Du lässt uns deine Ankunft fürchten, aber bist längst schon da. Du kommst aus dem Schatten, dem Schatten unserer selbst. Mal pirschst du dich an, überfällst uns in der Nacht, mal trittst du ins Licht – vollkommen unvermittelt und blendest uns mit deinem quälenden Schein.
Du sitzt uns auf der Brust, greifst uns an der Lunge vorbei ins Herz, nimmst uns den Atem, lässt uns erzittern und erfreust dich daran. Du lässt uns bluten und gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren. Du lässt es uns heiß und kalt werden, du bist der lebendige Tod, das kalte Grauen, das uns den Schweiß auf die Stirn treibt.
Du bist da und mal nicht – und trotzdem existierst du weiter. Du lässt uns manchmal im Glauben, es gäbe dich nicht mehr, als wärst du verschwunden, so plötzlich wie du kamst. Aber du schaust uns zu, du sitzt verborgen in der hintersten Ecke unseres Selbst und doch versuchen wir dich stetig außerhalb zu suchen. Es ist viel einfacher, gegen einen Feind im Außen als im Inneren zu kämpfen – deshalb kämpfen wir oftmals gegen Windmühlen, wenn wir glauben, dich zu bekämpfen.
Und doch, auch wenn du dazu neigst, uns alles schwerer zu machen, verleihst du Flügel. Du bist der Vulkanausbruch, der die Erde wieder fruchtbar macht. Du sähst in deiner Hoffnungslosigkeit den Samen des Vertrauens, du bist die Keimzelle des Mutes. Du nimmst uns die Kraft und gibst uns im Moment der Schwäche die Selbsterkenntnis. Du zeigst uns Verlust und gleichzeitig was wir alles haben. Du gibst uns die Möglichkeit, das Licht heller zu sehen, weil deine Dunkelheit schwärzer als schwarz ist. Du bist der Pfeil, der uns verwundet, damit das Gift austreten kann, das in unseren Adern fließt.
Du bist die Angst und doch bist du Hoffnung auf bessere Zeiten.
Du bist die Angst, die uns erst wagemutig machen kann.
Du bist die Angst, die direkt neben der Furchtlosigkeit schlummert.
Du bist ein Begleiter, der ein Leben lang bei uns bleibt, der uns antreibt, der uns zeigt, wir können alles schaffen – selbst dich zu besiegen, wieder und wieder.
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