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AutorenbildJacqueline

#poe-me: Abschied nehmen

Abschied nehmen, nicht mehr umdreh‘n,

losgelassen, flieg‘ davon.

Schau‘ nach vorne, weitergeh‘n

und im Ohr schwingt noch ein Ton.


Abschied nehmen ist mehr als bloß ein Gefühl, es ist vielmehr eine Reise, die ein jeder von uns in seinem Leben nicht nur einmal antreten muss – doch ist Abschied jedes Mal anders. Er begegnet uns in vielerlei Gestalt, mal ist es ein Freund, der unwiederbringbar aus deinem Umkreis verschwindet und zu einem Fremden wird, ein andermal ist es ein Abschied auf Zeit, weil man für ein Auslandssemester das Land verlässt, aber mit der glücklichen Aussicht auf ein Wiedersehen. Und manchmal ist es der Tod, der Menschen, die lange oder auch nur kurze Zeit an unserer Seite weilten, für uns unerreichbar zu machen scheint. Ihre körperliche Präsenz ist für immer ab diesem Zeitpunkt verloren. Was bleibt ist jedoch in jedem Fall Erinnerung.


Stille, Leere, Gefühlschaos.





Abschied nehmen, lass‘ es gehen,

ganz befreit und schwerelos.

Und doch bleib‘ ich manchmal stehen,

ja, was mach‘ ich hier denn bloß?

Lauf‘ ich weg oder stell‘ ich mich?

Ist das Flucht oder nur Traumgetanze?

Oder lass‘ ich mich im Stich,

geh‘ ich weg oder aufs Ganze?







Mit Abschieden umzugehen, ist niemals leicht und niemals gleich. Manchmal überrollen dich die Gefühle, sie schwappen wie Wellen der stürmischen See an das Ufer deiner Seele. Sie reißen Stücke davon fort wie Sand und Gestein, nur umso sie nach einiger Zeit wiederzubringen. Manchmal sind Abschiede aber auch vollkommen still, sie gehen mit einer Leere einher, die nicht nur die absente Person im Leben hinterlassen hat, sondern sich ebenfalls in deinem Innersten breitmacht. Und gleichzeitig lässt jene Leere Raum entstehen, so viel Raum, dass du gefühlt innerlich drohst zu platzen und doch, wenn du dich diesem näherst, hörst du nur das Echo deiner eigenen Schritte.

Abschiede verändern, aber versehren dich nicht, wenn du der Zeit Zeit gibst, zu heilen.


Abschied nehmen, Hände schütteln,

Abschiedskuss, jetzt ist’s vorbei.

Und du kannst auch nicht dran rütteln,

denn es sei nun, wie es sei.


Manchmal wünschte man, man könnte vor Abschieden davonlaufen, sie hinauszögern, wie das Aufstehen nach dem Weckerklingeln. Aber diese Vorstellung ist nur ein Phantasma, am Ende muss man doch das Bett verlassen, sich anziehen und einem Menschen Lebewohl sagen … und das sollte man auch tun. Verabschieden ist nämlich eine Geste des Respekts gegenüber dem anderen und gleichzeitig eine Geste der Akzeptanz, jemanden gehen zu lassen. Dies ist wichtig, auch wenn es schmerzt und einen innerlich zu zerreißen scheint ... und doch sorgt es dafür, dass jene Wunde wieder heilen kann. Egal, ob der Abschied eine Befreiung oder eine Verletzung ist, am Ende ist es wiederum nur eine von vielen Narben, die einen zu dem Menschen machen, der man ist. Sie erinnern uns, was es heißt, zu leben, zu fühlen und daran, was es heißt, Mensch zu sein:


Abschied nehmen heißt erkennen,

was nicht ewig ewig ist.

Kannst nicht fliehen, kannst nicht rennen,

weil es dich doch trotzdem trifft.

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