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AutorenbildJacqueline

#poe-me: Das Selbstportrait

... und ich stehe vorm Spiegel und frage mich,

bin ich das? Äußerlich? - Ja, sicherlich.

Doch hinter der Reflektion im spiegelnden Glas,

steckt noch so viel mehr, da ist noch was.

 Hinter den Pupillen verborgen, steht sie frei

im Atelier meines Geistes, die Staffelei.


Die Leinwand da drauf zeigt eine Person,

seit frühester Zeit kenne ich sie schon.

Sie ist niemand anderes als Ich allein,

so wie ich jetzt gerade bin, in meinem ganzen Sein.

Die Schichten an Farbe mehrere Daumen dick

verwehren auf frühere Versionen den Blick.

So viele Pinselstriche tanzten schon über die Fläche,

Farben und Zeit rannen über sie wie wilde Bäche.

 

Und nicht nur ich allein hatte den Pinsel in der Hand,

sondern auch andere Menschen, geliebt, getroffen oder nur anverwandt.

Auch sie zeichneten einige Facetten von mir,

manche ihrer Schattierungen sieht man noch hier.

Was jedoch am Ende bleibt, bleibt meine Entscheidung,

ist ein Selbstporträt doch eine ganz persönliche Selbstbeschreibung.


Oft kommt der Zeitpunkt, an dem ich altes radiere,

oder bloß neu konturiere, beziehungsweise auf meine Art anders straffiere.

Dabei ist nur wichtig, dass ich nicht aus den Augen verliere,

wer ich wirklich bin, ansonsten droht großes Geschmiere.

Aber selbst das hat mein Portrait bereits überstanden,

nicht immer kann das Leben eine ruhige Hand verlangen.


Doch heute, ganz die stolze Künstlerin,

blicke ich zufrieden zu meinem Bildnis hin.

Was ein Spiegel nie im Stande zu zeigen sein wird,

da es einen Menschen nur reflektiert, nicht interpretiert.

Das Selbstbildnis hingegen ist, was unsere wahre Schönheit offenbart,

und uns nicht bloß aus einer einfachen Reflektion anstarrt.


Es ist das, was uns ausmacht, uns als Mensch beschreibt,

jedoch stets nur im Moment und nicht für die Ewigkeit.

 Unser ureigenes, heiliges Portrait unseres Selbst

enthüllt, für wen du dich selber hältst.

Es zeigt dir zudem, was noch möglich sein kann

und bietet dir unendliche Paletten von Farben an.

 

Am Ende entscheidest du, wer die Leinwand ziert,

der Fokus liegt auf dir, bleib einfach unbeirrt.

Zu viele Köche verderben den Brei,

das gilt fürs Kochen, aber auch für die Portraitmalerei.


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