor wurden sie bereits von einer Schar Werwölfe erwartetet. In ihren Augen flackerten die Schemen der verfluchten Geister, welche von Sauron höchstpersönlich in die Körper der Wölfe gesperrt worden waren und niemals Erlösung erfahren sollten. Unerschrocken warf sich Huan in den Kampf und besiegte all seine Gegner. Doch Sauron gab noch nicht auf und schickte seine letzte Waffe: Draugluin, den Stammvater der Werwölfe von Angband. Dieser erhielt den Auftrag, Huan und Lúthien um jeden Preis zu töten.


Der Kampf zwischen Huan und Draugluin verschlug Lúthien den Atem. Einerseits fürchtete sie um ihren Freund, andererseits wusste sie, dass eigentlich kein anderer Wolf Huan gewachsen sein konnte – egal wie groß seine Pranken und verderbt seine Seele war. Und so gewann Huan schlussendlich den erbitterten Kampf. Draugluin zog schwer verletzt den Schwanz ein, schleppte sich noch bis vor den Thron Saurons und starb dort wie ein elender Hund zu seinen Füßen.


Währenddessen befreiten Huan und Lúthien Beren, der kaum glauben konnten, seine Geliebte noch einmal wiedersehen zu dürfen. Sie fielen sich in die Arme, von unbändigem Glück erfüllt und Lúthien küsste Berens Haupt. Es war ein kleiner Moment der vollständigen Seeligkeit, die die beiden dort im dunklen Kerker von Tol-in-Gauroth erfuhren. Dieser Augenblick sollte jedoch nicht ewig währen, denn sie mussten schnellstmöglich wieder die Flucht ergreifen- und außerdem stand ihnen eine weitere gefährliche Reise und ein noch gefährlicherer Gegner bevor.


Diesen mussten sie jedoch ohne die Hilfe von Huan besiegen, denn der große Jagdhund, welcher der göttlichen Heilkünste mächtig war, verließ das Paar, nachdem er Lúthien geholfen hatte, den erschöpften und im Kampf gegen die Wölfe an der Seite Finrods verwundeten Beren gesundzupflegen. „Ich kehre zurück zu meinem Herren, Celegorm, wie es von mir verlangt wird“, sprach Huan, „Doch seid euch meiner Treue gewiss, Herrin Lúthien. Wann immer Ihr mich braucht, werde ich da sein“.


So machten sich Beren und Lúthien allein auf den Weg zu Morgorth‘ Festung, um einen Silmaril zu stehlen.

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